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Mord nach Drehbuch

Mord nach Drehbuch

Titel: Mord nach Drehbuch
Autoren: Aufbau
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können, ging ihr nicht aus dem Kopf und trieb ihr das Blut in die Wangen. Es wurde ihr ziemlich heiß dabei, wesentlich heißer als am nächsten Morgen.
    Leider wollten die Filmleute die ruhigere Wintersaison ausnutzen und machten die Filmaufnahmen im Februar. Und die Dreharbeiten fingen früh an. Sehr früh.
    Da standen sie also um sechs Uhr morgens und froren sich den Hintern ab.
    »Ich habe gehört, diese Martyna Manderley soll eine richtige Zimtzicke sein«, meinte Lindsey. »Nicht gerade die optimale Besetzung für die Rolle der Jane Austen. Wusstest du, dass die Bath eigentlich gar nicht sonderlich gemocht hat?«
    Honey fröstelte. »Sie hat der Stadt wahrscheinlich in einem Februar den ersten Besuch abgestattet.«
    Lindsey erwiderte, das wüsste sie nicht so genau, und schlug weiter mit den Armen um sich.
    Die eleganten Häuser um den Circus sahen aus, als schliefen sie noch alle. Am Himmel zeigte sich nicht die geringste Vorahnung einer Morgendämmerung, und ein eiskalter Wind biss ihnen in die Nasen.
    Honeys Mutter hielt eifrig Ausschau nach gut aussehenden jungen Männern in eng sitzenden Reithosen.
    Angelockt vom Duft des brutzelnden Specks lungerten einige fröstelnde Statisten um den Cateringwagen herum. Eine junge Frau mit wirren Haaren tauchte aus dem Kostümwagen auf. Im Mundwinkel baumelte ihr eine Lakritzzigarette. Davon kriegt sie wenigstens keinen Lungenkrebs, überlegte Honey.
    Die junge Frau musterte mit kleinen, tief liegenden Augen die Statisten.
    Die sieht aus, als hätte sie Röntgenaugen, dachte sich Honey. Wie sonst konnte sie ahnen, welche Kleidergrößen und Körperformen unter den dicken Mänteln, Pullovern und Wollschals verborgen waren, in die sie alle eingemummelt waren?
    »Sie, Sie und Sie.«
    »Ich?«, fragte Honey und tippte sich an die Brust.
    »Sie nicht! Sie!«, antwortete die junge Frau. Sie deutete auf Honeys Mutter und eine kleine Gestalt, die neben ihr stand.
    Gloria lächelte triumphierend. »Ja, ja, ja«, murmelte sie, und der Atemhauch wehte ihr aus dem Mund wie Dampf aus einem Kessel.
    »Die kennt sich aber aus«, zischelte Lindsey aus dem Mundwinkel.
    »Und noch Sie«, blaffte die junge Frau und deutete auf Lindsey.
    Honey blieb allein und mit knurrendem Magen zurück.
    »Mich haben sie auch nicht ausgesucht«, meinte der große, hagere Mann, der neben ihr stand.
    Er nippte Kaffee aus einem Styroporbecher.
    »Allerdings hatte ich eine ziemlich gute Weihnachtssaison«, fügte er hinzu. »Ich war im Weihnachtsspiel die hintere Hälfte von einem Pferd. Nicht gerade eine Starrolle, aber zumindest stand ich auf der Bühne. Und darum geht’s doch, nicht?«
    »Nein«, meinte Honey. »Ich wollte niemals die hintere Hälfte von irgendwas sein.«
    Er schaute verständnislos zu ihr hinunter, als könne er ihre Sichtweise überhaupt nicht begreifen. Auf den Brettern zu stehen, die die Welt bedeuten, das war für ihn einfach alles. Er sagte nur: »Oh!« und entfernte sich ernüchtert.
    Na ja, da habe ich ja wirklich jemanden mit meiner Schauspielkunst zutiefst bewegt, überlegte Honey und bereute ihre Antwort schon. Sie war einfach ein Morgenmuffel. Und an einem kalten Morgen war es noch einen Zacken schlimmer. Wenn sie im Hotel so früh aus den Federn musste, war es dort zumindest warm.
    Hier draußen war die Kälte erbarmungslos. Wie alle anderen trampelte Honey auf der Stelle und schlug mit den Armen um sich.
    »Da gibt es einen Bus, wo wir sitzen können«, sagte jemand neben ihr.
    Sie lächelte und nickte. »Ich weiß.«
    Natürlich wusste sie das, aber ihre Finger und Zehen würden schon noch ein bisschen durchhalten. Sie wollte sehen, in welche Kostüme man ihre Mutter und ihre Tochter gesteckt hatte.
    Zehn Minuten später ging die Tür des Kostümwagens auf, und die beiden kamen mit Musselinkleidern unter ihren Wintermänteln und Häubchen auf dem Kopf heraus.
    »Ich habe drauf bestanden, dass ich mein Unterhemd anbehalten darf«, verkündete ihr Mutter. »Und ich habe um einen Schal gebeten.«
    »Und einen bekommen«, murmelte Lindsey, die auch um einen gebeten, aber keinen bekommen hatte und langsam bläulich anlief. Sie vergrub ihr Gesicht im Kragen ihres wattierten Mantels wie eine Schildkröte, die sich auf den Winterschlaf vorbereitet. »Musselin ist so dünn«, grummelte sie.
    Gloria Cross linste an ihrer Tochter vorbei. »Ist das da drüben Martyna Manderley?«
    Alle Augen wandten sich in die Richtung, in die Gloria gedeutet hatte. Eine sehr attraktive junge Frau
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