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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde
Autoren: Aufbau
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doch, das kann ich.«
    Die andere Stimme besaß Autorität. Er erkannte den Polizisten. Genau wie die Frau, die ihn begleitete.
    Ohne lange nachzudenken, platzte Cameron Wallace mit der Frage heraus, die ihn am meisten beschäftigte.
    »Sie haben sie gefunden?«
    Doherty schaute ihn abschätzend an. Es gab ein paar gute Gründe, warum er diesen Mann nicht leiden konnte. Erstens mal sein Geld. Dann hatte er etwas gegen diese übermäßig gepflegte Fassade. Cameron war der Typ Mann, der sich mehr für sein eigenes Spiegelbild als für eine Frau interessierte.
    »Wenn Sie Miss Lisette Fraser meinen, dann lautet die Antwort: Ja, wir haben sie gefunden.«
    Wallace schaute besorgt. »Erzählen Sie mir alles. Ist sie tot?«
    »Mausetot. Wissen Sie etwas darüber?«
    Wallace schüttelte den Kopf. »Nein! Sie ist heute Morgen nicht zur Arbeit erschienen. Das sieht ihr gar nicht ähnlich.«
    |308| »Sie haben ja nicht gerade die Suchmannschaften losgeschickt«, meinte Honey.
    Doherty schoss ihr einen warnenden Blick zu. Sie hatte versprochen, sich nicht einzumischen. Das fiel ihr schwer. Sie mischte sich nämlich liebend gern ein.
    Ungern überließ sie Doherty die weitere Befragung. Außerdem sah der offene Barbereich neben dem großen Glaspaneel interessant aus.
    Doherty war der gleichen Meinung wie Honey. Wallace war nervös. Sein Bauchgefühl sagte ihm, dass Wallace etwas zu verbergen hatte. Was hatte er ihnen verheimlicht?
    »Ich glaube Ihnen kein Wort. Also, raus mit der Wahrheit!«
    Unter Dohertys vorwurfsvollem Blick sackte Cameron auf einer Ecke des Schreibtisches aus Glas und Edelstahl zusammen. Er sah beunruhigt, wenn nicht gar ängstlich aus.
    »Hat er sie umgebracht?«
    Honey stutzte. Sie war gerade dabei gewesen, einen Blick hinter das Glaspaneel zu werfen.
    Doherty gratulierte sich insgeheim.
    »Wer hätte denn so etwas tun können?«
    Wallace wischte sich nervös mit der Hand übers Gesicht. »Jan Stevenson. Ein großer, schlaksiger Kerl …«
    Doherty schaute verdutzt.
    Honey erinnerte sich an einen großen, schlaksigen Typen, der auf dem Gespensterspaziergang gewesen war – aber der hatte Kowalski geheißen. Sollte das ein und dieselbe Person sein?
    Ein guter Polizist lässt sich nie anmerken, dass er keine Ahnung hat. »Also los. Was hat er gemacht?«
    »Lisette hat sich in meinem Namen mit ihm getroffen.«
    »Wegen der Sache mit den Filmrollen.«
    »Genau. Diese Filmrollen sind absolut echt, eine einzigartige Aufzeichnung von der Jungfernfahrt der
Titanic
, bis zu dem Augenblick, als das Schiff zu sinken begann. Der Kameramann hatte gerade ein absolut idiotensicheres Filmsystem ausgeklügelt, das er sich in Amerika patentieren lassen und dort verkaufen wollte. Dann kam die Katastrophe dazwischen. Irgendwie, ich weiß |309| nicht genau wie, wurden die Rollen an einen Passagier in der ersten Klasse weitergereicht – die hatten besseren Zugang zu den Rettungsbooten. Ich denke, der Kameramann ist wohl auf dem Zwischendeck gereist.«
    »Ein Einwanderer«, meinte Doherty.
    Honey stand da und hatte mit beiden Händen die Kante des farbigen Glaspaneels umklammert. Diese Kette von Ereignissen faszinierte sie.
    Wallace nickte. »Er wollte Geld dafür haben. Viel Geld.«
    »Wo hatte er sie herbekommen?«
    Cameron Wallace zog unter dem feinen Baumwollhemd seine breiten Schultern hoch. »Keine Ahnung. Das war mir auch egal. Ich wollte nur die Filmrollen.« Er schaute zu Boden und räusperte sich, wand sich in peinlicher Verlegenheit. »Ich bin nämlich ganz besessen von der
Titanic
. Von allen nautischen Dingen, aber von der
Titanic
ganz besonders.«
    Honey trat einen Schritt vor. »Ihnen hat dieser Laden da gehört, nicht war? Nautische Antiquitäten?«
    Das war einfach eine wilde Vermutung. Doch ein Blick in sein Gesicht verriet ihr, dass sie ins Schwarze getroffen hatte.
    Doherty wollte ihr gerade zuraunzen, sie sollte sich gefälligst aus der Befragung heraushalten, als er Wallaces Miene bemerkte und sich erinnerte. Er schnipste mit den Fingern. »Jetzt hab ich’s. Sie waren das, der am Tag des Mordes aus dem Geschäft kam. Warum waren sie so verkleidet?«
    Wallace zuckte die Achseln. »Das war meine geheime Welt, weit weg von all dem hier.« Er wies mit einer Armbewegung auf das elegante Büro. »Dagegen gibt es doch wohl kein Gesetz.«
    Dohertys Kiefer verkrampfte sich. »Verkleidungen machen mich immer misstrauisch. Menschen maskieren sich, wenn sie etwas zu verbergen haben.«
    »Ich habe Lisette nicht
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