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MordLust

Titel: MordLust
Autoren: John Sandford
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zurück ins Esszimmer und blickte in den Einbauschrank. Drei oder vier Sets Silbergeschirr, dazu ein paar Schüsseln und Platten. Er drehte eine der Platten um, weil er dachte, dass es vielleicht versilbertes Zinn oder so etwas sein könnte, sah den Sterlingstempel, wog die Platte in der Hand, hob einen Satz Essgeschirr hoch und schätzte … alles in allem vielleicht vierzig Pfund? Trotzdem ein Vermögen wert.
    Ein uniformierter Cop kam vorbei, den Kopf in den Nacken gelegt, und starrte an die Decke.
    »Was ist?«, fragte Lucas.
    »Gucken Sie sich mal die Decke an. Die Stuckarbeiten.« Lucas blickte hoch. Die Decke war mit Stuck verziert, und auf dem Deckenfries waren galoppierende Pferde dargestellt. »Dieser Fries ist mehr wert als mein ganzes Haus.«

    »Wenn er verschwindet, sollten wir also in Ihrer Garage nachsehen«, sagte Lucas.
    Der Cop nickte. »Sie haben’s erfasst.«
     
    Zwei Leute von der Gerichtsmedizin rollten eine Bahre durch das Esszimmer, dann durch eine Seitentür nach draußen. Darauf lag ein schwarzer Leichensack. Peebles.
     
    Lucas wandte sich wieder dem Silber zu. Wo war er stehen geblieben? Ach ja – musste ein Vermögen wert sein. Dann ein flüchtiger Gedanke: War es das wirklich?
    Mal angenommen, vierzig Pfund reines Silber; das waren 640 Unzen, aber Silber wurde in Troy-Unzen gewogen, die, wenn er sich recht erinnerte, etwa zehn Prozent schwerer waren als normale Unzen. Sterling war auch kein ganz reines Silber, nur zu etwa neunzig Prozent, also hätte man einen gewissen Verlust. Also ungefähr 550 Troy-Unzen reines Silber zu … er wusste nicht, was Silber kostete. Zehn Dollar? Fünfzehn? Bis sie es einem Hehler übergeben hatten und es eingeschmolzen, wieder verarbeitet und an den Endverbraucher gebracht worden war, würde den Kerlen, die es aus dem Haus geschleppt hatten, mit viel Glück ein Tausender bleiben.
    Bis dahin würden sie einen Haufen Silber mit sich herumschleppen, auf dem überall die Initialen der Toten standen. Vielleicht hatten sie es nicht mitgenommen, weil es die Mühe und das Risiko nicht wert war, überlegte er. Vielleicht waren sie klüger als der durchschnittliche Kokser.
    Eine weitere Bahre wurde im Flur vorbeigerollt, noch ein Leichensack: Bucher. Dann steckte ein Cop seinen Kopf durch die Esszimmertür. »Der Lash-Junge ist da. Er wartet in der Eingangshalle.«
     
    Lucas dachte auf dem Weg dorthin über das Silber nach, über die Videospiele, darüber, wie das Haus verwüstet worden war,
dass die Kreditkarten nicht gestohlen worden waren … Rein oberflächlich betrachtet, sah es nach Kriminellen aus der Gegend aus, doch wenn man genauer hinsah, schien etwas anderes dahinterzustecken, dachte er. Smith beschlich wohl langsam das gleiche ungute Gefühl. Irgendwas wurde hier gespielt, und sie wussten nicht, was es war.
     
    Ronnie Lash war groß und schlank und wirkte nervös bis verängstigt. Seine kaffeebraune Stirn glänzte vor Schweiß, und auf seinen Wangen waren Tränenspuren zu sehen. Er war ordentlich angezogen, trug ein rotes, kurzärmliges Polohemd, eine hellbraune Hose und Turnschuhe. Er hatte die Hände in den Schoß gelegt und verschränkte sie ständig ineinander. Seine Mutter, eine schlanke Frau in Schwesternuniform, die eine schwarze Handtasche von der Größe einer Einkaufstasche an sich drückte, stand neben ihm und sprach mit John Smith.
    »Es heißt immer, man soll sich einen Anwalt nehmen«, sagte Mrs. Lash. »Ronnie hat niemandem was getan. Er hat Sugar gern gehabt. Aber es heißt immer, man soll sich einen Anwalt nehmen.«
    »Wir, äh, Mrs. Lash, Sie müssen tun, was Sie für richtig halten«, sagte Smith. »Wir könnten Ihnen einen Anwalt besorgen, der sich zu Ronnie setzt, in einer Stunde könnten wir einen Pflichtverteidiger hierhaben, das würde Sie keinen Cent kosten.« Was allerdings das Letzte war, was Smith wollte. Er wollte sich den Jungen allein vorknöpfen, damit er ihm was vorgaukeln konnte.
    »… hab nicht viel Geld übrig für Anwälte«, sagte Mrs. Lash gerade, »aber meinen Anteil kann ich schon zahlen.«
    Ronnie sah seine Mutter an und schüttelte den Kopf. »Ich will es hinter mich bringen, Ma. Ich will mit diesen Männern reden. Ich will keinen Anwalt.«
    Sie legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Es heißt immer, man soll sich einen Anwalt nehmen, Ronnie.«

    »Wenn du einen brauchst«, erwiderte der Lash-Junge. »Ich brauche keinen. Jesus wird mir beistehen. Ich werde einfach die Wahrheit sagen.«
    Sie hob drohend
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