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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß
Autoren: Agatha Christie
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heute, löste ich das Lederband, riss ihm die Uhr vom Arm und drückte seinen Kopf unter Wasser, statt ihn herauszuziehen… Er konnte sich kaum wehren, er war schon halb unter der Eisdecke. Leute hatten uns beobachtet und kamen jetzt gelaufen, in der Annahme, dass ich ihn zu retten versuchte. Sie schafften es nach einer gewissen Zeit und mit einiger Mühe. Man versuchte es noch mit künstlicher Beatmung, aber es war zu spät…
    Und ich verbarg meinen Schatz in einem besonderen Versteck bei gewissen anderen Dingen. Dingen, die ich vor meiner Mutter versteckte, weil sie mich nach ihrer Herkunft gefragt hätte. Doch eines Tages, als sie sich unter meinen Socken zu schaffen machte, fiel ihr die Uhr in die Hände, und sie fragte mich, ob sie nicht Peter gehört habe. Quatsch, sagte ich, die hätte ich einem in der Schule stibitzt.
    Mutter machte mich immer nervös – ich hatte stets das Gefühl, dass sie zu viel von mir wusste. Damals, als sie die Uhr fand, auch. Sie hegte wohl einen Verdacht, aber natürlich wusste sie nichts Genaues. Niemand wusste etwas. Aber sie sah mich immer so an, ganz seltsam. Jedermann glaubte, ich hätte Peter noch zu retten versucht, aber sie kaum. Sie wusste wohl Bescheid. Sie wollte es nicht wahrhaben, aber zu ihrem Pech kannte sie mich nur zu gut. Manchmal kamen mir sogar selber Gewissensbisse, aber sie legten sich ziemlich bald.
    Und dann später, im Lager, während meiner Militärzeit. Wir waren in einer Art Spielsalon gewesen, ein Kumpel namens Ed und ich. Ich war vom Pech verfolgt gewesen, hatte den letzten Penny verloren, aber Ed hatte ganz schön gewonnen. Er wechselte seine Chips um, und auf dem Heimweg trug er die Taschen mit Geld voll gestopft. Da sprangen ein paar Ganoven hinter einer Ecke hervor und fielen über uns her mit ihren Schnappmessern. Mich trafen sie nur in den Arm, aber Ed kriegte eine böse Stichwunde ab. Er brach zusammen. Und dann hörte man Passanten herbeieilen, und die Ganoven verdrückten sich. Ich begriff, wenn ich jetzt schnell machte… und ich machte schnell! Ich reagiere immer ziemlich prompt. Also wickelte ich mir ein Taschentuch um die Hand, zog das Messer aus Eds Wunde und stach noch einige Male zu – an den richtigen Stellen. Er bäumte sich noch einmal auf, dann starb er.
    Fast hätte ich Angst bekommen, ein oder zwei Sekunden lang fürchtete ich mich direkt, aber dann wusste ich, die Sache würde klappen. Und ich wurde richtig stolz auf mich, stolz auf meinen fixen Verstand und mein schnelles Handeln. Der arme Ed, er war schon immer ein Idiot gewesen. Dann räumte ich im Handumdrehen das ganze Geld aus seinen in meine Taschen um. Es geht doch nichts über ein gutes Auge für eine günstige Gelegenheit. Der Jammer ist nur, dass sich diese Gelegenheiten nicht so oft bieten. Manche Leute, nehme ich an, kriegen’s mit der Angst zu tun, wenn sie jemanden umgebracht haben. Aber ich nicht. Damals nicht.
    Natürlich mag man so was nicht allzu oft tun. Nur wenn es die Sache wirklich wert ist. Mir war schleierhaft, wie Greta es mir angemerkt hatte, aber ihr Gespür trog sie nicht. Nicht, dass ich schon ein paar Leute umgebracht hatte, das wusste sie wohl kaum. Aber sie spürte, dass mich der Gedanke an Mord weder schockierte noch sonst wie aus dem Gleichgewicht brachte.
    »Was soll diese phantastische Geschichte, Greta?«, fragte ich.
    »Ich bin in der Lage, dir zu helfen«, antwortete sie. »Ich kann dich mit einem der reichsten jungen Mädchen Amerikas zusammenbringen. Sie ist mehr oder weniger meiner Obhut anvertraut, ich wohne bei ihr, und sie hört sehr auf mich.«
    »Meinst du denn, sie würde einen wie mich auch nur anschauen?« Keinen Augenblick glaubte ich das. Warum sollte eine reiche Frau, die an jedem Finger zehn attraktive, aufregende Männer haben konnte, ausgerechnet auf mich verfallen?
    »Du hast doch jede Menge Sex-Appeal«, sagte Greta. »Die Mädchen fliegen nur so auf dich, oder etwa nicht?«
    Grinsend meinte ich, ich könne mich nicht beschweren.
    »Und so was hat sie nie gehabt. Man hat zu gut auf sie aufgepasst. Sie darf sich nur mit den üblichen soliden jungen Männern treffen, mit Söhnen von Bankiers oder Industriemagnaten. Ihre ganze Erziehung ist darauf ausgerichtet, dass sie eine gute Partie aus dem Geldadel macht. Ihre Leute haben vor nichts solche Angst, als dass sie irgendeinen umwerfenden Ausländer kennenlernen könnte, der’s nur auf ihr Geld abgesehen hat. Aber natürlich ist sie auf solche Leute viel schärfer. Sie
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