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Mürrische Monster

Mürrische Monster

Titel: Mürrische Monster
Autoren: Royce Buckingham
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sausende Comicfigur. Dann knallte er gegen die Wand.
    RUMMS!
    Das sperrige Bett schob sich ungelenk um die Ecke, während Richie sein Gleichgewicht wiederfand und ihm nachsetzte.
    Nathan war bereits aufgestanden. Als er das Tohuwabohu hörte, trat er aus seinem Zimmer und griff gelassen nach der Schulter seines Lehrlings, so dass Richie abrupt zum Stehen kam.
    »Mal wieder verschlafen?«, fragte Nate.
    »Ich will ein anderes Bett«, maulte Richie.
    »Ich musste als Lehrling dasselbe benutzen.«
    Richie stampfte trotzig mit dem Fuß auf. »Komm schon, Nate. Das blöde Ding rennt jede Nacht woandershin. Gestern bin ich nach dem Aufwachen in die Kloschüssel getreten.«
    »Ist eklig, ich weiß. Ist mir auch passiert«, pflichtete Nate ihm bei, dann reichte er Richie einen Putzlappen und einen Eimer Wasser. »Hier. Der Flur müsste mal wieder gewischt werden«, sagte er und ging davon.
    Stirnrunzelnd schüttete Richie etwas Wasser auf den Boden und begann zu schrubben.
    Während er sich durch den Flur arbeitete, kam er an der Eisen- und der Holzmaske vorbei, die einander gegenüber an der Wand hingen – die zänkischen Lärmdämonen.
    »He, Kleiner«, sagte Eisengesicht, »musst du die ganze Arbeit im Haus allein machen?«
    »Haltet den Mund, ihr Gruselfratzen«, sagte Richie. »Ich kenne euer Problem.«
    »Wie der Lehrer, so der Schüler«, sagte Holzauge und ruckte am Wandnagel hin und her.
    »Dhaliwahl hat Nate auch immer die Drecksarbeit erledigen lassen«, setzte Eisengesicht nach.
    »Ist ein richtiger Teufelskreis«, bemerkte Holzauge.
    »Ich hör nix.« Richie hielt sich die Ohren zu.
    »Er nutzt dich aus, Junge«, sagte Eisengesicht.
    »La-la-la-ich-hör-nix-la-la-la«, trällerte Richie, während er die beiden Miesmacher zurückließ und sich so schnell wie möglich im hinteren Flurende zu schaffen machte.
    »Lass dir nichts gefallen«, rief die Holzmaske ihm nach und riss theatralisch die bunt umrandeten Augen auf.
    Als Richie fertig war, machte er sich an die nächste – und unangenehmste – Aufgabe seiner täglichen Pflichten – die Fütterung des TIERS. Er schleppte die beiden Eimer voller Fischinnereien durch die Eingangshalle.
    »Mach schon, beweg dich«, knurrte er den senffarbe-nen indischen Teppich an.
    Der Teppich wogte zur Seite und gab die im Boden eingelassene Falltür frei. Als Richie herantrat und sich bückte, um sie zu entriegeln, bäumte sich der Teppich noch einmal auf und stieß ihm in den Rücken.
    »He!« Richie erschrak. Die Fütterung war schon heikel genug. Er konnte keine zusätzlichen Überraschungen gebrauchen. »Soll ich dir einen Fischsaucenfleck verpassen, der nie wieder rausgeht?« Drohend schwenkte er einen der Eimer mit Glibberzeug. »Ich bin heute nich zu Spaßen aufgelegt, verstanden?«
    Der Teppich gab Ruhe, und Richie wandte sich wieder der Falltür zu. Er holte tief Luft, löste die schwere Eisenstange aus der Verankerung und begann, die Fischinnereien durch das Gitter und über die Futterraufe in den Keller hinabzuschütten, wo das TIER in der Dunkelheit auf sein Fressen wartete.
    Richie hörte, wie die blutige Mixtur die Raufe hinunterpatschte und tief unten auf den Kellerboden spritzte. »Hoffentlich erstickst du an einer Gräte«, rief er hinab.
    Ein Knurren schallte zu ihm herauf. Seufzend trat Richie die Falltür zu und verriegelte sie rasch.
    «Eklig, grauenhaft und lebensgefährlich«, murmelte er vor sich hin. »Die grässlichste Arbeit aller Zeiten.«
    Manchmal kam sich Richie wie ein Gefangener vor in diesem Haus, in dem sie die widerspenstigen Manifestationen des Chaos hüteten. Nach dem jahrelangen Leben auf der Straße fühlte er sich hier drinnen machmal wie in einem Käfig. Es war nett von Nate gewesen, einen kriminellen, obdachlosen jungen Streuner wie ihn bei sich aufzunehmen, und das Haus bot ihm einen willkommenen Unterschlupf, aber irgendwie war das Ganze auch eine Art freiwilliger Stubenarrest. Mit den ganzen Hausdämonen im Nacken, die ihn regelmäßig fast um den Verstand brachten, kam er sich manchmal vor wie in einer privaten Irrenanstalt, in der es nur zwei Insassen gab, nämlich ihn selbst und seinen jugendlichen Mentor, und er war gar nicht ganz sicher, ob sie beide nicht vielleicht wirklich verrückt waren.
    Er musste hier raus, beschloss er. Es gab auch draußen Aufgaben für ihn, an der frischen Luft und in der Normalität des ersten Tageslichts.

3. Kapitel
    Das Ende der Bierdämonen
    Den Bierdämonen im McHale’s Irish Pub in Seattles
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