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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm
Autoren: Maria Ernestam
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einem Papier darüber aufgeklärt zu werden, dass der Gegenstand, der einen eben noch tief berührt hatte, nichts anderes war als ein altes Stück Knochen.
    »Da habe ich begriffen, dass Leute so lange auf Dinge starren
können, bis sie schließlich zu magischen Gegenständen werden, während eigentlich nichts weiter als einige vernünftige Informationen nötig sind, um das magische Strahlen zum Erlöschen zu bringen«, hatte sie gesagt. »Ich habe auf diesen Kamm gestarrt und geglaubt, dass er genau das sei, magisch. Dann habe ich ein Schildchen gelesen, und anschließend war er … nichtig. So funktioniert das. Sowohl mit positiven als auch mit negativen Dingen. Ich meine, dass Dinge dank fachgerechter Hilfe ihre richtigen Proportionen zurückerlangen können. Im Falle des Kammes war nur ein Schildchen nötig, um aus einem verzauberten Kamm ein Stück Knochen zu machen. Was die Probleme anderer Leute angeht, so liegt es an uns, ihnen die Hilfe zu geben, die etwas Unmögliches oder meinetwegen auch Magisches überwindbar erscheinen lässt. Normal. Etwas Altes oder Verrottetes, das man einfach beiseite kehren kann.«
    Mari hatte erst widersprochen und behauptet, das sei eine wirklich weit hergeholte Erklärung, und sie sollten einen Namen wählen, der den Kunden eine konkretere Vorstellung davon vermittelte, welche Dienstleistungen das Unternehmen anbieten könne. Aber Fredrik gefiel der Name, und schließlich hatten sie sich darauf geeinigt, dass Anna Kleopatras Kamm als Aktiengesellschaft eintragen lassen sollte.
    »Klingt gut«, hatte Fredrik gesagt. » Kleopatras Kamm – das Unternehmen, das alle deine Probleme löst. Wer kann so einer Botschaft schon widerstehen? Ich würde vermutlich auch sofort neugierig werden.«
    Am Tag darauf hatte Mari die Mutter von gegenüber gefragt, ob sie Lust habe, in Annas Café den Laden zu schmeißen, zumindest in nächster Zeit, bis sie wussten, wie viel Zeit Kleopatras Kamm in Anspruch nehmen würde. Die Mutter, die Johanna hieß und Jo genannt wurde, sagte sofort zu. Jo vertraute Anna später noch an, dass sie sich so schnell entschieden habe, um sich nicht noch eine Menge logischer Argumente
von nicht näher bestimmter Seite anhören zu müssen, die sie alle von einer bestimmten Sache zu überzeugen versuchten: dass sie nicht ausreichend qualifiziert sei. Anna bot ihr daraufhin einen Lohn an, der sie dazu veranlasste, die Arbeit sofort aufzunehmen – und zwar mit der für eine Mutter dreier Kinder eigenen Fähigkeit, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen.
    Das Ganze ging so schnell, dass Anna mehrmals das Gefühl beschlich, es müsse vorausbestimmt gewesen sein. Sie hatten klein begonnen, einige Hundert Broschüren drucken lassen und in die Briefkästen in der Gegend eingeworfen. Keine Dutzendware, sondern ein professionelles Produkt. Die Unternehmensinhaber, die Geschäftsidee und die angebotenen Dienstleistungen wurden in dem Heftchen überzeugend präsentiert. Auf dem Foto der drei war Anna gekämmt, Mari zog den Bauch ein, und Fredrik sah aus wie immer. Niemand, dem Qualität wichtig war, sollte bezweifeln, dass es sich um ein seriöses Unternehmen handelte, dessen kompetente Mitarbeiter bereit waren, alles zu unternehmen, um die Kunden zufriedenzustellen. Dasselbe Foto zierte auch die Homepage, und die Beschreibungen daneben waren klar und eindeutig.
    Die Botschaft hatte Anklang gefunden. Bereits am zweiten Tag, als Mari gerade in dem Zimmer hinter der Küche Regale anbrachte und Fredrik Zimtschnecken mit Eigelb bepinselte, stand eine ältere Frau in der Tür und fragte, ob hier die beste Putzhilfe der Stadt zu finden sei. Freundlich klärten sie die Frau darüber auf, was es mit Kleopatras Kamm wirklich auf sich hatte, und zählten das Angebot der Dienste auf. Eine Viertelstunde später saß sie mit einer himmlisch duftenden Tasse Tee und einer frischgebackenen Vanilleschnecke im Schaukelstuhl und unterhielt sich mit Fredrik darüber, wie ihr Testament abzufassen sei, damit die Schwiegersöhne nicht an das Erbe gelangten. Drei Vanilleschnecken später hatten sie sich auf die Form des Testaments, das Honorar und einen
nächsten Termin geeinigt. Die Frau versprach außerdem, Kleopatras Kamm bei der nächsten Versammlung des Presbyteriums, dessen Mitglied sie sei, zu empfehlen, da das Unternehmen zuverlässig wirke.
    Auf diesen Auftrag folgten weitere. Fredrik hatte Schränke gezimmert, Kabel verlegt und erteilte mindestens drei Kindern Nachhilfestunden in Mathe und
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