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Mord Nach Maß

Mord Nach Maß

Titel: Mord Nach Maß
Autoren: Agatha Christie
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findet sie interessant, weil sie ihr neu sind, weil sie noch nie Kontakt mit ihnen hatte. Du musst eine große Schau für sie abziehen, musst in Liebe auf den ersten Blick machen und sie gar nicht mehr zu Atem kommen lassen. Das sollte kein Problem sein, ihr hat noch nie einer richtig feurig den Hof gemacht. Du könntest das.«
    »Jedenfalls könnte ich’s mal versuchen«, meinte ich, noch skeptisch.
    »Es ließe sich arrangieren«, überlegte Greta.
    »Aber ihre Familie würde dazwischenfunken und die Sache unterbinden.«
    »Nein, eben nicht. Sie würden kein Wort davon erfahren. Nicht bis es zu spät ist und ihr heimlich irgendwo geheiratet habt.«
    »So stellst du’s dir also vor?«
    Wir besprachen die Sache. Wir machten Pläne. Nicht bis ins Detail natürlich. Greta musste zurück nach Amerika, aber wir blieben in Verbindung. Ich versuchte es noch mit verschiedenen Jobs, aber ich hatte ihr schon von Gipsy’s Acre erzählt und davon, dass ich es gern haben würde; sie hielt es für den geeigneten Hintergrund zu der romantischen Story, und wir machten unsere Pläne so, dass mein Zusammentreffen mit Ellie da oben stattfinden konnte. Greta wollte Ellie vorher einreden, sie solle sich doch ein Haus in England kaufen und sich von ihrer Familie trennen, sobald sie erst einmal volljährig sei.
    O ja, wir bereiteten alles vor. Greta war eine große Taktikerin. Ich selber hätte es wahrscheinlich nicht so geschickt planen können, aber mit meiner Rolle dabei wurde ich leicht fertig. Schauspielerei hatte mir schon immer Spaß gemacht. Und so kam es dazu, dass ich Ellie kennenlernte.
    Es war von Anfang an ein Mordsspaß. Ein toller Spaß, denn es konnte immer noch etwas schief gehen, jederzeit bestand das Risiko, dass es nicht klappte. Richtig nervös war ich aber nur bei den Gelegenheiten, bei denen ich Greta treffen musste. Natürlich musste ich unbedingt vermeiden, dass ich mich verriet, beispielsweise in der Art, wie ich Greta ansah. Ich versuchte, das überhaupt bleiben zu lassen, und dann kamen wir überein, dass es das Beste war, wenn ich Abneigung vortäuschte, die auf einer gewissen Eifersucht beruhte. Das hielt ich glaubhaft durch. Zum Beispiel der Tag, an dem sie für immer zu uns kam. Wir improvisierten einen Streit, den Ellie hören konnte. Möglicherweise übertrieben wir ein bisschen, aber ich glaube eigentlich nicht. Manchmal fürchtete ich schon, Ellie könnte etwas erraten, aber sie erriet wohl nichts. Doch ich bin mir da nicht ganz sicher. Bei Ellie war ich mir nie ganz sicher.
    Ellie zu lieben, fiel mir leicht. Sie war so reizend. Ja, sie war wirklich lieb. Nur manchmal jagte sie mir einen Schrecken ein, weil sie Dinge tat, von denen sie mir nichts sagte. Oder Dinge wusste, die ich ihr nie zugetraut hätte. Aber sie liebte mich, ja, sie liebte mich. Vielleicht… liebte ich sie auch.
    Natürlich war es bei ihr nie wie mit Greta. Greta gehörte ich mit Haut und Haaren. Sie war der personifizierte Sex. Ich war verrückt nach ihr, musste mich eisern im Zaum halten. Ellie war ganz anders. Das Leben mit ihr machte richtig Freude. Ja, das klingt seltsam, so in der Erinnerung. Aber ich genoss unser Beisammensein sehr.
    Ich erwähne das alles hier an dieser Stelle, weil es mir an dem Abend, als ich aus Amerika eintraf, durch den Kopf ging. An dem Abend, als ich in mein Dorado zurückkehrte und all das, wonach ich mich so lange gesehnt hatte, in meinem Besitz war, trotz aller Risiken, trotz aller Gefahren, und obwohl ich einen recht raffinierten Mord begehen musste – was ich ja durchaus zugebe.
    Ja, ein- oder zweimal war es schon ziemlich kritisch gewesen, aber niemand konnte uns etwas nachsagen, nicht bei dieser Methode. Doch jetzt war alles vorbei, und ich stieg nach Gipsy’s Acre hinauf. Genau wie damals an dem Tag, als ich den Aushang unten im Dorf bemerkt und mir oben die Ruinen des alten Hauses angesehen hatte. Bergauf und um die Biegung…
    Und dann, in diesem Augenblick, sah ich sie. Ich meine – Ellie. Gerade als ich um die Biegung kam, wo immer die Unfälle passierten. Sie stand da, an derselben Stelle wie damals, im Schatten einer Fichte. Aber ich konnte sie doch nicht sehen – ich meine, jetzt nicht mehr. Dennoch stand sie da, den Blick direkt auf mich gerichtet.
    Und irgendetwas an ihr machte mir Angst, fürchterliche Angst. Es war nämlich – es war, als ob sie mich gar nicht wahrnähme – ich meine, natürlich war es eine Halluzination, sie konnte nicht hier sein, sie war tot, aber dennoch
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