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Morgendaemmerung der Liebe

Morgendaemmerung der Liebe

Titel: Morgendaemmerung der Liebe
Autoren: Penny Jordan
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abschlägige Antwort lag ihr auf der Zunge, aber sie brachte sie nicht über die Lippen. Es war sechs Jahre her, seit sie das letzte Weihnachtsfest zu Hause gefeiert hatte. Sechs lange Jahre. Sie hatte Heiligabend mit ihrer Familie immer geliebt …
    „Sei einmal in deinem Leben nicht egoistisch und denke auch an jemand anderen“, verlangte Jake harsch. „Mein Vater ist ein kranker Mann, Jessica. Er vermisst dich.“
    Mit ausdrucksloser Miene schaute sie in sein Gesicht. Er hatte die Lippen zusammengepresst, seine Augen funkelten. Das dichte schwarze Haar konnte einen Haarschnitt vertragen. Er sah müde aus, fiel ihr auf, als sie für einen Moment seinen magischen Bannkreis verließ und einfach nur einen Gesprächspartner in ihm sah. Er hatte sie losgelassen, und sie war versucht, die Hand auszustrecken und die Falten auf seiner Stirn wegzustreicheln.
    Doch dann gewann Bitterkeit die Oberhand über Mitgefühl. Für ihn war es einfach, zu kritisieren und zu verdammen. Er musste ja nicht die Qualen ertragen, die sie in seiner Gegenwart verspürte. „Ich …“
    „Wenn du dir meinetwegen Gedanken machst … das ist unnötig. Mandy wird ebenfalls da sein, also brauchst du keine Zeit mit mir zu verbringen. Und ich bin auch nicht derjenige, den du bestrafst, wenn du wegbleibst.“ Jetzt verdüsterten sich seine Augen voller Verachtung. „Du siehst vielleicht aus wie eine erfolgreiche Geschäftsfrau, aber im Grunde genommen bist du nur ein verwöhntes und trotziges Kind.“
    Damit verließ er die Küche, und Jessica blieb zurück und kämpfte mit den Tränen. Wie konnte er es wagen, so mit ihr zu reden, ihr solche Vorwürfe zu machen? So tun, als hätte er sie nie verletzt? Er wusste, warum sie dem Zuhause fernblieb, in dem sie einst so über alle Maßen glücklich gewesen war. Aber er warf ihr vor, sich wie ein beleidigtes Kind zu benehmen. Ihn bestrafen? Mit nichts, was sie je tun könnte, würde sie das erreichen.
    Erst als die anderen Gäste nach dem Dinner schon gegangen waren, verkündete Jake lässig: „Hat Jessica euch schon gesagt, dass sie dieses Jahr zu Weihnachten nach Queensmeade kommt?“
    „Das wird Tante Margaret freuen!“, sagte Beth begeistert. „Oh Jessica, sie vermisst dich so! Wir fahren natürlich auch hin. Du kannst mit uns kommen, wenn du nicht mit dem eigenen Wagen fahren willst. Bis dahin sind ja noch zwei Monate, aber …“
    „Jessica fährt mit mir. Ich muss sowieso nach London, um Mandy abzuholen.“
    Mit anderen Worten, ihr blieb keine Möglichkeit, sich noch herauszureden. Jessica vermied es, Jake anzusehen.
    Amanda saß neben Jessica und lächelte ihr jetzt schüchtern zu. „Ich bin froh, dass Sie auch kommen“, flüsterte sie. „Jake ist manchmal so fürchterlich ernst.“ Sie zog eine kleine Grimasse und errötete, als Jessica sie verdutzt ansah. „Mein Vater ist ein reicher Mann – und ein altmodischer dazu. Er ist der festen Überzeugung, dass man die Finanzen nicht den Frauen überlassen sollte. Er will, dass ich heirate, und es sieht so aus, als hätte er Jake als den idealen Kandidaten ausgewählt. Wahrscheinlich sollte ich Ihnen das gar nicht erzählen.“
    Jessica sah den nervösen Blick, den Amanda Jake zuwarf, der sich angeregt mit Richard unterhielt.
    „Ich mag Jake, aber er kann so einschüchternd sein. Manchmal habe ich das Gefühl, er weiß gar nicht, dass ich da bin. Und er liebt mich auch nicht.“
    „Dann haben Sie ja nichts zu befürchten, oder?“ Jessica meinte, in einer schwarzen Komödie gelandet zu sein. Wieso hatte Amanda sich ausgerechnet sie als Vertraute ausgesucht?! Sie sah das junge Mädchen an und erkannte die Unsicherheit in seinem Gesicht.
    „Jake sucht eine Frau. Er wünscht sich einen Sohn, einen Enkel für seinen Vater, glaube ich eher, und … Na ja, es ist so schwierig, sich bei ihm durchzusetzen, nicht wahr?“
    Oh ja, stimmte Jessica in Gedanken zu. Jake konnte geradezu erschreckend starrsinnig und unnachgiebig sein, vor allem, wenn ihm jemand widersprach. Sie konnte sich gut vorstellen, dass ein junges und wohl eher unerfahrenes Mädchen von ihm überwältigt war, vor allem, wenn die Eltern eine Heirat vorantrieben.
    „Ich fühle mich noch nicht reif für die Ehe“, vertraute Amanda ihr jetzt an. „Ich will erst etwas aus meinem Leben machen. Was, weiß ich zwar noch nicht, aber eine Ehe ist auf jeden Fall noch nicht das, was ich will. Natürlich hat mir Jakes Interesse anfangs geschmeichelt, aber eigentlich will er mich gar
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