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Mord in Thingvellir

Mord in Thingvellir

Titel: Mord in Thingvellir
Autoren: Stella Blómkvist
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Presslufthammers bis hier herauf getragen.
    Seit dem Mittag arbeiten die drei Jungs auf Hochtouren. Sie haben bereits mehr als die Hälfte des betonierten Bodens im Geräteschuppen aufgebrochen. Und schaufeln Erde, Schotter und Steine aus diesem Teil des Fundaments beiseite. Ohne einen Hinweis auf menschliche Knochen zu finden.
    Trotzdem bin ich überzeugt davon, dass ich Recht habe.
    Aus den Unterlagen des Hotels geht hervor, dass der Geräteschuppen im Sommer 1995 gebaut wurde. Der Beton für den Fußboden wurde am zwanzigsten August des Jahres geliefert. Als der Mord ein paar Tage vorher begangen wurde, war die offene Baugrube sicherlich der idealste Ort von Klettur, um Maries Leiche verschwinden zu lassen.
    In meinen Jugendjahren war der kleine See zwischen den Felsen mein Lieblingsplatz. Ich ging täglich dort hin, um mit mir allein zu sein.
    Aber jetzt finde ich hier keinen Frieden mehr. Sehe vor meinem inneren Auge immer den schrecklichen Tathergang am Flussufer und im Pfuhl. Die Vergewaltigung und den Mord. Oh Mann.
    Ich höre Schritte hinter mir, werfe einen Blick über die Schulter.
    Elín Edda ist mir gefolgt.
    »War das hier, wo die französische Frau gestorben ist?«, fragt sie. Und guckt mich mit ihren großen, dunklen Augen an.
    »Ja.«
    Sie trägt den Schal um den Hals. Diesen hellblauen mit den weißen und roten Rosen.
    »Auf einem der Videos kann man erkennen, dass der Schal Marie gehört hat«, sage ich.
    »Ja, Mama hat mir neulich davon erzählt. Du findest es immer noch komisch, dass ich von ihr geträumt habe, nicht wahr?«
    »Ein merkwürdiger Zufall, meinst du? Ja, ich denke schon.«
    Elín Edda durchfährt ein Schauer.
    »Ist dir kalt?«
    »Ja.«
    »Dann komm.«
    Wir gehen langsam den Trampelpfad zum Wohnhaus zurück. Dort räumt Magnea für den Winter und den Besitzerwechsel auf.
    »Björn auf Saeból hat vorhin angerufen«, sagt sie. »Er ist auf dem Weg hierher.«
    »Wozu?«
    Magnea zuckt mit den Schultern.
    Ich gehe wieder zum Geräteschuppen.
    Die Jungs wechseln sich mit dem schweren Presslufthammer ab, der sich wie ein wildgewordener Riesenprinz in ihren Händen aufführt. Sie haben den größten Teil des Fußbodens schon aufgebrochen.
    Drinnen ist der Lärm unerträglich.
    Ich bleibe vor dem Haus stehen. Zwischen Traktoren und Mähmaschinen. Bis sie endlich herauskommen und ihr Höllengerät abschalten.
    Die Stille ist wunderbar.
    »Wir müssen noch mehr wegschaufeln«, sagt einer von ihnen.
    Sie greifen nach Harke und Schaufel, gehen wieder in den Schuppen, um Erde und Schotter zu durchsuchen, die das Fundament ausfüllen, bevor Karl Blómkvist den Boden mit Beton hat ausgießen lassen. Ich warte draußen auf dem Vorplatz und beobachte, wie sich der Jeep von Björn auf Saeból mit rasender Geschwindigkeit nähert.
    Er hüpft überraschend behende aus seinem Auto, knallt die Tür kräftig hinter sich zu, watschelt grußlos zu mir herüber. Steckt kurz seinen Kopf durch die sperrangelweit offene Tür des Geräteschuppens.
    »Was machst du eigentlich mit dem Schuppen, meine Gute?«, fragt er kurzatmig.
    »Ich tausche die Bodenplatte aus.«
    »Da war doch gar nichts dran!«
    »Ich möchte einen neuen Boden betonieren lassen. Ein Plus für dich.«
    »Aber ich habe den alten Boden gekauft.«
    »Ein neuer ist besser.«
    »Das ist ja nun nicht immer so«, meint er. »Du hättest diese Arbeit zuerst mit mir besprechen sollen, bevor du damit angefangen hast.«
    »Mach dir keine Sorgen. Komm mit in die Küche. Magnea hat frischen Kaffe da.«
    »Aber ich mache mir Sorgen, große Sorgen«, sagt er. »Ich will die Grube so schnell wie möglich auffüllen und eine neue Bodenplatte gießen lassen.«
    »Das wird in wenigen Tagen gemacht sein.«
    Er wendet sich mir zu, überragt mich wie ein verfetteter Riese.
    »Ich will, dass es sofort gemacht wird«, sagt er im Befehlston.
    Seine Unverschämtheit geht mir unangenehm auf die Nerven.
    »Das Grundstück wird am ersten Januar übergeben«, antworte ich kalt. »Ris dahin ist es mein Land und mein Haus.«
    »Du willst also nicht mit diesem Graben aufhören, meine Gute?«
    »Nein, mein Guter.«
    »Dann muss ich mein Recht auf anderen Wegen einfordern«, sagt Björn auf Saeból.
    Er geht mit schweren Schritten zurück zum Jeep. Holt sein Handy aus der Manteltasche und beginnt zu telefonieren.
    Ich gehe wieder in den Geräteschuppen und hüpfe in das aufgebuddelte Fundament, wo die jungen Kerle sich abmühen, Erde und Schotter beiseitezuschaufeln.
    »Wie
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