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Morphium

Morphium

Titel: Morphium
Autoren: Agatha Christie
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Haus zu.
     
    »Ach, komm doch mit, Mary! Ein großartiger Film, mit der Garbo – spielt in Paris. Und das Drehbuch von einem erstklassigen Autor.«
    »Es ist furchtbar nett von dir, Ted, aber ich mag wirklich nicht.«
    Ted Bigland wurde zornig.
    »Ich kann dich gar nicht mehr verstehen, Mary. Du bist anders geworden – ganz anders.«
    »Nein, das bin ich nicht, Ted.«
    »Doch! Wahrscheinlich, weil du auf dieser feinen Schule und in Deutschland warst. Du bist jetzt zu gut für uns.«
    »Das ist nicht wahr, Ted. So bin ich nicht.«
    Sie sprach heftig.
    Der junge Mann, ein hübscher, stämmiger Bursche, sah sie trotz seines Ärgers mit bewundernden Blicken an.
    »Doch, du bist es, du bist beinahe eine Dame, Mary.«
    Mary sagte mit jäher Bitterkeit:
    »Beinahe ist nicht viel, wie?«
    In seinen Augen lag plötzliches Verständnis.
    »Nein, da hast du Recht.«
    »Überhaupt, wer schert sich heutzutage noch um diese Dinge? Damen und Herren und alles das!«
    »Es hat nicht mehr die Bedeutung wie früher – nein«, gab Ted zu. »Trotzdem, es ist ein Gefühl… Herrgott, Mary, du schaust aus wie eine Herzogin oder Gräfin oder so etwas.«
    »Das will nicht viel heißen. Ich habe Gräfinnen gesehen, die wie Altkleider-Händlerinnen aussahen!«
    »Nun, du weißt schon, was ich meine.«
    Eine stattliche Gestalt in einem schönen schwarzen Kleid kam auf sie zu. Die Frau warf einen scharfen Blick auf die beiden. Ted trat einen Schritt zur Seite.
    »Guten Tag, Mrs Bishop.«
    Mrs Bishop neigte gnädig ihr Haupt.
    »Guten Tag, Ted Bigland. Guten Tag, Mary.«
    Sie glitt weiter, ein Schiff unter vollen Segeln.
    Ted schaute ihr respektvoll nach.
    Mary murmelte:
    »Also sie ist wirklich wie eine Herzogin!«
    »Ja – sie hat so eine Art! – Verursacht mir immer so ein heißes Gefühl um den Kragen herum.«
    Mary sagte langsam: »Sie mag mich nicht!«
    »Unsinn, Mädel!«
    »Es ist wahr, sie mag mich nun einmal nicht. Sie sagt mir immer etwas Bissiges.«
    »Eifersüchtig«, erklärte Ted, weise mit dem Kopf nickend. »Das ist alles.«
    »Möglich, dass es das ist…«
    »Sicher, verlass dich darauf. Seit Jahren ist sie hier Haushälterin, kommandiert das Personal, ordnet alles an und jetzt entwickelt die alte Mrs Welman so eine Vorliebe für dich – das ärgert sie! Das ist alles.«
    »Es ist dumm von mir, aber ich kann es nicht ertragen, wenn jemand mich nicht mag! Ich will, dass die Leute mich gern haben.«
    »Das sind sicher nur Weiber, die dich nicht mögen, Mary! Eifersüchtige Katzen, die dich zu hübsch finden!«
    »Ich finde Eifersucht schrecklich.«
    Mary wandte sich zum Gehen.
    »Verzeih, Ted, ich muss fort. Ich bin schon spät dran.«
    »Wohin willst du?«
    »Ich gehe zu Schwester Hopkins Tee trinken.«
    Ted schnitt ein Gesicht.
    »Merkwürdiger Geschmack! Die Frau ist die ärgste Klatschbase im Dorf. Steckt ihre lange Nase in alles.«
    »Sie ist immer sehr nett zu mir.«
    »Ach, ich behaupte nicht, dass sie bösartig ist. Aber sie redet und redet!«
    »Auf Wiedersehen, Ted.«
    Sie eilte fort; er blieb grollend zurück.
     
    Schwester Hopkins bewohnte ein kleines Häuschen am Ende des Dorfes. Sie war selbst eben erst heimgekommen und legte gerade den Hut ab, als Mary eintrat.
    »Ah, da sind Sie ja! Ich habe mich ein wenig verspätet. Der alten Mrs Caldicott ging es wieder schlechter… Ich habe Sie eben mit Ted Bigland gesehen.«
    Mary sagte etwas matt:
    »Ja…«
    Schwester Hopkins, die eben das Gas unter dem Kessel anzündete, blickte lebhaft auf. Ihre lange Nase zuckte.
    »Wollte er etwas Besonderes, meine Liebe?«
    »Nein. Er lud mich nur ein, mit ihm ins Kino zu gehen.«
    »Aha«, nickte Schwester Hopkins prompt. »Nun, er ist natürlich ein netter junger Bursche und verdient ganz schön in der Garage, und seinem Vater geht es besser als den meisten anderen Farmern in der Gegend. Trotzdem, meine Liebe, scheinen Sie mir nicht dazu bestimmt, Ted Biglands Frau zu werden, bei Ihrer Erziehung und allem!«
    »Ich werd mir’s überlegen. Mrs Welman hat übrigens neulich mit mir gesprochen. Sie war furchtbar lieb, und es war genauso, wie Sie sagten. Sie will nicht, dass ich jetzt von ihr weggehe, sie würde mich vermissen; ich solle mir aber keine Sorgen um die Zukunft machen, sie würde mir helfen.«
    »Hoffen wir, dass sie das auch schwarz auf weiß niedergelegt hat. Kranke Leute sind oft merkwürdig.«
    »Glauben Sie, dass Mrs Bishop mich wirklich nicht mag oder bilde ich mir das nur ein?«
    Schwester Hopkins überlegte
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