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Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm

Titel: Mord unter Freunden - Ernestam, M: Mord unter Freunden - Kleopatras Kamm
Autoren: Maria Ernestam
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Englisch. Mari war einigen Einmannunternehmen bei der Buchführung behilflich und hatte gemeinsam mit Anna ein Büfett für hundert Personen zubereitet. Der Kunde hatte Schalentiere gewünscht, und Mari war über ihren Schatten gesprungen und hatte Muscheln in Safran und Koriander zubereitet und Anna erklärt, sie kenne das Rezept aus jener Zeit, als sie das Restaurant in Clifden in Irland betrieben habe. Anna selbst kochte nicht nur, sondern hatte auch die Inneneinrichtung eines größeren Hauses mit einer fantastischen Aussicht auf eine Bucht übernommen. Nur die Vorliebe der Eigentümer für kleine Reiseandenken aus »echtem und am Ort produziertem Handwerk« drohte das harmonische Ergebnis zu verderben.
    Anna trank einen Schluck Kaffee und spürte, wie die dunklen, frisch gemahlenen Bohnen ihr Koffein an ihren Blutkreislauf abgaben, über den sie in ihren ganzen Körper gelangen würden. Sie wusste, dass Kaffee ein umstrittenes Genussmittel war, behauptete aber stets, dass es nur um Qualität gehe. Erstklassige, frisch gemahlene Bohnen und frisch aufgekochtes Wasser ergaben ein Getränk, das nichts mit dem widerlichen Gebräu zu tun hatte, das sich an unethischen Arbeitsplätzen auf Warmhalteplatten wiederfand. Mit Pralinen war es dasselbe. Bitterschokolade mit Chili oder auch mit Erdbeeren war etwas anderes als dieser kokosfettgetränkte Kleister, der mit einem braunen Überzug als echte Ware verkauft wurde. Das hatte sie von Grund auf in einer französischen Konditorei gelernt. Sie beherrschte die Zubereitung, genoss und war in ihrem Leben kaum einen Tag krank gewesen.

    Nicht wie Papa.
    Sie schob diese Gedanken beiseite und reckte sich. Solange sie selbst über ihr Schicksal entschied, würde sie immer überleben. Das hatte ihr ihr Vater beigebracht, und der lebte schließlich trotz der Herzschwäche immer noch. Obwohl er ständig ausruhen musste, am Stock ging und unentwegt Tabletten schluckte. Während ihre Mutter sich auf Gott und den Teufel verlassen und sich je nach Situation erst mit dem einen, dann mit dem anderen verbündet hatte, hatte ihr der Vater hinter dem religiösen Rücken ihrer Mutter erklärt, dass das mit den Gottheiten nicht so ernst zu nehmen sei und sie sich auf das konzentrieren sollte, was sie froh machte.
    »Weder Gott noch der Teufel haben gegen ein herzhaftes Lachen etwas einzuwenden«, pflegte er zu sagen. Und Anna hatte daraus die Einsicht gewonnen, dass nichts dagegen sprach, glücklich zu sein.
    Sie dachte an ihren gestrigen Besuch im Krankenhaus. Der Herzinfarkt war zwar nicht gravierend, aber es war nicht klar, wann ihr Vater wieder nach Hause entlassen werden konnte. Er hatte einige Tage lang nicht geschlafen, da sie ihm einen Ausländer ins Zimmer gelegt hatten, der nur zwei Worte auf Schwedisch konnte: »Hunger haben«. Und die schrie er dafür unablässig. Seine Frau hatte ihn offenbar im Krankenhaus abgeladen und war danach einfach verschwunden.
    »Sie wollte ihn wohl loswerden«, meinte ihr Vater in seiner lakonischen Art.
    »Das erstaunt mich nicht«, erwiderte sie, und wie immer fingen sie beide an zu lachen.
    Dann bat Papa sie, zu ihm nach Hause zu gehen und ihm einige von seinen Whiskyflaschen zu holen. Ihr fiel der verwahrloste Zustand seiner Wohnung auf, der erst mit seiner Erkrankung eingetreten war. Zum ersten Mal in ihrem Leben wünschte sie sich, richtig viel Geld zu haben. Sie wollte Papa in einem richtig guten Heim unterbringen, wo man ihn versorgte
und bekochte und wo es eine Köchin gab, mit der er flirten konnte. Sehr viel länger würde er nicht alleine zurechtkommen. Wenn doch nur Mama und ihre Schwester das irgendwann einmal einsehen würden und ihr dann dabei helfen würden, etwas für ihn zu organisieren.
    Anna schaute aus dem Küchenfenster und dachte, dass ihr kleines Haus in Äppelviken zumindest die Götter erheitert hätte. Seit sie wieder nach Schweden gekommen war, wohnte sie dort zur Untermiete, und schon oft hatte sie den höheren Mächten für das amerikanische Einkommen gedankt, das der Besitzer des Hauses in den USA bezog. Diese Dollar führten dazu, dass er es nicht eilig hatte, nach Schweden zurückzukehren. Er musste ihr deswegen auch keine Wuchermiete abnehmen. Es war ihm mehr wert, dass sie das Haus liebte und in Schuss hielt.
    Anna schaute auf die Uhr. Es war erst sechs. Sie dachte, dass unkonzentrierte Liebe eine Sache und frühes Aufstehen eine andere waren. Als sie die Tür öffnete, bemerkte sie in letzter Sekunde, dass sie nackt
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