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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis
Autoren: John Maddox Roberts
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zwei verschwanden unter Führung von Wühler und ein paar anderen. Muschelring sah dem jungen Barbaren sehnsüchtig nach.
    »Laßt uns keine Zeit verschwenden«, sagte Eisenholz, der sich aufrichtete. »Gehen wir. Ich will dort sein, wenn die beiden Parteien aufeinandertreffen.«
    Nistur erhob sich ebenfalls. »Warum nicht? Das wird eine Tat, die eines Gedichtes würdig ist. Übrigens, nehmen wir mal an, wir können den Fürsten oder Kyaga oder gar beide nicht zufriedenstellen, was dann?«
    »Dann rennen wir um unser Leben«, antwortete Eisenholz.
    Nistur lachte. »Das dürfte ein kurzer, aber aufregender Lauf werden.«
    Während die Zwerge sie durch die ausgedehnten, düsteren und schier endlosen Tunnel führten, befragte Stunbog, den alles Magische brennend interessierte, Eisenholz über den Schwarzen Drachen, den er als junger Mann getötet hatte. Der Söldner gab kurze Antworten, denn sein Kopf war sichtlich mit anderen Dingen beschäftigt.
    Sie kamen an einer Vielzahl kleiner Tunnel vorbei, die einst Teil eines Zwergendorfes gewesen waren. Jüngere Zwerge, die hier an Beobachtungspunkten spioniert hatten, erstatteten Hitzschmied Bericht, und der Zwergenführer wandte sich an die kleine Gruppe.
    »Wir sind unter einer Felsnase dicht unter Kyagas Zelt. Der Fürst von Tarsis und seine Ratsherren rücken bereits an.«
    »Dann wird es Zeit, daß wir mit diesen Menschen reden«, sagte Eisenholz.
    »Ja«, stimmte Stunbog zu. »Ich möchte einen eingehenden Blick auf diesen Eroberer und seinen Schamanen werfen.«
    »Unbedingt«, sagte Nistur.
    Muschelring warf einen betrübten Blick auf ihr Siegel. »Ich vermute, es ist das letzte Mal, daß ich das hier benutzen kann.«
    Hitzschmied führte sie über eine Rampe in einen merkwürdig geformten Raum mit unregelmäßigen Wänden und ähnlicher Decke. Zwerge zogen eine ebenso ungleichmäßige Tür auf, hinter der ein Spalt in einem großen Felsen sichtbar wurde. Der »Raum« war nichts weiter als ein ausgehöhlter Fels.
    »Viel Glück, meine Freunde«, sagte Hitzschmied. »Wir halten euch diese Tür offen. Wenn es Zeit wird, daß ihr fliehen müßt, zögert nicht.«
    Sie liefen auf den Spalt zu, der zu dieser frühen Stunde noch in tiefem Schatten lag. Muschelring holte überrascht Luft, als sie sahen, daß sie inmitten einer großen Horde Nomaden auftauchten. Aber niemand blickte in ihre Richtung. Statt dessen konzentrierte sich alle Aufmerksamkeit auf den freien Platz vor dem großen Zelt von Kyaga.
    An dieser Stelle erwartete Kyaga, seine Ehrengarde im Rücken, die nahenden Tarsianer. Er thronte auf einem prächtig aufgezäumten Pferd. Neben ihm saß Schattensprecher auf einem schlichteren Roß, und hinter ihnen befand sich der Standartenträger mit der Bronzemaske.
    Der herannahende Troß wirkte pompös und prunkvoll. Eine Reihe junger Adliger in vergoldeten Rüstungen schritt voran. Sie trugen Lanzen mit Wimpeln. Hundert Schritte vor dem Zelt teilte sich die Reihe, schwenkte zu beiden Seiten und enthüllte den Fürsten von Tarsis in seiner Paraderüstung, gefolgt von seinen Geheimräten. Rukh in seiner ziselierten Halbrüstung wurde von seiner persönlichen Garde geschützt. Alban ließ sich von seinem Zauberertroß begleiten. Nur Geheimrat Melkar war ohne Eskorte. Er saß auf einem hinreißenden Pferd, aber seine Hände waren in Ketten gelegt. Aus Achtung vor seinem Rang waren die Ketten aus Gold. Im Westen drängten sich auf den Mauern von Tarsis die Bürger, um dieses beispiellose Schauspiel zu begaffen.
    Nach dem schweigenden Aufmarsch näherte sich der Fürst Kyaga Starkbogen auf zwanzig Schritte. Dann blieb er stehen, und es wurde still.
    »Kyaga Starkbogen«, begann der Fürst, »wie ich es gelobt habe, bringe ich Euch den, der sich des Mordes an Eurem Botschafter und an Eurem Unterhäuptling schuldig gemacht hat. Laßt uns damit den Zwist zwischen unseren Völkern beilegen. Laßt uns nun Freundschaft geloben und die Verhandlungen wiederaufnehmen, die so tragisch unterbrochen wurden.«
    Lange Sekunden starrte Kyaga die Tarsianer an. Die grünen Augen über seinem Schleier konzentrierten sich auf den gebundenen, aber stolzen Melkar. »Es waren zwei Morde!« schrie er. »Aber ich sehe nur einen Mann in Ketten. Ich akzeptiere ihn als den Mörder meines Häuptlings Guklak, denn Guklak wurde am Tor seines Hauses hängend aufgefunden. Ich bin ganz und gar nicht davon überzeugt, daß er Yalmuk Blutpfeil getötet hat.« Die anderen Häuptlinge hinter ihm erhoben
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