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Mr Pink Floyd

Mr Pink Floyd

Titel: Mr Pink Floyd
Autoren: Michele Mari
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Aber machen wir einen Sprung siebzig Jahre zurück.
    1939 wurde ich von der Armee gefragt, ob ich als Aufmunterung für unsere Jungs auf dem Weg an die Front ein Lied singen könnte, das Ross Parker und Hugh Charles eigens dafür geschrieben hatten. Über ein Jahr lang habe ich jeden Dienstag und jeden Freitag am Kai 8 im Hafen von Dover We’ll meet again gesungen. Gleichzeitig verbreiteten Lautsprecher am Hafen von Ramsgate jeden Montag und Donnerstag mein auf Platte aufgenommenes Lied. Für Abertausende junger Männer war dies die letzte Englisch sprechende weibliche Stimme. Was habe ich da gesungen? Dass wir uns eines Tages wiederbegegnen würden, dass sie an einem sonnigen Tag zurückkehren würden … Ist es meine Schuld, dass es nicht so war? Mister Kubrick schien das zu glauben, als er ausgerechnet am Ende seines Films über Doktor Stranamore, während man Atombomben explodieren sieht, mein Lied abspielte. Geschenkt. Aber auch Mister Waters schien dieser Ansicht zu sein, der mir einen Song in THE WALL widmete, in dem es sich so anhört, als hätte ich die vielen Jungs in eine Falle gelockt … 1979 war ich seit einer Weile in Vergessenheit geraten: Aber als Verräterin in Erinnerung zu bleiben, passte mir irgendwie nicht, von daher schrieb ich Mister Waters einen Brief. Überraschenderweise antwortete er mir sogar. Ich
sage »überraschenderweise«, da ich von seinem schwierigen Charakter bereits hier und da gehört hatte. Er schrieb mir jedoch nicht nur mit der Absicht, sich zu entschuldigen, sondern auch, um mich einzuladen, an einem der Livekonzerte von THE WALL mitzuwirken: Am 8. August 1980 holte mich eine Limousine ab und brachte mich zum Earl’s Court, wo ich in dem Moment, als der Song mit meinem Namen dran war, vor zwanzigtausend Zuschauern auf die Bühne geschickt wurde. Niemand schien etwas zu bemerken, erst als mich Mister Waters am Ende des Songs dem Publikum mit einer Verbeugung vorstellte, erhob sich ein Applaus, wie ich ihn noch nie in meinem Leben gehört hatte. Am 30. August 2009 hat mein Sammelalbum THE VERY BEST OF VERA LYNN die Spitzen der englischen Charts erklommen, wenn ich mich aber für den glorreichsten Tag meines Lebens entscheiden müsste, einen einzigen Tag, den ich mit in das Nichts nehmen könnte, dann wäre das der 8. August 1980.

ACHTUNDZWANZIGSTES GESTÄNDNIS
    Der Hund (10)

    Ich hatte schon wieder diesen schrecklichen Traum. Ich spiele Schlagzeug, und auf einmal kommt einer mit einem weiten schwarzen Mantel und einer Kapuze über dem Kopf auf mich zu. In den Händen hält er einen großen Metallkanister. Ohne ein Wort stellt er sich vor eine meiner Trommeln und zieht einen Stopfen heraus, der mir vorher noch nie aufgefallen ist. Dann hebt er den Kanister an und gießt eine rote Flüssigkeit, die Blut zu sein scheint, in sie hinein, so lange, bis die Trommel mit der gurgelnden Flüssigkeit vollgelaufen ist. Das macht er mit all meinen Trommeln, stopft sie wieder zu und geht. Dann fange ich wieder an zu spielen, produziere aber ganz merkwürdige Geräusche, wie ein Unterseedonnern. Ich schaue mich nach meinen Kumpels um, aber die sind nicht da, nur ihre Instrumente stehen verlassen auf der Bühne. Daraufhin schaue ich ins Publikum, aber auch dort ist alles leer … leer bis auf einen einzigen Zuschauer, den ich kaum erkennen kann, da die Scheinwerfer auf mich gerichtet sind … aber am Ende erkenne ich ihn doch, es ist Bonzo! Vollgeschmiert mit seinem tödlichen Erbrochenen sitzt er da und grinst … Als er aufhört zu grinsen, merke ich, dass der Kapuzenmann wieder da ist, und höre, dass er an einem Verstärker herumfummelt, aber ich traue mich nicht, in seine Richtung zu sehen … nach einer Weile schallt ein fürchterliches Gewieher durch den Theaterraum, und dann wache ich auf.

VIERUNDZWANZIGSTE KLAGE
    John Lydon

    Wie ihr seht, habe ich meinen richtigen Namen wieder angenommen. Die Sex Pistols hat’s ja nur so dermaßen kurz gegeben, dass Johnny Rotten einfach mit ihnen untergehen musste. Von 1975 bis ’79, genau so lange haben wir ausgehalten, sozusagen von WISH YOU WERE HERE bis THE WALL … Die Titel nenne ich nicht aus reiner Willkür, schließlich sind Pink Floyd in diesen Jahren zu einer wahren Obsession für uns geworden… Irgendjemand hat mein berühmtes T-Shirt, meine ich, bereits erwähnt… Ich hatte drei Serien anfertigen lassen, »I hate Pink Floyd « mit einem Schwein drauf, »I hate Who « mit einer zertrümmerten Gitarre und »I hate Led Zeppelin
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