Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen

Titel: Mrs Murphy 02: Ruhe in Fetzen
Autoren: Rita Mae Brown
Vom Netzwerk:
Frühjahr würde sie den Zaun entlang dem Bach zwischen ihrem Grundstück und Foxden erneuern müssen. Ihre Scheune hatte dieses Jahr einen neuen roten Anstrich mit weißer Verzierung bekommen. Die Heuernte war gut gediehen. Die Ballen, aufgerollt wie riesige »Shredded Wheats«, waren an der Ostumzäunung aufgereiht. Alles in allem bestellte Harry 120 Morgen. Sie wurde die Arbeit auf der Farm nie leid, und am glücklichsten war sie, wenn sie auf dem vorsintflutlichen, gut fünfunddreißig Jahre alten Ford-Traktor eine Egge oder einen Pflug übers Feld zog.
    Sie stand gerne morgens um halb sechs auf, nur im tiefsten Winter fiel es ihr ein bisschen schwer, aber dann tat sie es trotzdem. Die Arbeit draußen nahm so viel von Harrys Freizeit in Anspruch, dass sie mit der Instandhaltung des Hauses nicht immer nachkam. Es hatte einen frischen Außenanstrich nötig. Innen hatten Susan und sie es letzten Winter gestrichen. Sogar Mrs Hogendobber war für einen Tag gekommen, um zu helfen. Harrys überdimensionales Sofa und die Sessel müssten neu bezogen werden. Ihre Eltern hatten die Stücke 1949 kurz nach ihrer Heirat auf einer Versteigerung erstanden. Sie schätzten, dass die Möbel aus den Dreißigerjahren stammten. Harry war es ziemlich egal, wie alt die Möbel waren; es waren jedenfalls die bequemsten, auf denen sie je gesessen hatte. Mrs Murphy und Tucker durften sich ungehindert auf dem Sofa lümmeln, deswegen mochten es die beiden auch.
    Ein schmaler Bach mit starker Strömung bildete die Grenze zwischen Harrys Grundstück und Foxden. Tucker kletterte die Böschung hinunter und tauchte hinein. Das Wasser war nicht tief. Mrs Murphy, die Wasser nicht viel abgewinnen konnte, beschrieb einen Kreis, nahm einen Anlauf und sprang sowohl über den Bach als auch über Tucker hinüber.
    Von dort sausten sie zum Haus, vorbei an der kleinen Anhöhe mit dem Friedhof. Aus einem Fenster im ersten Stock fiel Licht in die Dunkelheit. Riesengroße Styrax-, Walnussbäume und Eichen beschirmten das 1837 erbaute Fachwerkhaus, das einen Anbau von 1904 hatte. Mrs Murphy kletterte auf den hohen Walnussbaum und spazierte lässig auf einen Ast, um in das erhellte Zimmer zu spähen. Tucker winselte und stöhnte am Fuß des Baumes.
    »Schnauze, Tucker. Du bist schuld, wenn wir hier weggejagt werden.«
    »Sag doch mal, was du siehst.«
    »Erst, wenn ich wieder unten bin. Woher sollen wir wissen, ob dies nicht ein Mensch mit guten Ohren ist? Es gibt nämlich welche, die gut hören.«
    In dem erhellten Zimmer war Blair Bainbridge mit der Drecksarbeit beschäftigt, die Tapete mit Dampf zu lösen. Schmutzige Streifen mit Pfingstrosenmuster, die Blüten in einem schauerlichen Pink, hingen herab. Hin und wieder setzte Blair das Dampfgerät ab und riss an der Tapete. Er hatte ein T-Shirt an, an seinen Armen klebten kleine Stückchen Tapete. Ein tragbarer CD-Player auf der anderen Seite des Zimmers spendete mit Bachs Erstem Brandenburgischem Konzert ein wenig Trost. Weder Möbel noch Kisten standen herum.
    Mrs Murphy kletterte vom Baum herunter und berichtete Tucker, dass nicht viel los sei. Sie drehten eine Runde um das Haus. Die Sträucher waren zurückgestutzt, der Garten gemulcht, die toten Zweige von den Bäumen geschnitten. Mrs Murphy öffnete das Fliegengitter vor der Hintertür. Auf der Veranda davor standen zwei Regiestühle; eine Apfelsinenkiste diente als Tisch. Der alte schmiedeeiserne Fußabtreter in Form eines Dackels lag immer noch gleich links neben der Tür. Weder Katze noch Hund konnten sich hoch genug recken, um zum Hintertürfenster hineinzusehen.
    »Lass uns in den Stall gehen«, schlug Tucker vor.
    Der Stall – sechs Boxen und in der Mitte ein kleiner Wirtschaftsraum – hatte nichts Außergewöhnliches zu bieten. Die Böden in den Boxen sahen aus wie Mondkrater; sie mussten aufgefüllt und geebnet werden. Blair Bainbridge würde sich an dieser Arbeit die Zähne ausbeißen. Boxen festzustampfen war schlimmer, als mit Lehm und Steinstaub beladene Schubkarren zu schleppen. Überall hingen Spinnweben, ein paar Spinnen beendeten soeben ihre Wintervorbereitungen. Mäuse räumten mit den Körnern auf, die in der Futterkammer übrig geblieben waren. Mrs Murphy bedauerte, dass sie nicht die Zeit hatte, mit ihnen Fangen zu spielen.
    Sie verließen den Stall und inspizierten den Transporter und den Anhänger, beides nagelneu. Wer konnte sich gleichzeitig einen neuen Transporter und einen Anhänger leisten? Mr Bainbridge lebte offensichtlich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher