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Morgens 15.30 in Deutschland

Morgens 15.30 in Deutschland

Titel: Morgens 15.30 in Deutschland
Autoren: David Werker
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Co-Korrektor gegengelesen! Wenigstens dieses Mal solltest du also jemanden über die Arbeit drübergucken lassen, damit beide Teams in gleicher Mannschaftsstärke aufgestellt sind!

    Bei der Abschlussarbeit heißt es ein letztes Mal: Kopieren, bis der Arzt kommt!
Binden lassen kannst du die Arbeit in jedem Copyshop um die Ecke, damit ist es in der Regel getan. Natürlich darfst du auch einen schicken Ledereinband aus norwegischer Finnwalvorhaut bestellen, der hervorragend zu den 290-Gramm-Seiten im Kate-Moss-Knochenfarbton passt, versehen mit einem edlen Lesezeichenbändchen, gewebt aus den Bauchnabelflusen des letzten Mohikaners. Im Normalfall steht der Kosten-Nutzen-Faktor bei solchen Arbeitsveredelungsmaßnahmen aber in keinem besonders vorteilhaften Verhältnis.
Ansonsten gilt: Während der Abschlussarbeit erleidest du noch einmal – ein letztes Mal – alle Höhen und Tiefen der wissenschaftlichen Textproduktion.
Zum letzten Mal musst du dir ein sinnvolles Thema überlegen und vor dem Dozenten rechtfertigen: „‚Eine sozialpsychologische Untersuchung zur Bewältigung von Konfliktsituationen am Arbeitsplatz – am Beispiel von Homer Simpson‘ finden Sie nicht gut?!“ Zum letzten Mal zögerst du den Beginn der Arbeitsphase bis zum allerletzten Moment hinaus. Zum letzten Mal polierst du deine Wohnung auf Hochglanz, stellst die Möbel um und fängst sogar damit an, deine Pflanzen zu gießen. Zum letzten Mal überwindest du dich: Du schreibst zum letzten Mal Sätze, die du selber nicht verstehst, verhedderst dich zum letzten Mal in den unübersichtlichen Quellenangaben, fluchst ein letztes Mal derart laut über die Tücken der Textformatierung und schlägst so gewaltsam auf die Sofakissen ein, dass die Nachbarin die Polizei ruft, weil sie glaubt, jemand würde vergewaltigt. Zum letzten Mal fließen Schweiß und Tränen. Zum letzten Mal bleibt dein Herz stehen, wenn zwölf Stunden vor Abgabe dein Computer abstürzt. Zum letzten Mal verlässt du für 72 Stunden die Wohnung nicht und hast die Rollos den ganzen Tag runtergelassen. Zum letzten Mal erstellst du, ohne mit der Wimper zu zucken, im Anhang eine gelogene Urheberrechtserklärung.
Und dann ist es plötzlich vollbracht: Ende, aus, Feierabend! Alles Weitere liegt jetzt nicht mehr in deiner Hand.
Ein paar Wochen später hast du bestanden. Es hat hingehauen! Mit einem Schlag hast du dein Studium abgeschlossen! Einfach so! Ist das nicht unglaublich?! Gut, Ingo Nommsen und Michel Friedman haben das auch geschafft – aber es fühlt sich trotzdem großartig an! Was du begonnen hast, damals, vor scheinbar so langer Zeit, hast du heute zu Ende gebracht. Es ist einer dieser wunderbaren Tage, an denen sogar in Hodenhagen oder in Siegen die Sonne scheint – du begreifst, dass alles möglich ist, du musst es nur wollen!
Was du jetzt natürlich ganz besonders willst, ist feiern: dich, dein Studium und deinen Erfolg. Also, hau rein, lass es krachen – du hast es dir verdient!
I have a Traumuni!
Was wäre eigentlich, wenn du die Uni nach deinen Bedürfnissen umgestalten könntest? Was wäre, wenn das Undenkbare denkbar wäre? Wie sähe dann deine Traumuni aus? Platin-Kopierkarten, die niemals dahinschwinden, Studiengebühren, die du nicht bezahlen musst, sondern die an dich überwiesen werden, ein AStA, der den Arsch hochkriegt und wirklich mal was bewegt ... okay, wir wollen’s jetzt auch nicht übertreiben! Meine ganz persönliche Traumuni besäße zum Beispiel ein kostenloses „Drive-in-Prüfungsamt“! Am Lautsprecher gibst du deine Bestellung auf, du sagst, welche Scheine und Unterlagen du dringend benötigst, am Fenster wird dir prompt alles druckfrisch ausgehändigt, und das Ganze kostet dich keinen einzigen Cent – und vor allem keine Nerven!
Ich finde, wenn es tatsächlich vorbei ist, nach gefühlten oder echten 18 Semestern, nach endlosem Seminarstress und grausamen Prüfungsqualen, blutig getippten Fingern und gnadenlos überzogenem Dispo („Eine Seite für 20 Euro, die ham sie doch nicht mehr alle bei ‚hausarbeiten.de‘!“), muss Träumen auch mal erlaubt sein. Nur ein, zwei, vielleicht dreihundert kleine Verbesserungsvorschläge zum Schluss als Anregung, das muss drin sein! Also, auf geht’s, die Augen schließen, zurücklehnen und dann das ganze Spielchen noch mal von vorne – aber diesmal nach meinen Spielregeln! Uniparadies, ich komme ...
An der Traumuni haben die Fakultäten unter der Woche durchgehend geöffnet. An der Traumuni geht die Woche
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