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MordLust

Titel: MordLust
Autoren: John Sandford
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Augen weit aufgerissen, den Mund geöffnet und eine Hand nach oben gestreckt, als Big ihr auch schon das Rohr auf den Kopf schlug und ihr den Schädel zertrümmerte.
    Die alte Frau fiel wie ein Sack Knochen in sich zusammen. Big schlug noch einmal zu, nur zur Sicherheit, und schließlich ein drittes Mal, um wirklich ganz sicherzugehen. Drei heftige Schläge, die den Fußboden erschütterten. Tack! Tack! Tack!
     
    Dann ertönte zögernd eine zittrige Stimme oben an der Treppe. »Sugar? Wer war das, Sugar?«

    Big blickte zur Treppe hinüber, und Little konnte ihn atmen hören. Big streifte seine Slipper ab und eilte auf Strümpfen die Treppe hinauf, ein Mann auf der Jagd. Little trat in die Eingangshalle, packte einen zwei Meter langen Teppich an einer Ecke und zog ihn zu der Leiche der schwarzen Frau.
    Aus der ersten Etage waren drei weitere laute Schläge zu hören; ein schwacher, keuchender Schrei und tack! Tack! Tack!
    Little lächelte. Mord – und zweimal zur Sicherheit.
    Little beugte sich hinab, packte den Ärmel von Peebles Morgenmantel und rollte sie auf den Teppich. Schon ein wenig heftiger atmend, begann Little den Teppich zu einem Innenflur zu ziehen, der zur Küche führte, wo der Teppich von keinem der Fenster aus zu sehen war. Eine bleistiftdünne Blutspur folgte dem Teppich über den Hartholzboden, wie der Schleim einer Schnecke.
    Peebles Gesicht war schlaff geworden. Ihre Augen waren noch geöffnet, und die nach oben verdrehten Augäpfel stachen weiß aus ihrem schwarzen Gesicht hervor. Schade um den Teppich, dachte Little. Chinesisch, das ursprüngliche Dunkelblau war verblasst, etwa 1890. Kein erstklassiger Teppich, aber ein guter. Jetzt würde er natürlich gründlich gereinigt werden müssen wegen des dicken Blutflecks unter Peebles Kopf.
     
    Von dem Mord war kein Geräusch nach draußen gedrungen. Keine Schreie oder Schüsse waren auf der Straße zu hören gewesen. Im ersten Stock von Oak Wall wurde ein Fenster hell. Dann ein weiteres im zweiten Stock und noch eins hinten im Erdgeschoss, im Anrichtezimmer des Butlers. Big und Little sahen im Haus nach, ob sie tatsächlich die einzigen lebenden Wesen dort waren.
     
    Als sie sich vergewissert hatten, dass niemand sonst im Haus war, trafen sich Big und Little unten an der Treppe. Bigs Mund bildete unter dem Nylon ein blutiges O. Er hatte sich die Unterlippe
aufgebissen, als er die alte Frau oben an der Treppe umbrachte. Das machte er häufig, wenn er stark erregt war. Er hielt einen Schmuckkasten in einer Hand, die andere hatte er zur Faust geballt.
    »Du wirst es kaum glauben«, sagte er. »Das hat sie um den Hals gehabt.« Er öffnete die Faust – seine Hände steckten in Latexhandschuhen -, um einen Diamanten von der Größe eines Wachteleis zu präsentieren.
    »Ist der echt?«
    »Der ist echt, und der ist blau. Jetzt reden wir nicht mehr über Boxsters. Jetzt sind SLs angesagt.« Big öffnete den Schmuckkasten. »Hier ist noch mehr; Ohrringe, eine Kette. Das allein könnte schon’ne halbe Million sein.«
    »Kann Fleckstein das regeln?«
    Big schnaubte verächtlich. »Fleckstein ist so hinterhältig, der würd angeblich nicht mal die Mona Lisa erkennen. Der kann das regeln.«
    Er schob Little den Schmuck in die Hand, und als er sich umdrehte, sah er Peebles auf dem Teppich liegen. »Miststück«, fauchte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Miststück.« Mit drei großen Schritten war er wieder bei ihr und schlug mit dem Rohr auf die Tote ein, heftige Schläge, die den Fußboden erschütterten. Little kam hinter ihm her, packte ihn nach den ersten drei Schlägen, zog ihn weg und sagte schroff: »Sie ist hin, verdammt noch mal, sie ist hin, sie ist hin.«
    »Arschloch«, sagte Big. »Verdammtes Stück Scheiße.«
    Manchmal glaubte Little, dass Big vom Blitz erschlagen werden sollte.
    Big hielt inne, richtete sich auf, blickte auf Peebles hinab und murmelte: »Sie ist hin.« Er schauderte und sagte noch einmal: »Hin.« Dann wandte er sich, das Rohr hoch erhoben, mit blutunterlaufenden Augen Little zu.
    Little hob die Arme. »Nein, nein – ich bin’s. Ich bin’s. Um Himmels willen.«

    Big schauderte erneut. »Yeah, yeah. Ich weiß. Du bist’s.«
    Little trat, immer noch verunsichert, einen Schritt zurück und sagte: »Machen wir uns an die Arbeit. Alles okay? Machen wir uns an die Arbeit.«
     
    Zwanzig Minuten nachdem sie hineingegangen waren, öffnete sich die Haustür wieder. Big kam heraus, blickte nach rechts und links, stieg in den
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