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Mord nach Drehbuch

Mord nach Drehbuch

Titel: Mord nach Drehbuch
Autoren: Aufbau
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meins.«
    Nun gesellte sich ein Mann mittleren Alters mit Samtbarett und Barbour-Jacke zu ihnen. Er hatte einen meterlangen Pferdeschwanz und drei verschiedene Ringe im rechten Ohr.Er streckte die Hand aus. »Tut mir leid, aber wir erlauben am Set keine Handys.«
    »Tut mir auch leid, aber das ist mein Telefon, und wenn ich jemanden anrufen möchte, dann mache ich das.«
    Martyna Manderley knurrte wütend, drohte ihr mit dem Finger, der in einem Spitzenhandschuh steckte. Damenhaftes Benehmen war anders. »Anrufen, ich lass mich doch nicht verarschen! Du hast Fotos für irgendein kleines Käseblättchen gemacht, du hinterlistiges Miststück!«
    Honey schnalzte missbilligend mit der Zunge. »Na, na, können wir denn überzeugend unsere Rolle verkörpern, wenn wir solche bösen Wörter benutzen?«
    Martynas wunderschönes Gesicht erstarrte zu einer eisigen Maske. Sie kreischte weiter: »Schafft die Frau vom Set, oder ich gehe!«
    Der Regisseur wand sich vor Verlegenheit. »Sei doch vernünftig, Martyna.«
    »Sie müssten sich ein bisschen abkühlen«, empfahl Honey. »Wie wäre es denn, wenn Sie erst mal die viele Unterwäsche ausziehen würden, die Sie anhaben? Wissen Sie nicht, dass die Mädels damals überhaupt nichts unter den Kleidern getragen haben? Nicht einmal Unterhosen. Das hat mir meine Tochter erzählt. Die kennt sich mit so was aus. Mit Geschichte, meine ich. Nicht mit Unterhosen. Das ist eher mein Ressort. Ich habe eine, die einmal Königin Victoria gehört hat …«
    »Schafft die vom Set, verdammt und zugenäht!«
    Die Miene des Regisseurs schaltete in zwei raschen Schritten von Überraschung auf Resignation um.
    Der ist völlig vom Stress zerfressen, überlegte Honey und bemühte sich, ihm die Lage zu erklären.
    »Nur für die Akten: Ich habe meinen Chefkoch angerufen, um ihn aus dem Bett zu holen, damit die Gäste in meinem Hotel ihr Frühstück bekommen.« Sie bemerkte den Tontechniker. »Derek kann das bezeugen. Er wohnt bei mir.«
    Der Regisseur schaute zu ihm hin. Wie viele andere im Produktionsteam hatte sich Derek im Hintergrund gehalten.Auch er wagte nur, mit dem großen Mann zu reden, wenn der ihn zuerst angesprochen hatte.
    »Das stimmt«, antwortete Derek. »Ich habe gehört, wie Mrs. Driver ihn gebeten hat, für sie die Frühstücksschicht zu übernehmen, und ihm dann versprochen hat, sie würde ihn vom Set aus anrufen, weil man ihn nach all dem, was er gesoffen hatte, wohl von den Toten auferwecken müsste.«
    Diese Erklärung schien den Regisseur zufriedenzustellen. »Aha. Aber wir müssen Sie bitten, das Telefon auszuschalten, während Sie am Set sind.«
    Martyna Manderley war völlig anderer Meinung. Die Korkenzieherlöckchen, die unter ihrer Haube hervorlugten, hüpften wütend auf und ab.
    »Nein, Scheiße noch mal, das finde ich nicht in Ordnung, ihr Ärsche!«
    Filmcrew und Statisten verstummten. Alle lauschten aufmerksam der rauen Stimme und den kernigen Flüchen.
    Martyna Manderley weckte in Honey die Erinnerung an die schrecklichsten Gäste, die sie je im Green River Hotel gehabt hatte. Gäste mit schlechten Manieren brachten in ihr stets die übelste Seite zum Vorschein.
    »Miss Manderley, Sie sind so eingebildet und unhöflich, dass es einen schon graust!«
    »Also, Sie …!« Martyna versuchte nach Honey zu schlagen. Der Typ mit dem Pferdeschwanz stürzte zu ihrer Rettung herbei.
    »Aber, aber, Martyna. Beruhige dich bitte, nur mit der Ruhe. Du weißt doch, wer wütend ist, kommt nur schwer in die Rolle hinein.«
    »Genau«, bestärkte ihn Honey, die entschlossen war, das letzte Wort zu behalten. »Schließlich war Jane Austen zwar eine professionelle Gschaftelhuberin, aber keine professionelle Schlampe!«
    Martyna schrie auf und unternahm einen weiteren Versuch, Honey an den Kragen zu gehen. Nun musste ein ganzer Schwarm von guten Geistern aufgeboten werden, die sieumringten und ihr allerlei Gemeinplätze sagten, wie wunderbar sie doch sei und dass sie an ihr Publikum denken müsse.
    Honey spürte, wie jemand ihr den Ellbogen in die Seite stupste. Derek, der Tontechniker, grinste übers ganze Gesicht.
    »Mann, hab ich das genossen!«
    »Ich auch«, antwortete Honey. »Ist die immer so zickig?«
    Er nickte und flüsterte: »Die guten Zicken haben vier Beine. Die schlimmsten nur zwei und heißen Martyna Manderley.«
    Schon wieder ergoss sich ein blumenreicher Schwall von Flüchen aus dem Mund des Superstars.
    »Ihr könnt mich mal am Arsch lecken, alle miteinander. Ich leg mich
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