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Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist

Titel: Mrs Murphy 01: Schade, dass du nicht tot bist
Autoren: Rita Mae Brown
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– und am nächsten Tag wach zu bleiben. Aber richtig schwer schuften mussten wir nie. Vielleicht drei Häuser im Jahr. Der Absatz ist einfach, sobald sich der Trubel gelegt hat. Eine kleine Fuhre nach Wilmington oder Charlotte. Ein Abstecher nach Memphis. Die hochnäsige Mim würde sterben, was? Sie rümpft ihre lange Nase über Gott und die Welt, aber sie verkehrt mit einem Verbrecher – einem eleganten Verbrecher allerdings.«
    »Große Gewinnspanne, wie?«
    »Oh ja, süß sind die Früchte des Kapitalismus – eine Lektion, die du nie gelernt hast, Mädchen. So, die Zeit ist um.« Seine hypnotische Stimme verhieß, dass alles gut ausgehen würde, dass das Ganze bloß ein köstlicher Ulk war.
    Harry schob sich näher an die Öffnung heran und gab Coop pantomimisch zu verstehen, dass sie ihre Waffe hinauswerfen würde. Cooper nickte. Mrs Murphy sträubte kampfbereit ihren Schwanz.
    »Du wirfst den Molotowcocktail nicht rein. Das Feuer würde dein ganzes Lager vernichten. Der Rauch und die Erschütterung würden ganz Crozet hierherlocken. Damit wäre alles verdorben. Wenn wir ins Geschäft kommen wollen, sollten wir uns lieber von jetzt an vertrauen. Du wirfst deine Waffe zuerst hin, und Officer Cooper wirft ihre raus.«
    »Du willst mich wohl für dumm verkaufen, Harry. Ich werfe meine Waffe nicht zuerst hin«, ereiferte er sich.
    »Du bist doch so kreativ, Josiah. Überleg dir was«, spottete Harry. »Du könntest uns aushungern, aber Rick Shaw würde deine Abwesenheit bemerken. Und unsere auch. So geht’s nicht. Wir sollten lieber jetzt zu einer Einigung kommen.«
    »Du bist hart im Verhandeln.«
    »Man soll eine Frau nie unterschätzen«, äffte Harry ihn nach. »Es wäre unangenehm, wenn einer von uns den anderen töten würde; denn du könntest die Leiche erst mitten in der Nacht beseitigen, und in dieser Hitze fängt sie nach zwei bis drei Stunden zu stinken an. Das wäre widerlich.«
    »Ganz recht«, erwiderte Josiah knapp. »Was würdest du tun, wenn ich der Tote wäre?«
    »Was du mit Maude getan hast. Dann würde ich ein Jahr warten, und Coop und ich würden deine Waren verkaufen. Oh, wir haben nicht deine Kontakte, Josiah, aber ich bin sicher, dass wir etwas herausschlagen könnten.« Sie log, was das Zeug hielt.
    »Sei kein Esel! Mit mir kannst du ein Vermögen verdienen. Wenn du’s auf eigene Faust machst, wirst du erwischt.«
    »Bis hierher bin ich immerhin schon gekommen.«
    Es folgte ein langes Schweigen. Der ungezündete Molotowcocktail wurde vor die Öffnung gelegt. Josiahs Hand zog sich geschwind zurück.
    »Ein unumstößlicher Beweis dafür, was für ein Heiliger ich bin. Da ist der Molotowcocktail.«
    »Josiah« – Harry hoffte noch immer, ihn durch Gespräche ablenken zu können –, »wie hast du die Poststempel gefälscht?«
    »Meine latente künstlerische Ader gelangte vorübergehend an die Oberfläche.« Er lächelte. »Ich verfüge über diverse Wachse, Farben, Beizen, etwas Goldbronze, alles Mögliche, um die Möbel zu restaurieren. Ich habe eine Farbe zusammengemischt und die Stempelbuchstaben aus alten Typen zusammengesetzt. Der Text kam mithilfe meines Computers zustande. Ich finde, die Postkarten waren ein Bravurstück. Zu gern habe ich mir das Gesicht des armen Rick Shaw vorgestellt, wie er versucht, daraus schlau zu werden – nachdem er gemerkt hat, dass die Postkarten ein Zeichen waren. Du hast es sehr schnell gemerkt. Ich war ungeheuer beeindruckt.«
    »Aber du hattest keine Angst?«
    »Ich? Nie.«
    »Deine Waffe.« Harrys Stimme ließ die Forderung klingen wie eine höfliche Bitte.
    »Was ist mit Coop? Ist sie wirklich da drin? Ich möchte ihre Stimme noch mal hören. Woher weiß ich, dass du sie nicht inzwischen umgebracht hast?« Josiah stellte seinerseits eine Forderung. Er wollte hören, wo Coop war.
    »Hier.« Cooper nickte Harry zu. Dann stellte sie sich geschwind neben Mrs Murphy. Tucker legte die Vorderpfoten auf die Lore.
    Harry sagte auf Coopers Zeichen: »Ich zähle bis drei, dann wirfst du deine Waffe hin. Sie wirft ihre hin. Eins … zwei … drei.« Sie warf ihre Pistole hinaus, und gleichzeitig warf Josiah seine in die Öffnung.
    Er hatte eine zweite Waffe. Er verschwendete keine Zeit. Er stürmte in den Tunnel und feuerte wild um sich. Mrs Murphy sprang mit ausgefahrenen Krallen auf seinen Kopf. Dann rutschte sie auf seinen Rücken. Tucker stieß die Lore an, die trotz ihres langsamen Tempos Josiah aus dem Gleichgewicht warf, als sie in ihn hineinrumpelte.
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