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Mount Maroon

Mount Maroon

Titel: Mount Maroon
Autoren: Ethan Bayce
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von seiner Anwesenheit im Zylinder erfahren. So hat er nur leichte Verbrennungen davon getragen, die aber gut verheilen.“
    - „Ja, ja, schon gut, aber nun raus damit, Doc. Wer ist der Mann?“
    - „Da liegt das Problem. Er kann sich offenbar an nichts erinnern.“
    - „Glauben Sie ihm das?“
    Jenkins zog die Brauen hoch und sein Mund zeigte ein breites Grinsen.
    - „Wir verlassen uns hier natürlich nicht auf eine gemütliche Befragung bei einer Tasse Tee. Ich habe da meine Methode: Natrium-Thiopental, ein schnellwirksames Barbiturat, eine Art Wahrheitsserum. Der Unbekannte und ich hatten gestern eine Sitzung, von der er natürlich nichts mehr weiß.“
    - „Und?“
    - „Na ja, er kann sich, wie gesagt, an nichts erinnern. Das Einzige war, dass er von einem Autounfall berichtete. Ich denke, es liegt da ein tief sitzendes Trauma vor. Das Erlebnis muss schlimm gewesen sein. Es habe überall gebrannt, aber er wurde gerettet. Ich hielt es für das Beste darauf aufzubauen und dieses Ereignis vorerst als Grund für seinen Krankenhausaufenthalt anzugeben.“
    Myers war kein Freund von derartigen Psychospielen, er war ein gestandener Pragmatiker.
    - „Warum fragen Sie ihn nicht direkt nach diesem Unfall? Sicher, wir wollen vom Mount Maroon ablenken, aber führen wir ihn damit nicht weiter in die Irre?“
    - „Nein Raymond, ich bin mir im Augenblick nämlich nicht darüber im Klaren, ob dieser Unfall wirklich stattgefunden hat oder, wenn ja, ob unser Mann daran beteiligt war. Es ist durchaus denkbar, dass sein Gehirn das Erlebnis im Tunnel als Autounfall abgespeichert hat, da es diesbezüglich kein Erfahrungsschema kannte.“
    Dr. Jenkins machte eine Pause, sah an den Gesichtern der anderen aber, dass weiterer Klärungsbedarf bestand.
    - „Unser Gehirn sortiert Bilder, Töne, Gerüche oder sonstige Wahrnehmungen nach seinem Erfahrungshorizont. Es bringt sie mit bekannten Situationen in Verbindung, erkennt die Dinge sozusagen wieder. In völlig neuen, unbekannten Situationen versucht das Gehirn Ähnlichkeitsmerkmale zu isolieren und erinnert vor diesem Hintergrund bekannte Erfahrungsinhalte. Und genau so ein Fall könnte hier vorliegen. Deshalb möchte ich ihm ein Unfallszenario anbieten. Das wird früher oder später entweder auf Zustimmung stoßen oder im weiteren Verlauf eine ablehnende Haltung hervorrufen, die dann den Weg zu einer präziseren Erinnerung freilegt.“
    - „Verstehe, aber wieso besteht die Möglichkeit, dass er einen Unfall erinnert, an dem er nicht beteiligt war? Ich meine, nach dieser Theorie wird er entweder seinen realen Autounfall erinnern oder das Erlebnis im Tunnel reproduzieren können.“
    - „Grundsätzlich richtig, aber da ist noch etwas sehr Seltsames. Er behauptet ein gewisser Peter Saunders zu sein, der …“
    Dr. Jenkins Blick wanderte zu John Bartlett, der unruhig auf seinem Rokokostühlchen auf seinen Einsatz gewartet hatte. Jetzt sprach er mit einer, dem kleinen Kreis nicht angemessenen Posaunenstimme.
    - „Ein Mr. Peter Oswald Saunders, wie der Typ sich vollständig nennt, existiert nicht, weder unter der Adresse, die er angegeben hat, noch sonst wo in Amerika.“
    - „Wenn also der Name nicht stimmt, kann auch sonst alles reine Einbildung sein.“
    Dr. Jenkins schien seine eigene Einschätzung selbst nur wenig zu befriedigen, aber er war erfahren genug, um auch abwegige Möglichkeiten nicht gänzlich ausschließen zu wollen.
    Raymond Myers sah Jenkins und Bartlett trotz des Anflugs eines Lächelns unverwandt an.
    - „Wir haben es also mit einem Phantom zu tun, meine Herren?“
    - „Nun, es gibt Agenten, deren Tarnung über Jahre derart stabil ist, dass sie tatsächlich glauben, ein Anderer zu sein“, warf Jenkins ein.
    Robert Shane wandte sich an den Sicherheitsmann.
    - „Glauben Sie denn auch, dass wir es mit einem Agenten zu tun haben, Mr. Bartlett?“
    - „Was wir derzeit ausschließen können, ist, dass der vermeintliche Mr. Saunders Mitglied einer Umweltschutzeinrichtung ist. Erstens gibt es keine Meldungen darüber, dass die jemanden vermissen und zweitens haben wir recht gute Kontakte in die Szene.“
    Mr. Shane war überrascht. Er hätte es John Bartlett gar nicht zugetraut, derartige Verbindungen zu pflegen. Myers bemerkte die Verwunderung auf seinem Gesicht und übersetzte für ihn.
    - „Mr. Bartlett meint, die entsprechenden Organisationen sind bis in die höchsten Kreise infiltriert. Die eingeschleusten Beobachter halten uns über geplante Aktionen auf
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