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Mordsschock (German Edition)

Mordsschock (German Edition)

Titel: Mordsschock (German Edition)
Autoren: Gaby Hoffmann
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gekommen sind!“, begrüßte er mich nervös blinzelnd. Hastig ergriff er meine dargebotene Hand und ließ sie sofort wieder fallen, als handle es sich um einen ekligen alten Lappen.
    Meine Fingerspitzen schimmerten grünlich – ein Souvenir der Holztür! Vermutlich glaubte mein Gegenüber, ich hätte eine ansteckende Krankheit oder bereits mangels ausreichender Körperpflege Grünspan angesetzt.
    Anstatt seinen Namen zu nennen, zückte er den Kuli. „Wenn es Ihnen recht ist, fangen wir gleich an.“ Seine Stimme war überraschend tief und männlich.
    Ich nickte gnädig. Schließlich erwartete ich, jetzt den Vertrag zu unterzeichnen und dann an die Arbeit zu gehen. Sektfrühstück oder Champagnerempfang hatte ich mir schon vor Jahren abgeschminkt.
    Fahrig rutschte das Männchen vor mir auf dem Stuhl herum und räusperte sich. „Wie sind denn so Ihre Arbeitszeiten?“
    Ach, das war ja mal ganz was anderes! Durfte ich die hier etwa diktieren? Ich zupfte den kurzen Rock zurecht und wuchs in meinem Stuhl. „Bisher habe ich von neun bis achtzehn Uhr, auch mal etwas länger, gearbeitet.“
    Das Männchen hob den Kopf und blickte mich an, als ob ich nicht ganz dicht sei. „So früh?“
    Das war ja nett! Kompromissbereit bot ich an, gerne jederzeit später anzufangen.
    Das Männchen gewann wieder etwas von seiner verlorenen Fassung zurück und setzte die nervige Fragenstellerei fort: „Wie sind Sie dazu gekommen, gerade diesen Beruf einzuschlagen?“
    Diese Runde ging an ihn, ich wurde unruhig. Vermutlich hatte ich den Job längst nicht in der Tasche, und er war irgend so ein Personalchef, der mich nochmals auf Eignung testete. Wohlüberlegt formulierte ich: „Ich interessiere mich für Menschen, und da lag es nahe ...“
    Das Männchen stoppte mich, während es auf seinem Block herumkritzelte. „Aber es gibt so viele andere Berufe, die mit Menschen zu tun haben und ...“, er hüstelte kurz, „ich will es mal so ausdrücken, etwas ehrbarer sind.“
    Nanu, war der Typ etwa ein Nestbeschmutzer von der Sorte ‚wir schimpfen auf Schmierenjournalisten und hängen uns das FAZ-Mäntelchen um‘? Ich überlegte, ob ich ihm den Käse vom investigativen Journalismus, der durchaus ein Wohltäter der Menschheit sein könne, aufs Brot schmieren sollte.
    Aber das neugierige Männchen hatte schon seine nächste Frage parat: „Gibt es Praktiken, die Sie ablehnen?“
    Ich überlegte vorsichtig: „Na ja, ich habe Respekt vor dem Tod, Pietät – Sie wissen schon! Als Witwenschüttlerin eigne ich mich wohl nicht!“
    Mein wissbegieriges Gegenüber fuhr in seinem Stuhl hoch, glotzte mich entsetzt an, zuckte zweimal wie ein altersschwacher Regenschirm, sackte dann in schiefer Haltung zusammen und schrieb emsig mit. Fasziniert betrachtete ich drei Schweißperlen, die ihm von der angestrengten Stirn auf die Nase tropften, als koste ihn seine Fragerei große Überwindung. Jetzt brachte die Feuchtigkeit seine Brille ins Rutschen. Er fing sie eben am linken Bügel auf. Konzentriert sandte er mir einen stechenden Blick zu, als ob das Malheur meine Schuld wäre.
    „Wenn Sie mit so vielen Männern zusammen sind, wie sieht es dann mit einer festen Beziehung aus?“ Ein rosiger Hauch flackerte über sein Gesicht, als wäre er stolz, diesen Satz über die Lippen gekriegt zu haben.
    Okay, ich bin bestimmt nicht verklemmt, aber das war zu viel! Mein Privatleben ging diesen fremden Typen überhaupt nichts an. „Waren Sie mal bei der Stasi?“ Ich schnappte meine Tasche, warf meine Lederjacke über und wollte mit den Worten ‚Entschuldigung, hier kann ich nicht bleiben!‘ einen eleganten Abgang machen. Der wurde mir aber versaut, weil die Tür sich dummerweise von der anderen Seite öffnete und ich sie an den Kopf bekam. Eine hübsche Beule war genau das, was mir in diesem Moment noch fehlte!
    Meine Begleiterin von vorhin schob eine dauergewellte junge Frau in Jeans, Pulli und Turnschuhen durch die Tür. „Tut mir leid“, stammelte sie verlegen. „Das ist die richtige Frau Körner.“ Mit diesen Worten bugsierte sie die Sportliche ins Zimmer, reichte mir formell die Hand und sagte: „Ich habe mich gar nicht vorgestellt. Riechling ist mein Name, ich bin die Sekretärin. Herzlich willkommen bei uns!“
    Das Männchen schien in diesem Moment einer Herzattacke nahe zu sein. „Eine Verwechslung also?“, stammelte es keuchend und stand jetzt endgültig auf den Trümmern seiner abermals runtergerutschten Sehhilfe.
    „Schon gut!“ Ich
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