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Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell

Titel: Mr. Chartwell - Hunt, R: Mr. Chartwell
Autoren: Rebecca Hunt
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Schönheit nicht gleich ins Auge fiel. »Du bist ein hübsches Mädchen, Es. Wir wollen doch nur, dass du glücklich bist.«
    Beth ließ sich einfach nicht ignorieren. »Wir haben dich einfach gern. Ich und Big Oliver auch, wir haben dich gern.« Big Oliver war Beths Mann, ein freundlicher Fels in der Brandung.
    Esther sah sie an. Zahllose Stunden lang, den Arm um ihre Schulter gelegt, hatte Beth zugehört. Beim Gedanken daran platzte Esthers Herz auf wie ein Eidotter. Sie breitete die Hände aus, was so viel hieß wie: Glaub mir, Beth, ich nerve mich selbst.
    Da ihr somit verziehen war, stupste Beth umgehend Esthers Nase mit einem Finger nach oben. »Liebste Es, wir wollen einfach, dass du einen netten neuen Mann kennenlernst und dich verliebst und viele kleine Knirpse bekommst.«
    Esther stieß Beths Finger fort. »Ich bin noch nicht so weit. Vielleicht noch ein Weilchen, dann kann ich auch – «
    Aber da ihr verziehen war, schnitt Beth ihr das Wort ab und knuffte sie mit dem Ellbogen. »Noch ein Weilchen? Tschk. Das höre ich nicht zum ersten Mal.«
    Sie zog einen Lippenstift aus der Tasche und handhabte ihn gekonnt. Dann schnappte sie sich Esthers Notizbuch, drückte sorgfältig ihre Lippen auf die Seite und hielt es ihr hin.
    »Beth!« Esther blickte den roten Mund auf ihren Notizen an.
    Hinten am Fenster wies die Bibliotheksangestellte den Mann auf den Lambeth Palace hin. Er stellte dem Rücken ihrer Bluse ein paar Fragen, und sie drehte sich um und deutete mit ausladenden Stewardessbewegungen auf eine Reihe von Regalen. Ein freundlichesZähnefletschen,undsieließihnamFensterstehen.Mitmühsam unterdrückter Besorgnis blickte er hinter ihr her. Er konsultierte das dicke Einweisungsheft, das neue Mitarbeiter erhielten. Das Rascheln hastig umgeblätterter Seiten beschleunigte sich und brach ab, als er im Register nachschlug.
    Esther starrte immer noch auf Beths Papierkuss.
    »Na, na, na!«, machte Beth mit erhobenem Zeigefinger, als Esther anfing, sich zu beschweren. »Da hast du deinen – «
    Sie unterbrach sich, als der Mann zu ihnen trat. »Äh, guten Tag.« Er legte die Hand an den Knoten seiner Krawatte. »Guten Tag. Könnten Sie mir vielleicht behilflich sein?«
    »Sind Sie heute den ersten Tag hier?«, fragte Beth. So war es. Sie pfiff. »Viel Glück, Sie werden es brauchen.« Vollkommen übertrieben, schließlich war das hier nur eine Bibliothek. »Und lassen Sie mich raten, Sie suchen das Klo.«
    Seine Augen wichen zur Seite. »Ähm … ja.«
    Beth beschrieb ihm den Weg, indem sie einen Plan mit hilfreichen Orientierungspunkten in die Luft zeichnete.
    »Schön«, sagte der Mann. »Schön, danke sehr.«
    »Ich könnte Sie auch hinführen, wenn das einfacher wäre«, sagte Esther.
    Ihre sanfte, verschlafene Stimme gefiel ihm. Er lächelte sie an. »Nein, ich komme schon zurecht. Trotzdem vielen Dank.«
    Er entfernte sich, doch in der Tür drehte er sich noch einmal um. »Ich heiße übrigens Mark Corkbowl.« Er fügte die überflüssige Erklärung hinzu: »Nur, äh … nur damit Sie wissen, wie ich heiße.«
    »Freut uns, Ihre Bekanntschaft zu machen, Corkbowl«, antwortete Beth.
    »Sie können Mark zu mir sagen, wenn Sie – «
    Beth hörte gar nicht hin. »Sie können jederzeit zu mir kommen, wenn Sie was brauchen, Corkbowl.«
    »Oder sagen Sie Corkbowl zu mir«, meinte er leise. »Corkbowl tut’s auch.« Er winkte ihnen zu, um Lässigkeit bemüht. Dann schritt er mit atemberaubender Unlässigkeit von dannen.
    Beth schnitt hinter seiner entschwindenden Gestalt eine Grimasse, bevor sie noch ein paarmal kräftig auf das Notizbuch pochte. »Da hast du deinen ersten Kuss gratis, Es. Jetzt musst du weitere sammeln gehen, sonst erlischt deine Mitgliedschaft.«
    »Wird gemacht, Beth.« Esther riss die Seite heraus und legte sie beiseite. »Ich muss nur noch jemand finden, der dafür sorgt, dass ich gern Mitglied wäre.«
    Beth rutschte vom Schreibtisch und zwinkerte Beth im Davongehen fröhlich zu. »Michael hätte gewollt, dass du jemand kennenlernst und ihn küsst. Wenn er hier wäre, würde er es dir sofort befehlen.«
    Wenn er hier wäre, dachte Esther, während sie Beths Kuss zusammenknüllte und in den Papierkorb warf, wenn er hier wäre, Herrgott noch mal, hätte ich das gar nicht nötig.

6
    14 Uhr 30
    B evor wir anfangen, danke ich Ihnen allen für Ihr Kommen an diesem arbeitsreichen Mittwochnachmittag«, sagte der Premierminister. »Ich werde Sie nicht allzu lange aufhalten.«
    Der allgemeinen
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