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Mr. Sex

Mr. Sex

Titel: Mr. Sex
Autoren: Carolin Mueller
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gebräunten Gesicht. Er war beim Friseur gewesen und trug seine Haare ein wenig kürzer als sonst, was ihm sehr gut stand. Wir begrüßten uns mit einem vorsichtigen Kuss. Immerhin hatten wir uns jetzt fast eine Woche nicht gesehen und standen ja gerade am Anfang einer wundervollen Beziehung. Wir gingen Hand in Hand ins Wohnzimmer, wo Herr Schmitt auf dem Sofa sitzend auf uns wartete.
Wigald blieb wie versteinert stehen. „Was soll das?“ fragte er tonlos.
„Ich dachte, du freust dich?“ erwiederte ich.
Wigald drehte sich auf dem Absatz um. Ich hielt ihn am Arm fest:
    „ Jetzt sprecht doch wenigstens miteinander. Ihr seid Vater und Sohn! Wie lange willst du noch deinen Vater für den Tod deiner Mutter verantwortlich machen?“
„Lass mich los“, fauchte mich Wigald an und wollte sich aus meiner Umklammerung befreien.
„Wigald“, sagte sein Vater leise, „bleib doch hier. Lass uns reden. Es tut mir so leid, wie alles gekommen ist.“
„Ich will nicht mit dir reden.“ Wigald zischte die nächsten Worte:
    „ Und jetzt? Was machst du jetzt? Machst du dich auch an Chris ran? Das kannst du doch so gut. Viel Spaß ihr beiden.“
Wigald befreite sich aus meiner Umklammerung und flüchtete aus der Wohnung. Die Tür knallte laut ins Schloss.
    Na, das ist ja mal richtig gründlich in die Hose gegangen. Ich hatte es doch nur gut gemeint.

„Das war wohl nichts“, sagte Herr Schmitt. „Ich brauch jetzt einen Schnaps!“
„Hab ich nicht. Nur Weizenbier“, sagte ich auf dem Weg in die Küche.
„Auch gut.“
Ich schenkte ihm sein Bier ein und machte mir selbst eine Flasche Sekt auf, die ich für die große Versöhnung kalt gestellt hatte. Ich setzte mich meinem Chef gegenüber in den Sessel.
    „ Ich verstehe seine Reaktion gar nicht“, ich sah Herrn Schmitt fragend an. „Warum hat Wigald denn so barsch reagiert? Die Scheidung ist jetzt doch schon sechs Jahre her.“
„Ich habe ihnen nicht die ganze Wahrheit erzählt“, sagte Herr Schmitt, „aber erst einmal schlage ich vor, wir duzen uns.“
    Herr Schmitt hob sein Glas: „Ich heiße Hans-Karl.“
Warum sollte der Sohn einen besseren Namen bekommen als sein Vater?
    „Christina.“
    Wir prosteten uns zu.
    „ Hör zu, Christina. Also, es ist nicht ganz so einfach darüber zu sprechen. Ich habe mich damals ziemlich mies verhalten. Aber ich hatte mich eben verliebt.“ Er schwieg eine Weile.
„Sie, äh, du hast deine Exfrau wegen einer anderen Frau verlassen. Und deshalb ist Wigald so sauer?“ überlegte ich, „weil du seine Mutter betrogen hast?“
„Ja, schon. Das größere Problem an der ganzen Sache war, ja...“, wieder stockte er.
    „ Du kennst doch meine Frau Sabine?“
„Ja, klar.“
„Ich habe Sabine vor acht Jahren kennen gelernt. Sie hat mir von Anfang an gefallen, obwohl sie so viele Jahre - um genau zu sein 28 Jahre - jünger war als ich. Sie war so voller Energie und Lebensfreude." Seine Gedanken schweiften für einen Moment ab. "Wie dem auch sei, ich habe mich in sie verliebt. Und liebe sie jeden Tag mehr. Sie macht mich zum glücklichsten Menschen auf der Welt.“
Ich schaute ihn aufmerksam an.
„Das Problem: Wigald liebte sie genauso! Sie war seine Freundin.“
    Herr Schmitt, Hans-Karl, sah mich schuldig an.
Bumm.
    Das ist ja der Hammer!
    Dieses Geständnis schlug ein wie eine Bombe. Ich war sprachlos. Da hatte der alte Kerl tatsächlich seinem Sohn die Freundin ausgespannt!
„Ääh“, stammelte ich, „und wie hat er es erfahren?“ Ich hoffe doch nicht in flagranti?" fragte ich Scherzes halber.
„Das war das Schlimmste an der ganzen Heimlichtuerei“, erklärte Hans-Karl und blickte betreten zu Boden. „Er hat uns erwischt. Im Ehebett. Oh, Gott, wenn ich daran denke, wie er uns angeschaut hat. Es war der fürchterlichste Moment in meinem ganzen Leben. Und jede Nacht sehe ich sein Gesicht vor mir...“
    Er nahm einen großen Schluck aus seinem Glas. „Und dann ist er weggerannt und hat nie wieder mit mir geredet. Kein einziges Wort! Bis heute.“
 
    Es entstand eine lange Pause.
„Und wie ging es dann weiter?“
„Meine Ex-Frau und ich haben uns getrennt. Ich liebte Sabine und wollte mit ihr zusammen sein. Wigald ist am nächsten Tag ausgezogen. Er hat auch mit Sabine niemals darüber gesprochen. Sabine wurde schnell schwanger und wir beschlossen zu heiraten. Meine Exfrau hat sich am Tag unserer Scheidung das Leben genommen. Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten. Wigald hat sie gefunden. Jetzt
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