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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm
Autoren: Maria Ernestam
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anderen wurde die Hälfte ihres Betts von einem jungen Mann eingenommen, der am Vortag noch sehr erwachsen gewirkt hatte, heute aber eher Muttergefühle in ihr auslöste, als sie vorsichtig seine rührend muskulösen Arme und seine etwas verschwitzten, blonden Haarsträhnen im Nacken betrachtete.
    Er lag mit angezogenen Beinen auf der Seite, ungefähr so wie Fanditha, als sie klein war. Anna atmete vorsichtig die Gerüche ein, die das Schlafzimmer erfüllten. Unter den hitzigen und durchdringenden Düften der Nacht lag eine unverkennbare Note von jungem Mann in der Luft, ein Geruch von unschuldigem und sattem Kind, garniert mit Vergnügungen, die normalerweise Erwachsenen vorbehalten blieben.
    Von der Tatsache beruhigt, dass ihr Liebhaber von letzter
Nacht jung genug war, um nach getaner Pflicht tief und traumlos zu schlafen, schälte sie sich vorsichtig aus den Decken. Leise ging sie ins Badezimmer, in dem sie ungewöhnlicherweise einmal versuchte, ihr Haar mit der Bürste zu bändigen. Ohne in den Spiegel zu schauen, ging sie anschließend in die Küche, kochte Wasser auf, brühte sich eine Kanne dunklen afrikanischen Kaffee und setzte sich an den Tisch.
    Sie dachte an den Abend, an dem alles begonnen hatte. Sie hatten die Idee, ein Unternehmen zu gründen, um die Probleme anderer Leute zu lösen, während einiger berauschender nächtlicher Stunden weiterentwickelt. Auf den ersten Irish Coffee, mit dem sie gefeiert hatten, waren weitere gefolgt, während sie konzentriert daran gearbeitet hatten, Dienstleistungen zusammenzustellen, die sie anbieten konnten. Mari hatte recht gehabt. Ihre gesammelte Kompetenz deckte ein breites Spektrum ab. Fredrik hatte die Aufgabe übernommen, eine verlockende Broschüre auszuarbeiten, während sich Mari erboten hatte, eine Homepage zu entwerfen.
    Sie hatte ihre beiden Freunde lächelnd betrachtet. Ihre Begeisterung war rührend und ansteckend gewesen, aber Annas Gedanken waren nicht recht bei der Sache gewesen. Meine besten Freunde sind eigentlich Fremde, hatte sie gedacht. Warum hat Fredrik Mari und mir nie seine Freundinnen vorgestellt? Warum hat mir Mari nie erzählen wollen, wie sie mit David auf Irland gelebt hat? Es gibt so viel, was ich über sie nicht weiß, und trotzdem fühlt es sich so richtig an, dass wir zusammenarbeiten. Dieses Fazit hatte sie überrascht und froh gemacht.
    Gegen Morgen und wie berauscht hatten sie den Namen des Unternehmens diskutiert. Einen Vorschlag nach dem anderen hatten sie verworfen, bis sie eine Eingebung hatte: »Kleopatras Kamm soll es heißen«, sagte sie. Die anderen starrten sie ratlos an. Da erzählte sie ihnen von einem Besuch des British Museum in London und wie sie sich die ägyptische Abteilung
angesehen hatte. Es faszinierte sie, wie die Mumien hinter ihren Glastüren die Besucher mit toter Überlegenheit in den Augen betrachteten. Noch immer erinnerte sie sich an das Gefühl, wie Knochen, Bandagen und verzierte Holzdeckel einen seltsamen Sog auf sie ausübten, als wollten sie ihr die Lebenskraft rauben, und nach einer Weile musste sie in eine andere Abteilung flüchten, in der die Werkzeuge des alten Ägypten ausgestellt waren. Sie gesellte sich zu einer Gruppe Besucher, die andächtig ein vermutlich mehrere tausend Jahre altes Kleinod betrachtete.
    »Kleopatras Kamm«, hörte sie sie flüstern. Sie versuchte, sich durchzudrängen, um den Kamm zu betrachten. Zwischen den großen Zinken ließen sich noch ein paar schwarze Haare ausmachen. Schließlich stand sie direkt vor der Vitrine. Königin Kleopatra, dachte sie und war erstaunt, wie feierlich ihr zumute war. Vor mir liegen ihre Haare mit ihrer DNS, ihren Genen und dadurch auch mit ihrem Körper und ihrer Seele. Mit diesem Kamm hat sie sich schön gemacht, wenn sie den römischen Kaiser, ihren Liebhaber, erwartete. Jeden Tag hat sie diesen Gegenstand in Händen gehalten. Vielleicht kleben an ihm auch noch Hautreste.
    Mehrere Minuten lang starrte sie den Kamm an und hatte das Gefühl, sich außerhalb der Zeit zu befinden, da bemerkte sie plötzlich das kleine Schildchen, das daneben lag. Darauf stand, dass der Kamm mit Sicherheit einer mächtigen Kleopatra in Ägypten gehört habe, aber dass es sich bei dieser nicht um die berühmte und ewige Kleopatra handele. Kaum hatte sie fertig gelesen, da erschien ihr ihre anfängliche Faszination unverständlich. Sie erklärte Mari und Fredrik das seltsame Gefühl, etwas zu betrachten, das die Zeit aufhielt, nur um durch einige Zeilen auf
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