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Mr. Pattapu und das Geheimnis des alten Hauses

Mr. Pattapu und das Geheimnis des alten Hauses

Titel: Mr. Pattapu und das Geheimnis des alten Hauses
Autoren: Carola Kickers
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Plüschball, der am liebsten auf dem Sofa lag, während Melody am Fenster die
vorüberziehenden Vögel und die anderen Tiere in ihrem großen Garten beobachtete. Dann
zuckte ihr Schwanz wild hin und her, so als wolle sie hinter ihnen her jagen. Doch das wäre
unter ihrer Würde gewesen! Ab und zu ließ sie sich zu einem Spiel mit dem Katzengefährten
herab, wenn es ihr selbst zu langweilig wurde. Dann ärgerte sie Mr. Pattapu solange, bis
dieser vom Sofa hüpfte und hinter ihr her lief. Allerdings gelang es ihm selten, sie einzuholen,
denn Melody konnte wie ein Tennisball blitzschnell auf Schränke und Kommoden hüpfen und
von oben auf den Kater herabsehen, der viel zu faul war, um Anlauf zu nehmen.
    Du wirst mich niemals fangen , grinste sie frech von oben herunter. Oft wandte sich der Kater
dann ab und schlug den Weg zur Küche ein, um einen kleinen Happen Leber abzustauben –
sein Lieblingsgericht, bei dem Melody nur das Gesicht verzog. Nach draußen gingen die
beiden Katzen kaum, höchstens mal im Sommer auf die Terrasse, um sich zu sonnen. Das
riesige Haus bot ihnen genug Platz.
    Mr. Pattapus Lieblingsplatz war der ursprünglich als Kinderzimmer gedachte Raum, in den
der Major seit dem Tod seiner Frau niemals wieder hineinging und auch Rosie tat dies nur ab
und zu zum Lüften. Dann schlich der Perserkatzer hinter der Haushälterin her und versteckte
sich unter dem Bett, bis diese wieder gegangen war. Wenig später kam er hervor und stellte
sich vor den Spiegel, der bis zum Boden reichte, um seine stattliche Statur und sein leuchtend
rotes Fell zu bewundern. Wenn er sich von den Menschen unbeobachtet fühlte, trug der
Perserkater gern ein Monokel wie sein Herr und benahm sich wie ein Offizier und Gentleman.
Er fühlte sich dem englischen Adel ebenso verpflichtet wie der Major und ahmte seinen Herrn
gar zu gerne nach. Das Monokel und auch der kleine Zylinder einer Puppe passten ihm
haargenau. Ganz stolz patrouillierte er dann vor dem großen Spiegel auf und ab. Hach, jetzt
fehlt mir nur noch ein Orden, wie der Major sie in seinen Schlachten verdient hat, dann wäre
alles perfekt, dachte er dabei. Aber wer sollte wohl einer Katze einen Orden verleihen und
wofür? Nein, diesen kleinen Wunsch behielt er für sich, ebenso wie sein Geheimnis. Nicht
einmal Melody war ihm jemals hier herauf gefolgt. Das Zimmer lag unter dem Dach und
besaß ein großes, rundes Atelierfenster, durch das viel Licht hinein schien. Schade, dass es
niemals benutzt worden war. Dies hier war jetzt SEIN Zimmer. Es war für ihn voller Schätze.
Es gab außer den Puppen noch unberührte Kartons mit Spielen und Baukästen. Außerdem
einen großen Kleiderschrank voller Anziehsachen, eine leere Wiege und einen Wickeltisch.
Alles wurde von Rosie regelmäßig gepflegt und sah aus wie neu. So, als ob jeden Augenblick
ein kleiner Junge oder ein kleines Mädchen dieses Zimmer in Besitz nehmen könnte. Dabei
hatte Major Fowley nach dem Tod seiner Frau diesen Raum nie wieder betreten. Gegenüber
dem Bett stand ein großes, naturgetreu lackiertes Schaukelpferd. Ein hübscher Apfelschimmel
mit rotem Zaumzeug. Manchmal träumte Mr. P. davon, wie er als General auf diesem
Schimmel vorangaloppierte, um das Königreich vor Angreifern zu schützen. Am Ende seines
Traumes erhielt er immer einen Orden. Doch jetzt war keine Zeit zum Träumen.
    Was sollte nun aus ihnen dreien werden? Vor allem die nervöse Melody machte sich sehr
große Sorgen und fraß
kaum etwas.
Sie neigte sowieso ein wenig
zur Hysterie. Der
Perserkater dagegen blieb stets die Ruhe selbst, auch in dieser ungewöhnlichen Situation.
    „Es w
ird schon alles gut werden. Rosie sorgt für uns“, versicherte er ihr immer wieder, doch
die schöne Katze mochte ihm nicht so recht glauben. Es war plötzlich so unheimlich ruhig in
diesem Haus. Die Uhren tickten wie immer ihr eintöniges Lied, doch die Stimme ihres
Herrchens und der Geruch seiner Pfeife fehlten. Nur die vielen Fotos an den Wänden
erinnerten noch an ihn, aber auch sie würden irgendwann einmal verblassen – genau wie die
Erinnerungen.
    Wahrscheinlich brauchen Menschen genau aus diesem Grunde ihre Fotos, weil sie Angst
haben, zu vergessen, überlegte Melody, als sie wieder einmal voller Sehnsucht auf die mit
Bildern in unterschiedlichen Rahmenformen geschmückte Wohnzimmerwand blickte. Es gab
große und kleine, viereckige und ovale, Bilder mit einzelnen Personen und einige mit vielen
Soldaten. Bilder aus fernen Länden und sogar
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