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Mr. K: Thriller (German Edition)

Mr. K: Thriller (German Edition)

Titel: Mr. K: Thriller (German Edition)
Autoren: J.A. Konrath
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oben zeigte. Dann schlich ich mich in die Gasse.
    Der Gestank nach verfaultem Abfall wurde immer schlimmer, so schlimm, dass ich ihn in meiner Kehle spürte. Ich ging langsam voran und ließ den Blick auf der Suche nach möglichen Verstecken abwechselnd nach links und nach rechts schweifen. Als ich an einem parkenden Auto vorbeikam, schaute ich nach, ob sich jemand darunter oder dahinter versteckte.
    »Um Gottes willen, von dem Gestank kommen mir die Tränen«
, sagte Harry.
»Das stinkt ja so, als ob ein paar Fettsäcke mit Körpergeruch verschimmelten Käse gegessen und zusammen auf eine verweste Leiche geschissen hätten.«
    Ich wunderte mich, dass Harry bei dem vielen Rasierwasser überhaupt noch etwas riechen konnte.
    »An dir ist ein Dichter verloren gegangen, McGlade.«
    »Wieso? Hab ich was gesagt, das sich gereimt hat?«
    Ich spähte in einen dunklen Eingang, konnte den Glatzkopf dort aber nicht finden, und lief weiter in die Gasse hinein.
    Plötzlich hörte ich einen Schrei.
    Er kam von irgendwo weiter vorne. Eine Männerstimme, die etwas hohl klang.
    Dem Glatzkopf musste irgendetwas Furchtbares zugestoßen sein.
    Ich bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. Ich war erst seit zwei Wochen bei der Sitte. Obwohl ich nur eine gewöhnliche Streifenpolizistin war, hatte ich mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, meine Uniform abzulegen und in Zivil zu arbeiten. Aber dann stellte sich heraus, dass ich mich wie eine Nutte kleiden musste, und ich fühlte mich ohne Uniform irgendwie nackt. Wenn man nur einen knappen Mini trug, war es nicht leicht, auf hart zu machen.
    Ein weiterer Schrei hallte durch die Gasse. Das kleine Mädchen in mir, das Angst hatte, wenn es nachts ein Gewitter gab, wollte sich auf der Stelle umdrehen und das Weite suchen.
    Aber wenn ich meine Furcht die Oberhand gewinnen ließ, würde Harry dies in seinem Bericht erwähnen. Dann müsste ich wieder Streife fahren – ein Job, der noch weniger respektiert war.
    Ich schluckte meine Angst hinunter und ging weiter. Jetzt hielt ich meine Dienstwaffe vor mir und zielte damit in die Richtung, aus der die Schreie gekommen waren. Die Beretta war eine Double-Action-Pistole und musste laut Dienstvorschrift mit entspanntem Hahn getragen werden. Dadurch kam es seltener vor, dass sich aus Versehen ein Schuss löste. Zumindest in der Theorie. Ich hielt den Finger so fest am Abzug, dass ein starker Windstoß genügt hätte, um mich abdrücken zu lassen.
    »Siehst du ihn?«
, fragte Harry. Seine Stimme klang durch den Hörer, aber ich konnte ihn auch weiter vorne in der Gasse hören.
    »Bis jetzt noch nicht.«
    »Vielleicht schreit er so, weil er den Gestank nicht aushält.«
    Ich glaubte nicht, dass dies der Fall war. Ich hatte bei Polizeieinsätzen schon eine Menge Schreie gehört. Freudenschreie. Angstschreie. Schmerzensschreie.
    Das da war ein Schrei, in dem pures Entsetzen mitschwang.
    Nur ein paar Meter von mir entfernt schepperte etwas. Ein Müllcontainer. Ich lauschte mit angehaltenem Atem und vernahm ein Wimmern. Es kam aus dem Behälter.
    »Er ist in einer Mülltonne«, sagte ich zu Harry.
    »Wahrscheinlich sitzt er mitten in einem großen Rattennest.«
    Ich näherte mich schnell dem Container. Es war dunkel, aber ich sah, dass der Deckel offen stand.
    »Polizei!«, rief ich laut und hoffte, dass meine Stimme dabei nicht zitterte. »Kommen Sie mit erhobenen Händen raus!«
    Der Glatzkopf gehorchte. Aber irgendetwas stimmte mit ihm nicht. Statt zwei Händen sah ich drei.
    Ich trat näher an ihn heran und erkannte, dass die dritte Hand nicht seine war. Sie gehörte einer Frau. Und sie hing nicht mehr an ihrem Körper. Der Glatzkopf hielt sie in der Hand und auf seinem Gesicht spiegelte sich pures Entsetzen.
    Jemand tippte mir auf die Schulter. Ich erschrak. Es war Harry.
    »Sieht so aus, als hätte er ein Geburtstagsgeschenk für dich, Jackie. Und etwas Handliches noch dazu.«
    Mein Magen verkrampfte sich. Ich beugte mich vor und kotzte auf meine kaputten Schuhe. Die falschen Locken, die mir ins Gesicht hingen, bekamen auch etwas ab. Als ich mich das letzte Mal übergab, rutschte der Sender aus meinem BH und landete mitten in der Kotze.
    »Alles Gute zum Neunundzwanzigsten«, sagte Harry.

Heute
10. August 2010
    Ich rollte mich auf meine linke Seite. Meine Schultern brannten und meine Finger wurden wegen der eingeschränkten Blutzufuhr allmählich taub. Ich schloss die Augen und versuchte meine Muskeln zu entspannen. Ein Krampf wäre jetzt die
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