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Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Mordskind: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Mordskind: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Susanne Mischke
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Schlaf gesprochen. Ich glaube, sie nannte Ihren Namen. Aber sonst verstand ich nur Berlin und«, sie runzelte die Stirn, » Windpocken. Kann das sein?«
    »Berlin und Windpocken?«
    »Ja. Nützt Ihnen das was?«
    Jäckle lächelte. »Ja, das tut es.« Dann wurde sein Gesicht ernst. »Da ist noch was. In ihrem Haus wurde ein Mann gefunden, mit durchgeschnittener Kehle.«
    Die Ärztin zog erstaunt die schön geschwungenen Augenbrauen hoch. »War sie das?«
    »Ich glaube nicht«, antwortete er. »Ich würde es ihr gerne selber schonend beibringen, ehe die Presse … Sie verstehen?«
    »Auf der Intensivstation gibt es keine Zeitungen. Aber wenn sie das getan hat, dann überstellen wir sie so bald wie möglich in die Psychiatrie.«
    Jäckle verließ das Krankenhaus. Draußen begannen die Vögel zu lärmen, es war kühl. Es würde garantiert Mittag werden, ehe erste Ergebnisse von der Spurensicherung vorlagen, und ob Vito noch heute auf dem Tisch der Gerichtsmedizin landen würde, war fraglich. Im Moment sprach also nichts gegen ein paar Stunden Schlaf.
    »Ich habe heute morgen mit Doris Körner gesprochen«, eröffnete Monz das Gespräch. »Sie hat ausdrücklich verlangt, mit mir zu reden«, kam er einem eventuellen Einwand Jäckles zuvor.
    »Und? Was spricht sie?«
    »Nun, sie gab an, Zeugin des Mordes von Paula Nickel an diesem Friedhelm Becker gewesen zu sein. Es gab einen Streit … ach was, hier ist das Protokoll, lesen Sie’s nachher in Ruhe durch.« Er schob eine dünne Mappe über den Schreibtisch.
    Jäckle rührte sie nicht an. »Monz, ich bitte Sie! Sie hätten sie sehen sollen, gestern. Eine Wahnsinnige, eine Furie!«
    »Der Schock, Jäckle. Sie ist eine sensible Person. Man wird schließlich nicht jeden Tag Zeuge einer so gräßlichen Tat.«
    »Und Paula Nickel ist natürlich ganz alleine aus dem Fenster gehüpft, nicht wahr?« Jäckle roch den Braten überdeutlich, und er schmeckte ihm ganz und gar nicht.
    »Es sieht ganz danach aus. Sie stand immerhin unter Drogen, so sehr, daß sie heute noch nicht vernehmungsfähig ist.«
    Ein Apparat in der Ecke begann zu schnurren, und Monz stand auf.
    »Da haben wir’s ja. Der Laborbericht der Spurensicherung.«
    »Das ging aber flott.«
    »Tja, Beziehungen, mein Lieber.« Er zwinkerte ihm zu, was vermutlich lässig-überlegen wirken sollte, Jäckle fand es nur dämlich. »Die Leiche selbst kommt allerdings erst im Lauf des Tages dran«, räumte er bedauernd ein und überflog das Schreiben. Sein rundliches Gesicht bekam einen zufriedenen Ausdruck. »Na bitte. Jäckle, es tut mir leid, aber für Ihre Freundin sieht es denkbar schlecht aus. Ihre Fingerabdrücke sind an der Tatwaffe, einem ihrer Küchenmesser, der blutige Handabdruck an der Wand ist ebenfalls von ihr, das Blut stammt vom Opfer, ebenso wie das an ihrer Kleidung, und vom Notarzt weiß ich, daß die Todeszeit mit den Aussagen der Körner übereinstimmt. Was wollen Sie noch mehr, Jäckle?«
    »Im Keller«, murmelte Jäckle, »warum im Keller?«
    »Vielleicht fürchtete sie um ihren schönen Holzboden?«
    »Sie ist keine sehr pingelige Hausfrau«, bemerkte Jäckle. »Und wo ist das Motiv?«
    Monz fixierte Jäckle wie ein lästiges Insekt. »Eine Verrückte braucht kein Motiv! Doris Körner erzählte mir, daß die Nickel an Wahnvorstellungen leidet, daß sie nachts herumläuft und seltsame Dinge tut. Das ist sogar aktenkundig, damals bei dieser Sorgerechtsklage …«
    »Wir sind doch nicht etwa voreingenommen, Herr Staatsanwalt?«
    »Weniger als Sie«, gab Monz eisig zurück und wurde dienstlich. »Würden Sie bitte veranlassen, daß Paula Nickel ab sofort im Krankenhaus unter Bewachung gestellt wird? Immerhin handelt es sich um Mord, bestenfalls Totschlag.«
    Jäckle nickte und schnappte sich das Protokoll. »Mal abwarten, was die Gerichtsmedizin sagt«, meinte er noch und verließ Monzens Büro.
    In seinem eigenen saß er eine Weile untätig da und betrachtete die uringelbe Wand. Eines war ihm erschreckend klar – wenn die Obduktion keine einschneidenden neuen Erkenntnisse zutage fördern würde, dann sah es schlecht für Paula aus, verdammt schlecht.

Premiere
     
    »Irgendwie hat das Ganze etwas schrecklich Melodramatisches, findet ihr nicht?« Barbara tupfte sich die Augenwinkel mit einem Papiertaschentuch, das ihr von Siggi mit ritterlicher Geste gereicht wurde. »Daß sie nun vermutlich selber da enden wird, wo sie dich«, sie deutete über den Tisch auf Paula, »hinbringen wollte. Die Psychiatrie
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