Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muenchen - eine Stadt in Biographien

Muenchen - eine Stadt in Biographien

Titel: Muenchen - eine Stadt in Biographien
Autoren: Franziska Sperr
Vom Netzwerk:
also bereits mit einem Fuß ein Löwe – bis zu der schicksalhaften Begegnung. Als er sich mit einem Löwen-Kicker lautstark anlegte und der ihm eine kräftige Watschn verpasste, änderte der Franz seine Pläne und wechselte zum FC Bayern München. Die richtige Entscheidung im richtigen Moment!
    In den folgenden Jahren hatten Sportschau-Fanatiker, Stadion-Abonnenten, Experten und Fans, aber auch diejenigen, die weniger übrig hatten für Bundesliga und Meisterschaften, gemeinsam ihren Spaß: Das Trio Franz Beckenbauer,
Gerd Müller
und
Sepp Maier,
das schon in der Regionalliga Süd als fußballerisches Dream-Team aufgefallen war, überzeugte sowohl auf dem Platz als auch in den Medien mit hohem Unterhaltungswert. Der Kaiser, der Bomber und der Kasperl. Beckenbauer, der Elegante, der den Körperkontakt mied und sich als Libero bewegte, als hätte man einen Choreografen für diesen Tanz über den Rasen engagiert. Müller, das Phänomen, den sie wegen seiner Schüsse und der eindrucksvollen Oberschenkel den Bomber nannten, der vor dem gegnerischen Tor immer an der richtigen Stelle war, schoss – bumm! – und traf, ohne lange zu fackeln, der weltbeste Mittelstürmer seiner Zeit. Und Maier, Torwart und Volkskomödiant, der nichts versprach und fast alles hielt, ein hintersinniger Pfiffikus mit holzgeschnitztem Kasperlkopf, jedes Interview mit ihm eine bayerische Gaudi. Die drei des FCB . Sie haben dem Verein das nötige Selbstbewusstsein für die Zukunft eingeimpft.
    MEISTER ALLER KLASSEN UND ZEITEN
    Wenn man sich heute über die mindestens einmal wöchentlich stattfindenden öffentlichen Trainings informiert, kann man auf dem
Vereinsgelände des FC Bayern
in der
Säbener Straße
des Kaisers sportliche Nachfahren bei Liegestütz und Dribbelübungen beobachten. Eintritt frei. Mit etwas Glück sind auch die ergrauten Herren Müller und Maier zu sehen. Als lebende Legenden, die zum FCB gehören wie das Bier zum Radi. Auch die alten Mitstreiter
Uli Hoeneß
und
Karl-Heinz Rummenigge
gehen hier ein und aus. Der Franz freilich bewegt sich in anderen Sphären.
    Beckenbauers persönliche Erfolge seit Anfang der 60 er-Jahre des vorigen Jahrhunderts sind legendär: vier deutsche Meisterschaften mit den Bayern sowie vier Pokalsiege, dreimal Europokalsieger der Landesmeister, Weltpokalsieger, Europa- und Weltmeister mit der Nationalmannschaft. Trotzdem blieb ihm sein sportlicher Ehrgeiz treu, oder er ihm. Er hob nicht ab, trainierte fleißig, rollte weiter das bayerische »R«, auch als er bei Cosmos New York (dreimal US -Meister) und, von 1980 bis 1982 , beim Hamburger SV spielte (Deutscher Meister 1982 ).
    2 . Halbzeit. Auf die aktive Zeit als Spieler folgte bei Beckenbauer 1984 die noch aktivere als Teamchef, eine Position, die für ihn erst geschaffen werden musste, als er die Verantwortung über die Deutsche Nationalmannschaft übernahm, aber keine Trainerlizenz vorweisen konnte. Der smarte, tänzerische Kicker von einst zeigte im neuen Job unbekannte Härten: Als sich, während der WM 1986 , der Ersatztorhüter Uli Stein eine Anspielung auf ein Beckenbauer-Werbefilmchen der Firma Knorr erlaubte – »Schmeckt prima, und so richtig kräftig, müssen Sie probieren!«  – und den Franz als »Suppenkaspar« bezeichnete, verstand der keinen Spaß. Stein musste seine Sachen packen und sofort nach Haus fliegen.
    Vielleicht war solche Rigorosität in dem neuen Job wichtig, um sich Respekt zu verschaffen, vielleicht liegt der Mangel an Selbstironie auch in seiner Natur. Er kann nämlich auch anders. Ganz leise zu spüren war das hin und wieder in der TV -Sendung »Doppelpass«, wenn er talentfreie Vorstopper, Provinzpolitiker oder Journalisten als Luschen vorführte. Das Lächeln war zwar immer noch ein mildes, aber die darunter liegende Schicht aus gefrorener Selbstherrlichkeit und kaiserlicher Arroganz blieb dem, der nicht nur den netten älteren Herrn sehen wollte, nicht verborgen.
    Chefallüren, ganz normal und weltweit praktiziert, aber eben auch Könnerschaft: 1990 führte er die deutsche Nationalelf zur Weltmeisterschaft, und wir erinnern uns dankbar an die Szene, als er allein und völlig in sich versunken nach dem gewonnenen Endspiel über den Platz ging, während seine Spieler Ehrenrunden im Stadion drehten. Große Posen braucht das Volk.
    Seit Ende der 1990 er-Jahre tourt er durch die Welt als charismatischer Funktionär und Sportpolitiker. Er holte die WM nach Deutschland und lief noch einmal zu großer Form auf:
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher