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Mord im Pfarrhaus

Mord im Pfarrhaus

Titel: Mord im Pfarrhaus
Autoren: Agatha Christie
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Nur war es für Freitag. Und heute ist Dienstag.»
    «Es ist Mittwoch», sagte ich.
    «Oh wie schrecklich. Das bedeutet, dass ich zum dritten Mal vergessen habe, mit ein paar Leuten zum Essen zu gehen.»
    Zum Glück schien ihr das nicht viel auszumachen.
    «Ist Griselda irgendwo in der Nähe?»
    «Ich nehme an, Sie finden sie im Atelier im Garten – sie sitzt Lawrence Redding Modell.»
    «Es hat ein ziemliches Trara seinetwegen gegeben», sagte Lettice. «Mit Vater, wissen Sie. Vater ist grässlich.»
    «Worum ging es denn bei dem Tr… – weshalb?», fragte ich.
    «Weil er mich malt. Vater ist dahinter gekommen. Warum darf ich mich nicht im Badeanzug malen lassen? Wenn ich darin zum Strand gehe, kann man mich doch auch darin malen?»
    Lettice machte eine Pause, bevor sie weitersprach. «Es ist wirklich absurd – dass Vater einem jungen Mann das Haus verbietet. Lawrence und ich kichern natürlich bloß darüber. Ich werde hierher kommen und mich in Ihrem Arbeitszimmer malen lassen.»
    «Nein, meine Liebe. Nicht, wenn Ihr Vater es verbietet.»
    «Ach je.» Lettice seufzte. «Wie langweilig alle sind. Ich bin am Boden zerstört. Absolut. Wenn ich nur ein bisschen Geld hätte, würde ich weggehen, aber ohne kann ich nicht. Wenn mein Vater nur anständig genug wäre zu sterben, ginge es mir gut.»
    «Sie dürfen so etwas nicht sagen, Lettice.»
    «Nun, wenn er nicht will, dass ich ihm den Tod wünsche, sollte er sich nicht so wegen Geld anstellen. Mich wundert nicht, dass meine Mutter ihn verlassen hat. Wissen Sie, dass ich jahrelang geglaubt habe, sie sei tot? Was für ein junger Mann war das, mit dem sie davongelaufen ist? War er nett?»
    «Es geschah, bevor Ihr Vater hierher gezogen ist.»
    «Ich wüsste gern, was aus ihr geworden ist. Wahrscheinlich wird Anne bald mit jemandem eine Affäre haben. Anne hasst mich – sie verhält sich ganz anständig mir gegenüber, aber sie hasst mich. Sie wird alt, und das gefällt ihr nicht. In diesem Alter bricht man aus, wissen Sie.»
    Ich fragte mich ob Lettice den ganzen Nachmittag in meinem Arbeitszimmer verbringen würde.
    «Haben Sie meine Schallplatten gesehen?», fragte sie.
    «Nein.»
    «Wie dumm. Ich weiß, dass ich sie irgendwo gelassen habe. Und ich habe den Hund verloren. Und meine Armbanduhr ist irgendwo, aber das macht weiter nichts, denn sie geht nicht. Ach je, ich bin so müde. Ich weiß nicht warum, ich bin nämlich erst um elf aufgestanden. Aber das Leben ist sehr anstrengend, finden Sie nicht auch? Ach je, ich muss gehen. Ich will mir um drei Dr. Stones Hügelgrab anschauen.»
    Ich schaute auf die Uhr und sagte, dass es jetzt fünf nach halb vier sei.
    «Oh! Wirklich? Wie schrecklich. Ob sie wohl gewartet haben, oder ob sie ohne mich gegangen sind? Ich sollte lieber gehen und mich darum kümmern.»
    Sie stand auf und schwebte hinaus, wobei sie über die Schulter murmelte: «Sagen Sie Dennis Bescheid, bitte.»
    Ich sagte automatisch «Ja» und merkte zu spät, dass ich keine Ahnung hatte, was ich Dennis sagen sollte. Aber ich überlegte, dass es sehr wahrscheinlich keine Rolle spielte. Ich dachte über Dr. Stone nach, einen bekannten Archäologen, der vor kurzem im Blauen Eber Quartier bezogen hatte und die Ausgrabung eines Hügelgrabs auf dem Grundstück von Colonel Protheroe leitete. Es hatte schon mehrere Auseinandersetzungen zwischen ihm und dem Colonel gegeben. Dass er sich mit Lettice verabredet hatte und ihr die Arbeiten zeigen wollte, amüsierte mich.
    Lettice Protheroe hatte, fand ich, etwas von einem Biest. Wie sie wohl mit der Sekretärin des Archäologen, Miss Cram auskam? Miss Cram ist eine gesunde junge Frau von fünfundzwanzig, laut in ihrem Auftreten, mit kräftigen Farben, guten Instinkten und einem Mund, der mehr als die übliche Anzahl Zähne zu enthalten scheint.
    Im Dorf ist man geteilter Meinung über sie. Die einen halten sie für nicht besser als zu erwarten, die anderen sehen in ihr eine junge Frau von eiserner Tugend, die beabsichtigt, bei nächster Gelegenheit Mrs Stone zu werden. Sie ist in jeder Hinsicht das Gegenteil von Lettice.
    Ich konnte mir vorstellen, dass in Old Hall die Dinge nicht zum Besten standen. Colonel Protheroe hatte vor etwa fünf Jahren wieder geheiratet. Die zweite Mrs Protheroe war eine bemerkenswert hübsche Frau mit ziemlich ungewöhnlichem Stil. Ich hatte schon immer vermutet, dass die Beziehungen zwischen ihr und ihrer Stieftochter nicht allzu glücklich waren.
    Ich wurde noch einmal unterbrochen. Diesmal
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