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MordLust

Titel: MordLust
Autoren: John Sandford
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gemacht, dass Ignace ein außergewöhnliches Gedächtnis für Gespräche hatte, egal wie lange es dauerte, bis er Gelegenheit fand, sie aufzuschreiben.
    »Noch nicht«, sagte Lucas. »Wir reden mit Leuten, die die Frauen gekannt haben.«

    »Was ist denn mit dieser Bude ein Stück die Straße runter?«, fragte Ignace. »Diesem Übergangshaus. Voller Junkies.«
    »St. Paul geht der Sache nach«, sagte Lucas.
    »Sieht es denn nach Junkies aus?«, fragte Ignace.
    »In gewisser Weise schon, aber nicht eindeutig«, antwortete Lucas.
    »Was heißt nicht eindeutig?«
    »Ich weiß es nicht, einfach nicht eindeutig«, erklärte Lucas. »Ich meld mich bei dir, wenn ich was rausgekriegt hab.«
    »Leitest du die Ermittlungen?«
    »Nein. St. Paul. Ich bin nur beratend tätig«, erklärte Lucas.
    »Okay. Ich bin dir was schuldig«, sagte Ignace.
    »Du warst mir schon vorher was schuldig.«
    »Blödsinn. Wir waren quitt«, entgegnete Ignace. »Aber jetzt schulde ich dir was.«
     
    Eine Frau rief ihn. »Lucas! Hey, Lucas!« Er drehte sich um und sah Shelley Miller zwischen den Leuten auf dem Bürgersteig stehen. Sie wohnte ein Stück die Straße hinunter in einem Haus, das genauso groß war wie Oak Walk.
    »Ich muss mit der Frau reden«, sagte Lucas zu Ignace.
    »Ruf mich an«, sagte Ignace. Während er wegging, wühlte er in der Jackentasche nach seinem Handy.
    Miller kam auf Lucas zu. Sie war eine extrem schlanke Frau, schlank aus reiner Willenskraft. »Ist sie …?« Miller wirkte fasziniert und entsetzt zugleich.
    »Ja. Sie und ihre Hausangestellte«, sagte Lucas. »Wie gut hast du sie gekannt?«
    »Wir haben uns oft unterhalten, wenn sie draußen war«, antwortete Miller. »Und wir haben uns gegenseitig besucht. Wie hat man sie umgebracht?«
    »Mit einem Rohr, glaube ich«, sagte Lucas. »Der Gerichtsmediziner wird das genauer feststellen.«

    Miller schauderte. »Und die Täter laufen immer noch hier in der Gegend herum.«
    Lucas legte die Stirn in Falten. »Ich bin mir nicht sicher. Ich meine, ob sie aus der Gegend stammen. Kennst du Mrs. Buchers Haus gut genug, um festzustellen, ob etwas gestohlen wurde? Ich meine, der Safe wurde nicht angerührt, und wir wissen, dass ein Schmuckkasten ausgekippt und ein anderer wahrscheinlich mitgenommen wurde, außerdem einige elektronische Geräte … aber ansonsten?«
    Sie nickte. »Ich kenne es ziemlich gut. Dan und ich renovieren gerade ein anderes Haus hier in der Straße. Wir hatten überlegt, ein paar alte St.-Paul-Gemälde von ihr zu kaufen und vielleicht einige Möbelstücke und sonstige Memorabilien. Wir hielten es für besser, ihre Sachen zusammenzuhalten, damit sie nicht überallhin verstreut werden, wenn sie stirbt … Nun ja, jetzt werden sie wohl verstreut werden. Aber wir hatten in dieser Hinsicht noch nichts unternommen.«
    »Wärst du bereit, einen Blick hineinzuwerfen?«, fragte Lucas. »Ob dir irgendwas auffällt, was fehlt.«
    »Klar. Jetzt sofort?«
    »Nein, jetzt nicht«, sagte Lucas. »Die Leute von der Spurensicherung sind noch im Haus, außerdem wollen sie sicher die Leichen wegschaffen. Aber ich werd den leitenden Ermittler fragen, ob du nachher reinkannst. Sein Name ist John Smith.«
    »Ich mach’s«, sagte sie.
     
    Lucas ging wieder hinein und erzählte Smith von Shelley Miller. Dann schlenderte er im Haus herum, ließ es auf sich wirken, suchte nach etwas, wusste aber nicht, was es war, sah den Technikern von der Spurensicherung bei der Arbeit zu und stellte ab und zu eine Frage. Er war erstaunt, wie riesig das Haus war: eine Bibliothek von der Größe einer Highschool-Bibliothek; ein Ballsaal so groß wie ein Basketball-Spielfeld
und mit vier Kristallkronleuchtern. John Smith tat das Gleiche. Sie begegneten sich einige Male.
    »Irgendwas aufgefallen?«
    »Nicht viel«, sagte Lucas.
    »Hast du das ganze Silberzeug hinter dem Holzpaneel im Esszimmer gesehen?«, fragte Smith.
    »Ja. Sterling.«
    »Sieht so aus, als ob alles da wär.«
    Lucas kratzte sich an der Stirn. »Vielleicht dachten sie, dass es schwer zu verhökern wäre?«
    »Das braucht man nur ins Auto zu packen, nach Miami zu fahren … und sayonara.«
    »Da sind Namen und Monogramme drauf …«, gab Lucas zu bedenken.
    »Die kann man wegpolieren. Oder das Zeug einschmelzen«, sagte Smith. »Das ist keine Hexerei.«
    »Vielleicht war’s zu schwer?«
    »Ich weiß nicht …«
    Lucas schlenderte weiter und dachte darüber nach. Hundert Pfund reines Silber? So viel war’s sicher nicht. Er ging
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