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Mord in Tarsis

Mord in Tarsis

Titel: Mord in Tarsis
Autoren: John Maddox Roberts
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beipflichtend ihre Stimmen und schrien nach Gerechtigkeit.
    »Ich habe niemanden getötet«, sagte Melkar verächtlich. »Aber es schert doch keinen von euch, wer der wahre Mörder ist!«
    »Ruhe!« befahl der Fürst. »Vergrößert Eure Schuld nicht noch durch eine nutzlose Lüge!« Im Nomadenlager wurde Ärger laut; bei den Tarsianern kam Nervosität auf. Trotz aller Versprechungen lag offene Gewalt in der Luft.
    »Halt!« rief Eisenholz, der zwischen die beiden Parteien schritt. »Dieser Mann ist unschuldig! Wir, die als Kommissare mit diesem Fall betraut wurden, haben die Wahrheit herausgefunden.«
    Alle starrten die seltsame kleine Gruppe fassungslos an, die aus dem Nichts zwischen den verfeindeten Parteien aufgetaucht war. Der Fürst von Tarsis war der erste, der sprach.
    »Ihr! Wo kommt ihr her? Ihr wart nicht unter meinem Gefolge.«
    »Und sie sind nicht an meinen Posten vorbeigekommen!« sagte Kyaga. »Was hat das zu bedeuten?«
    Nistur nahm seinen Federhut ab und fächelte sich damit ungerührt Luft zu. »Wir, mein Herr, sind Kommissare. Solche Dinge sind unser täglich Brot.«
    »Völlig unwichtig!« schrie der Fürst. »Ich habe euch aus meinen Diensten entlassen, als ihr herausgefunden hattet, daß Melkar der Mörder ist. Geht, oder ihr riskiert mein ernsthaftes Mißfallen!«
    »Wir tragen immer noch das hier«, sagte Eisenholz, der sein Siegel hochhielt, »und das bedeutet, daß wir immer noch Eurem Auftrag nachkommen. Wir wurden damit betraut, die Wahrheit herauszufinden, und das haben wir getan. Werdet Ihr uns anhören?«
    »Ihr seid gewöhnliche Räuber und Scharlatane!« sagte Kyaga. »Wo Herrscher miteinander verhandeln, habt ihr nichts zu suchen.«
    Ein Mann aus der Nomadenhorde ritt vor. Es war der Unterhäuptling des Stammes der Verdorbenen Quelle, Laghan-mit-der-Axt. »Ich will hören, was sie zu sagen haben!«
    »Richtig!« schrie ein Häuptling in Robe. »Ich auch!« Bei den hinter Kyaga stehenden Häuptlingen erhob sich zustimmendes Gebrüll. Während dies geschah, musterte Stunbog Kyaga und Schattensprecher. Stirnrunzelnd blickte er von einem zum anderen.
    Kyagas Miene war hinter seinem Schleier nicht zu erkennen, aber jede Faser seines Körpers verriet Erregung. »Sehr gut!« rief er. »Sagt euren Spruch und macht rasch! Meine Männer drängen auf Krieg!«
    »Ich denke«, sagte Nistur, »es wäre besser, wenn alle interessierten Parteien absteigen und sich in das Zelt des großen Häuptlings Kyaga zurückziehen würden. Was wir zu berichten haben, wird eine kleine Weile dauern, und damit alle unseren Worten besser lauschen können, sollte es keine Ablenkungen geben.«
    »Das übersteigt mein Angebot an Euch bei weitem, Fürst von Tarsis!« rief Kyaga. Dann warf er einen Blick auf seine unruhigen Häuptlinge. »Ich werde es gestatten, aber meine Geduld ist nicht endlos.«
    »Woher weiß ich, daß dies nicht ein neuer Trick ist?« wollte der Fürst wissen.
    »Einen Moment«, sagte Stunbog. Er ging zu Geheimrat Albans Zaubererschar und sprach mit ihnen. Sie saßen ab und bildeten zwischen den zwei Parteien einen Kreis. »Wir brauchen eine Lanze«, sagte Stunbog. Der Fürst zeigte auf eine seiner Wachen und schnippte mit den Fingern. Der Mann ritt zu Stunbog und händigte ihm eine drei Meter lange Lanze aus, die der Heiler so in den Boden stieß, daß sie exakt nach oben zeigte. Albans Zauberer begannen feierlich zu summen.
    »Diese gelehrten Zauberer errichten einen Friedensschleier«, sagte Stunbog. »Alle hier sind nun daran gebunden. Ihr seht, wo die Sonne jetzt steht.« Er zeigte auf den großen Kreis, der etwas mehr als die Hälfte des Weges zum Zenit hinter sich gebracht hatte. »Wenn irgend jemand hier den Frieden bricht, bevor die Sonne senkrecht über unseren Köpfen steht, so daß der Schatten des Speeres verschwindet, wird auf alle, die heute hier sind, die furchtbarste Vergeltung vom Himmel herabkommen.« Er sah den grünbemalten Mann neben Kyaga an. »Vielleicht möchte der hochverehrte Schattensprecher den Zauberern bei ihren Mühen gern beistehen?«
    Überrascht schüttelte der Mann heftig den Kopf, so daß seine Amulettstränge klapperten.
    »Unser Schamane befaßt sich mit den Geistern der Ebenen«, sagte Kyaga, »nicht mit dekadenter Stadtzauberei.«
    »Wie schade«, sagte Stunbog. »Ich hätte ihn gern bei der Arbeit erlebt. Kommt, meine Herren, der Schatten wird kürzer, je länger wir hier reden.« Sein Zeigefinger deutete auf den kleinen, runden Balken, der sich am Fuß
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