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Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Mord im Herbst: Roman (German Edition)

Titel: Mord im Herbst: Roman (German Edition)
Autoren: Henning Mankell
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ist«, sagte Wallander.
    »Vielleicht wollte sie heraus, um uns zuzuwinken und uns zu verraten, dass da etwas in der Erde liegt, was nicht dahin gehört.«
    Martinsson sah ein, dass seine Antwort idiotisch war. Aber Wallander reagierte nicht. Stina Hurlén trat ins Scheinwerferlicht. Ihre Gummistiefel machten ein schmatzendes Geräusch, wenn sie auf dem matschigen Boden auftrat. Sie tat das Gleiche wie Wallander, drehte eine Runde um die Grube und ging danach in die Hocke.
    »Mann oder Frau?«, fragte Wallander. »Frau«, erwiderte Stina Hurlén. »Mit Sicherheit eine Frau. Aber fragen Sie mich nicht nach dem Alter oder nach sonst etwas. Ich bin zu müde, um Vermutungen anzustellen.«
    »Nur eins noch«, sagte Martinsson. »Vorhin waren Sie der Meinung, dass die Hand lange in der Erde gelegen hätte. Ändert dieser Fund etwas an Ihrer Meinung? Oder glauben Sie weiterhin, dass sie lange hier gelegen hat?«
    »Ich glaube nicht. Ich vermute, dass sie lange hier gelegen hat.«
    »Können Sie etwas sehen, das auf die Todesursache hindeutet?«, fuhr Martinsson fort.
    »Das ist Frage Nummer zwei, eine zu viel. Sie bekommen keine Antwort.«
    »Die Hand«, sagte Wallander. »Warum kommt sie hoch?«
    »Das ist nichts Ungewöhnliches«, sagte Nyberg, als Stina Hurlén stumm blieb. »Dinge, die in der Erde liegen, bewegen sich. Es kann an Schwankungen des Grundwasserniveaus liegen. Außerdem bewegt sich die schonische Erde. Es kommt zu Absackungen. Ich persönlich glaube, dass die Hand hier durch den vielen Regen, den wir diesen Herbst hatten, hochgekommen ist. Aber es können natürlich auch Wühlmäuse gewesen sein.«
    Nybergs Handy klingelte. Er brachte seine Analyse, warum die Hand aus der Erde hochgekommen war, nicht zum Abschluss.
    »Was kann er gemeint haben? Mit den Wühlmäusen?«, fragte Martinsson.
    »Ich habe Nyberg immer für einen glänzenden Kriminaltechniker gehalten. Aber ich war auch immer der Ansicht, dass er nicht gerade glänzt, wenn er erklären soll, was er meint.«
    »Ich fahre jetzt nach Hause und schlafe«, sagte Martinsson. »Und das solltest du auch tun. Hier können wir sowieso nicht mehr viel ausrichten.«
    Martinsson fuhr Wallander nach Hause. Wie gewöhnlich fuhr er ruckhaft. Aber Wallander sagte nichts. Damit hatte er schon vor Jahren aufgehört. Martinssons Fahrweise würde sich nicht mehr ändern.

7.
     
    Linda war noch wach, als Wallander hereinkam. Sie empfing ihn im Bademantel und betrachtete seine lehmverschmierten Schuhe. Sie setzten sich in die Küche, und er erzählte, was geschehen war.
    »Das klingt sonderbar«, sagte sie, als er fertig war. »Ein Haus, das dir Martinsson angeboten hat? Und da liegt eine tote Person vergraben?«
    »So sonderbar es sich anhört, es ist wahr.«
    »Und wer ist es?«
    »Kannst du mir mal verraten, woher wir das wissen sollen?«
    »Warum bist du so gereizt?«
    »Ich bin müde. Vielleicht auch enttäuscht. Das Haus hat mir gefallen. Und der Preis war auch so, dass ich ihn hätte zahlen können.«
    Sie streckte die Hand aus und streichelte seinen Arm.
    »Es gibt noch mehr Häuser«, sagte sie. »Außerdem hast du doch eine Wohnung.«
    »Ich bin wahrscheinlich enttäuscht«, wiederholte Wallander. »Gerade heute hätte ich eine gute Nachricht brauchen können, nicht ein Teil von einem Skelett, das aus dem Boden ragt.«
    »Kannst du nicht das Spannende daran sehen? Statt eines langweiligen Gartens kriegst du etwas, von dem noch nie jemand was gehört hat.«
    »Ich verstehe nicht, was du meinst.«
    Linda betrachtete ihn amüsiert.
    »Du brauchst keine Einbrüche zu befürchten«, sagte sie. »Ich glaube, Einbrecher haben genauso Angst vor Gespenstern wie andere Leute.«
    Wallander setzte Wasser auf. Linda schüttelte den Kopf, als er fragte, ob sie Tee haben wolle.
    Er setzte sich mit einem rosa Becher an den Tisch.
    »Den hab ich dir geschenkt«, sagte Linda. »Weißt du noch?«
    »Weihnachtsgeschenk, als du acht Jahre alt warst«, antwortete er. »Ich trinke immer Tee aus diesem Becher.«
    »Er hat eine Krone auf dem Flohmarkt gekostet.«
    Wallander nahm einen Schluck. Linda gähnte.
    »Ich hatte mich auf dieses Haus gefreut«, sagte er. »Zumindest hatte ich angefangen mir vorzustellen, dass ich endlich aus der Stadt herauskäme.«
    »Es gibt andere Häuser«, erwiderte Linda.
    »Ganz so einfach ist es nicht.«
    »Was ist denn so schwierig?«
    »Wahrscheinlich stelle ich zu hohe Ansprüche.«
    »Dann stell niedrigere Ansprüche!«
    Wallander merkte, dass er
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