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Mord im Labor

Mord im Labor

Titel: Mord im Labor
Autoren: Carter Brown
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denen
Jan bei CalCon zusammenarbeitete«, sagte sie in scharfem
Ton. »Aber was, zum Teufel, hatte er dort zu suchen?«
    »Wollen Sie sich umziehen?«
fragte ich sie. »Vielleicht einen Mantel nehmen?«
    »Warum sollte ich das tun?«
    »Ich glaube nicht, daß Sie für
einen Besuch in der Countyleichenhalle richtig
gekleidet sind«, sagte ich.
     
     
     

2
     
    Der blaue Himmel und die heiße
Sonne boten eine willkommene Abwechslung nach dem feuchten, kalten Innern der
Leichenhalle. Judy glitt neben mich auf den Mitfahrersitz des Healey und
schauderte plötzlich. Ich fuhr drei Häuserblocks weit zu einer Bar und mußte
beinahe rennen, um ihr auf den Fersen zu bleiben, als sie dort der nächsten
Nische zustrebte. Nachdem die Drinks gebracht worden waren, nahm sie einen
großen Schluck Rye auf Eis und seufzte schwer.
    »Jetzt fühle ich mich ein
bißchen besser.«
    »Für Anstandsvisiten ist die
Leichenhalle immer ein unangenehmer Ort«, sagte ich.
    »Justin Everard !«
Sie schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann es noch immer nicht glauben. Der
gute, alte, ruhige, ernsthafte, engagierte Justin Everard !
Erstochen in einem Motelzimmer , nackt neben Jan
O’Hara liegend! Das ist einfach unglaublich.«
    »Erzählen Sie mir von ihm«,
sagte ich erwartungsvoll.
    »Da gibt’s nicht viel zu
erzählen, Lieutenant. Er gehörte zu dem kleinen Team der Forschungschemiker bei CalCon . Mir schien er immer völlig unzugänglich.
Engagiert, wie gesagt. Ich hätte angenommen, seine Vorstellung von Lebensfreude
würde sich darauf beschränken, bis spät abends im Labor zu arbeiten. Ich habe
nie gesehen, daß er irgendeinem der Mädchen dort einen Blick zugeworfen hätte,
von einem Annäherungsversuch ganz zu schweigen.«
    »Arbeiten Sie ebenfalls bei CalCon ?« sagte ich scharfsinnig.
    »Ich bin auch Sekretärin«,
sagte sie. »Junge, Junge — ich kann mir Mr. Brownings Gesicht vorstellen, wenn
er von all dem hört.«
    »Mr. Browning?«
    »Er ist der große Boss des
ganzen Unternehmens. Jan war seine Privatsekretärin. Ich arbeite für einen Mr. Vaile , der mit der kaufmännischen Seite dort zu tun hat.
Diese ganzen technischen Ausdrücke schienen Jan überhaupt nichts auszumachen,
aber mich machten sie halb wahnsinnig.«
    »Wieso arbeiten Sie heute
nicht?«
    »Ich habe eine Woche Urlaub.
Ich habe mein gesamtes Erspartes in die Anzahlung für ein neues Kabriolett
hineingesteckt, deshalb bleibe ich zu Hause. Acapulco muß noch warten.«
    »Was für ein neues Kabriolett?«
    »Hm—«, sie zog eine Grimasse in
meine Richtung, »wenn Sie schon so neugierig sein müssen, es ist nicht gerade
neu. Ein drei Jahre alter MG.«
    »Mit nur einem Vorbesitzer«,
sagte ich. »Einer alten Lady, die ihn nur einmal im Monat benutzte, um in die
Stadt zu fahren und ihre Lebensmittel darin nach Hause zu befördern.«
    »Sind Sie sicher, daß Ihre
Dienstmarke wirklich echt ist? Oder vielleicht handelt Ihr Zwillingsbruder mit
gebrauchten Wagen.«
    »Wie wär’s mit einem weiteren
Drink?«
    »Nein, danke, Lieutenant. Der
eine hat meinem nervösen Magen großartig aufgeholfen.« Sie rümpfte gedankenvoll
die Stupsnase. »Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen?«
    »Bitte. Wenn sie zu persönlich
ist, werde ich nicht antworten.«
    »Sind Sie verheiratet?«
    »Nein.«
    »Nun ja, angesichts dessen, wie
Sie heute vormittag unangekündigt in mein Dasein
hineinspaziert kamen und mir meinen ganzen Urlaub vermasselt haben, finde ich
eigentlich, daß Sie mir was Nettes antun und mich zum Beispiel zum Abendessen
einladen könnten.«
    »Ich hole Sie heute abend gegen acht ab«, sagte ich prompt.
    »Ich mag Männer gern, die sich
schnell entscheiden.« Sie fuhr sich mit der feuchten Zungenspitze bedächtig
über die Unterlippe. »Aber keinen Aufwand. Gehen wir irgendwohin, wo es ruhig
und teuer ist.«
    »Okay«, sagte ich.
    Sie sagte, sie würde ihren
Heimweg allein finden und vielleicht unterwegs noch etwas einkaufen, und so
verabschiedete ich mich und kroch in den Healey. Obwohl der Tag nicht gerade
erfreulich angefangen hatte, sah es so aus, als sei ein Silberstreifen am
Horizont aufgetaucht. Bevor wir die Bar verlassen hatten, war mir noch
eingefallen, sie nach der Adresse von CalCon -Chemie
zu fragen, und das hatte eine zwanzigminütige Fahrt durch die Stadt, zur
anderen Seite von Vale Heights, zur Folge. Unterwegs nahm ich mir die Zeit für
ein Steak-Sandwich und eine Tasse Kaffee, so daß es kurz nach zwei Uhr
nachmittags war, als ich ankam.
    Das
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