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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde
Autoren: Aufbau
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leise sein.
    »Entschuldigung.«
    Ihre Gedanken rasten weiter. Sie erinnerte sich an die Kerze, die in dem Schaufenster gebrannt hatte. War das im Laden »Nau tische Antiquitäten« gewesen oder doch nebenan? In dem leeren Laden? Die Kerze war ihr in der dunklen Nacht wie ein Leuchtturm |304| vorgekommen. Der Mörder hatte Lady Templeton-Jones zu sich hingelockt, wie man früher mit falschen Positionslampen Schiffe auf Felsenriffe gelockt hatte. Wenn man von draußen auf die Läden schaute, konnte man kaum sehen, wo der eine aufhörte und der nächste anfing. Wanda, Lady Templeton-Jones, hatte die Anweisung bekommen, nach einer Kerze Ausschau zu halten und zu dieser Tür hineinzugehen. Dass im Laden nebenan nautische Dinge verkauft wurden, hatte alle vielleicht gehegten Zweifel beseitigt, dass ihr Kontakt ein echter Antiquitätenhändler sein würde.
    Sie traten über die Schwelle. Honey tastete an der Wand entlang und fand einen Lichtschalter. Ein Klicken, dann wieder Dunkelheit.
    »Mist! Sicherung durchgebrannt.«
    »Leise sprechen!«
    »Ich spreche leise, Mutter!«
    »Sollten wir nicht alle leise sein?«, fügte Lindsey in warnendem Flüsterton hinzu.
    »Da wir gerade im Laden nebenan einbrechen, ist die Antwort ja«, zischelte Honey zurück.
    Wenn sich Honey in ihrer Familie auf eines verlassen konnte, dann war es das Talent, längst bekannte Dinge noch einmal lang und breit darzulegen, sowie eine Neigung zum Übertreten von Gesetzen. Sie erinnerte sich verschwommen, dass ihre Mutter immer behauptet hatte, einer ihrer fernen Vorfahren sei mit dem Piraten Blackbeard in See gestochen und hätte ungeheure Schätze angehäuft. Er hatte eben eine Vorliebe für Gold. Jede Menge Gold. Auch diese Vorliebe hatte sich wohl vererbt, wenn man Gloria betrachtete.
    Es war finster und roch muffig.
    Honey überlegte, wie nützlich jetzt eine Taschenlampe wäre. Da ertastete sie eine improvisierte Werkbank. Ihre Hand streifte etwas Metallisches, das wegrollte. Eine Taschenlampe!
    »Stopp!«
    Mary Jane war vorausgegangen und bereits auf dem Weg zur Treppe. Sie war so abrupt stehen geblieben, als wäre sie vor die |305| sprichwörtliche Mauer gerannt. Alle anderen stießen mit ihr zusammen.
    »Honey, leuchte mal mit dieser Lampe hierher!«
    Honey leuchtete mit der Lampe.
    Dann rief Lindsey bei der Polizei an.

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    |306| 61
    Man konnte Ashwell Bridgewater wirklich nicht als den attraktivsten aller Männer bezeichnen. Aber heute hatte er blendende Laune, und das verbesserte sein Aussehen erheblich. Er hatte das geplante Geschäft abgeschlossen und fuhr nun wieder zu seinem kleinen Häuschen in Northend zurück. Jetzt musste er nie mehr den netten Typen spielen, überlegte er. Auch die ölige Telefonstimme gehörte endgültig der Vergangenheit an. Liebevoll tätschelte er den kleinen braunen Lederkoffer, der neben ihm auf dem Beifahrersitz stand. Nun harrten seiner ferne Länder mit seltsam klingenden Namen. Rote Sonnenuntergänge, dunkelhäutige Schönheiten und pflaumenblaue Cocktails waren
de rigeur
für die Zukunft, die er sich ausmalte.
    Tagträume sind nie angebracht, wenn man auf einer vierspurigen Straße fährt. Noch viel weniger, wenn man gerade einen Bus überholt, ausgerechnet an der Stelle, wo die vier Spuren sich wieder zu zwei verengen. Der Bus war voll besetzt mit aus Deutschland angereisten Senioren und hatte keinerlei Ausweichmöglichkeit. So prallte das überholende Auto frontal mit dem entgegenkommenden Wagen zusammen. Zuerst kümmerten sich die beiden Reiseleiter an Bord des Busses um die ihrer Obhut anvertrauten Touristen.
    »Nur ein paar Prellungen und Schürfwunden«, meinte der eine zum anderen. Durch die breite Windschutzscheibe konnten sie den Busfahrer sehen, der draußen stand und sich verzweifelt die Haare raufte.
    Der PKW war völlig zerquetscht. Auf der Fahrerseite hing ein Arm schlaff aus dem Fenster.

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    Cameron Wallace schenkte sich einen Drink ein, leerte das Glas in einem Zug und füllte gleich wieder nach. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er hasste es, wenn er schwitzte. Andere Leute schwitzten und stanken. Er hingegen nie. Bis heute. Wo zum Teufel blieb sie?
    Plötzlich schrillte das Telefon auf dem Schreibtisch. Mit Riesenschritten eilte er hin. Er hatte kaum den Hörer abgehoben, als die Tür zu seinem Büro aufsprang.
    »Sie können da nicht einfach so hineingehen!«
    Die Stimme der Aushilfe am Empfang tönte auch schallend laut aus der Hörmuschel.
    »O
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