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Morgenlied - Roman

Morgenlied - Roman

Titel: Morgenlied - Roman
Autoren: Random House
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sich bitten, aber sie verstand etwas von guter Küche, dachte Gage, als er aufstand, um eine weitere Kanne Kaffee aufzusetzen. Er respektierte, dass sie für gewöhnlich offen ihre Meinung sagte und in Krisenzeiten einen kühlen Kopf bewahrte. Sie war keine schwache Frau, die gerettet werden musste.

    Sie roch nach Geheimnissen und schmeckte wie warmer Honig.
    Er hatte sie in jener Nacht auf der Lichtung geküsst. Natürlich hatte er geglaubt, sie müssten alle sterben, deshalb war es eher eine Geste der Verzweiflung gewesen. Aber er erinnerte sich noch genau daran, wie sie geschmeckt hatte.
    Wahrscheinlich war es nicht klug, daran zu denken - oder über die Tatsache nachzudenken, dass sie jetzt gerade nass und nackt oben unter der Dusche stand. Aber irgendwie musste ein Mann sich ja schließlich vom Kampf gegen das uralte Böse ablenken. Und auf Atlantic City hatte er auf einmal gar keine Lust mehr.
    Er hörte, wie die Haustür aufging, und dann erschallte Quinns lautes, fröhliches Lachen. Allein schon wegen ihres Lachens hatte Cal nach Gages Meinung mit Quinn das große Los gezogen. Ganz zu schweigen von ihrer Figur, den großen blauen Augen, dem Verstand, dem Humor und dem Mut.
    Gage schenkte sich frischen Kaffee ein und nahm eine weitere Tasse aus dem Schrank, als er Cal in die Küche kommen hörte.
    Cal ergriff die Tasse, die Gage ihm hinhielt, sagte »Hey« und trat zum Kühlschrank, um Milch herauszuholen.
    Für einen Mann, der seit dem Morgengrauen auf war, sah Cal recht frisch aus, fand Gage. Das lag wahrscheinlich am morgendlichen Training.
    Seine grauen Augen waren klar, sein Gesicht und sein Körper entspannt. Seine dunkelblonden Haare waren
feucht, und er roch nach Seife. Offensichtlich hatte er im Studio geduscht. Er goss Milch in seinen Kaffee und griff dann nach der Müslischachtel auf dem Schrank.
    »Willst du auch was?«
    »Nein.«
    Cal gab Müsli in eine Schale und goss Milch darüber. »Haben wir alle geträumt?«
    »Sieht so aus.«
    »Ich habe mit Fox gesprochen.« Cal lehnte sich an die Küchentheke und aß sein Müsli. »Er und Layla haben ebenfalls geträumt. Wie war deiner?«
    »Die ganze Stadt war voller Blut«, begann Gage. »Die Gebäude, die Straßen, jeder, der das Pech hatte, unterwegs zu sein. Das Blut blubberte aus den Bürgersteigen, regnete von den Gebäuden herunter. Und es brannte dabei.«
    »Ja. Anscheinend haben wir zum ersten Mal alle denselben Alptraum gehabt. Das muss etwas bedeuten.«
    »Der Blutstein ist wieder zu einem Stück zusammengewachsen. Wir sechs haben ihn wieder zusammengesetzt. Cybil hält den Stein für eine Kraftquelle.«
    »Und du?«
    »Mir bleibt nichts anderes übrig, als das auch so zu sehen. Wir haben nur noch knapp zwei Monate Zeit, um es herauszubekommen.«
    Cal nickte. »Es kommt immer schneller und immer stärker. Aber wir haben ihn mittlerweile schon zweimal verwundet, Gage.«
    »Beim dritten Mal sollten wir ihn besser ganz auslöschen.«

    Er blieb nicht da. Die Frauen verbrachten den größten Teil des Tages mit Recherche. Cal würde ins Bowl-a-Rama gehen und Fox musste die Kanzlei aufmachen. Und er, dachte Gage, war ein Spieler ohne Spiel.
    Also hatte er den Tag über frei.
    Er konnte zu Cals Haus zurückfahren, ein paar Anrufe tätigen und ein paar E-Mails schreiben. Er musste seine eigene Recherche anstellen. Er beschäftigte sich seit Jahren schon mit Dämonologie und Volkslegenden, und als sie das erste Mal ihre Daten miteinander verglichen hatten, hatten sie gut zusammengepasst.
    Götter und Dämonen hatten schon lange vor den ersten Menschen miteinander Krieg geführt. Als dann die Menschen ins Spiel kamen, waren sie bald in der Überzahl. Die Zeit der Menschen, hatte Giles Dent es genannt, wie Ann Hawkins, seine Geliebte, in ihren Tagebüchern geschrieben hatte. In der Zeit der Menschen blieben nur noch ein Dämon und ein Hüter übrig. Der Hüter wurde tödlich verwundet und übergab seine Macht und seine Mission an einen Jungen. Dessen direkter Nachfahre schließlich war Giles Dent gewesen.
    Gage überlegte, während er fuhr. Er akzeptierte Dent, akzeptierte, dass er und seine Freunde durch Ann Hawkins von Giles Dent abstammten. Er glaubte wie die anderen, dass Dent einen Weg gefunden hatte, um den Dämon gefangen zu nehmen. Allerdings war er selbst dadurch auch gefangen. Bis Hunderte von Jahren später die drei Jungen ihn und den Dämon schließlich befreiten.
    Er konnte auch akzeptieren, dass dieser Akt ihr
Schicksal gewesen war. Es
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