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Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)

Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)

Titel: Mord in Wien: Wahre Kriminalfälle (German Edition)
Autoren: Helga Schimmer
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Berichterstattern bereits als Mörder Gehandelte sitzt schon seit Tagen in Untersuchungshaft. Immer wieder wird er im „Grünen Heinrich“, dem Zellenwagen, zur Vernehmung ins Sicherheitsbüro gebracht. Im Kreuzverhör muss der Textilingenieur schließlich zugeben, dass er am Dienstagabend noch ein zweites Mal in der Wohnung war, und zwar bereits gegen 18.30 Uhr. Dazu kommt die nach wie vor unerklärlich lange Wegdauer von der Wohnung zum Kommissariat. Somit hatte der junge Mann ausreichend Gelegenheit, seine Chefin zu erdrosseln und bestialisch zu zerstückeln. Als man dann noch zwei kleine Papierstreifen in Kausels Sakkotaschen findet, ist die Indizienlast erdrückend: Es sind zwei Kinokarten für den US-amerikanischen Streifen „Stadt ohne Maske“ – ein Thriller, der den Badewannen-Mord praktisch vorexerziert.
    „Wir sind fast nie ins Kino gegangen, und gerade an diesem Wochenende mussten wir uns den verflixten Kriminalfilm anschauen!“, erinnert sich die heute 91-jährige Maria Kausel an die harmlose Vergnügung, die damals ihrem späteren Ehemann die Freiheit gekostet hat. Zwei Monate Haft sollten es werden – 63 Tage, um genau zu sein. 63 unschuldig im Gefängnis verbrachte Tage, die Julius Kausel für sein Leben zeichneten.
    Streit unter Wissenschaftlern
    Am 31. November 1949 wird Blanche Mandlers Geschäftsführer dem Wiener Landesgericht übergeben. Obwohl er verzweifelt seine Unschuld beteuert, glaubt der Staatsanwalt bereits an einen mühelos zu gewinnenden Prozess. Doch bei einer Handvoll Kriminalbeamter regen sich Zweifel: Hat dieser schmächtige Jüngling mit den sanften Augen hinter der goldgefassten Brille wirklich die Textilfabrikantin auf dem Gewissen? Und wenn ja, wo liegt sein Motiv? Es gab zwar geschäftliche Meinungsverschiedenheiten, und klatschsüchtigen Nachbarn zufolge habe den jungen Prokuristen und seine ältere Chefin gar eine Liaison verbunden. Aber wenigstens dieses Gerücht konnte eindeutig widerlegt werden. Auch für die lange Dauer von Kausels Gang zur Wachstube findet sich endlich eine plausible Erklärung: Am betreffenden Abend herrschte Hochbetrieb auf dem Kommissariat in der Fuhrmanngasse, und der Geschäftsführer verbrachte die Zeit schlicht mit Warten.
    Unter diesem Gesichtspunkt stellt Polizeirat Dr. Franz Heger sich noch einmal den offen gebliebenen Fragen: Wer hat im Untermietzimmer den Pyjama benützt und den Wecker gestellt? Warum befinden sich an Kausels Bekleidung keine Blutspritzer? Und weshalb die ominösen Telefonanrufe am Dienstagnachmittag, wenn die Frau erst am Dienstagabend getötet wurde?
    Es folgen stundenlange Gespräche im Sicherheitsbüro, die vor allem einen in der Küche sichergestellten Kochtopf zum Gegenstand haben. In ihm befinden sich Reste von Spinatbrei, der mehrmals aufgewärmt wurde. Von Zeugen wissen die Ermittler längst, dass die millionenschwere Fabrikantin nicht nur in geschäftlichen Belangen geizte, sondern auch beim Kaufmann knauserte. Sie kochte Riesenportionen auf Vorrat und ernährte sich tagelang entweder von Gulasch oder von Sauerkraut mit Knödel oder eben wie zuletzt von Spinat.
    Das Reindl, das eine pedantische Frau, die sofort jeden Brösel wegfegte, nach dem Essen nicht abgewaschen hat – dieses bekleckerte Spinatreindl lässt Polizeirat Heger keine Ruhe. Seine Beamten müssen nochmals ausschwärmen und die Josefstädter Kaufleute befragen. „Ja, ich kann mich erinnern“, erwidert der Gemüsehändler. „Frau Mandler hat am Samstagvormittag eine große Portion Spinat bei mir gekauft. Am Montag ist sie dann nicht mehr gekommen.“ Am Montag. Ist die Fabrikantin möglicherweise schon einen Tag früher, und zwar gleich nach ihrem Verschwinden zu Mittag ermordet worden?
    Gerichtsmediziner Walther Schwarzacher beharrt auf sein Gutachten: Die Tat wurde am Dienstag begangen, und damit basta. Doch das Gericht bestimmt einen zweiten Sachverständigen – ausgerechnet Dr. Leopold Breitenecker, der zu dieser Zeit die Prosektur im Krankenhaus Wiener Neustadt leitet. Vom ernsten Konflikt, der zwischen den beiden Gerichtsmedizinern schwelt, wird später noch die Rede sein. Nun bekommt der Streit neue Nahrung, denn Breitenecker deckt gnadenlos den Fehler auf, der seinem Fachkollegen unterlaufen ist: Die Kälte des Wiener Hochquellwassers hat Ordinarius Schwarzacher einen Streich gespielt!
    Aber eines nach dem anderen. Breitenecker kann lediglich auf die Sektionsprotokolle zurückgreifen, eine neuerliche Obduktion kann er nicht mehr
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