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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi
Autoren: emons Verlag
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Äbtissinnen.« Althea beobachtete Jadwiga genau. Damit hatte diese nicht gerechnet. Sie schluckte. »Schwester Zeta führt Tagebuch, und ich auch. Aber was vor unserer Zeit gewesen ist …«
    Das war keine Antwort.
    Althea nickte. »Zeta sagte, der Himmel mag keine Geheimnisse, und sie könnte recht haben. Und jetzt werde ich mir anschauen, ob Dalmetias Bilder was geworden sind.«
    Mit der Speicherkarte machte sich Althea auf den Weg in Jadwigas Büro. Computer und Drucker stünden zu ihrer Verfügung, hatte Jadwiga angeboten. Althea musste ja nicht verraten, dass sie sich damit nicht so gut auskannte. Es würde schon gehen.
    Sie entdeckte den Schlitz für die Speicherkarte und jubelte innerlich, als hätte sie gerade herausgefunden, wie man kernlose Kirschen zog. Etwas anderes gelang ihr dagegen überhaupt nicht – sich vorzustellen, zu welchem Zweck das Pergament entfernt worden war.
    Vorsichtig wollte Althea sich an die Computer-Angelegenheit heranpirschen, doch das Programm hatte eigene Vorschläge. Sie könne sich die Fotos anschauen, sie speichern … und noch tausend andere Dinge. Anschauen genügte Althea.
    Auf den ersten Bildern war einiges zu sehen, aber nur wenig zu erkennen. Die Fotografin hatte im Schock und in der Aufregung am Baum und der Toten vorbeifotografiert.
    Doch es gab wenigstens fünf, die detailgetreu die Mumie zeigten. Althea klickte weiter und wartete, dass noch etwas kam. Es kam auch noch was, aber das sah aus, als würden sie für ein Theaterstück proben. Unecht. Wie Jadwiga die Tote umarmte und Althea mit der Gartenschere hantierte.
    Sie hätte gern gesagt, so war es doch gar nicht. Wozu denn ein Fotokurs, wenn er solche Lügenbilder zur Folge hatte? Althea ärgerte sich. Das hätte sie auch gekonnt.
    Die übrigen einhundertzwanzig Bilder waren nutzlos.
    Althea ging zurück zum Anfang. Die Dunkelheit mit ihrem Blitz zu erhellen war sicher nicht Dalmetias Absicht gewesen. Sollte sie die unbrauchbaren Fotos löschen?
    Moment. Vielleicht lag es ja an der Einstellung, aber da war eine Gestalt im Hintergrund. Vielleicht konnte man den Ausschnitt vergrößern? Das überforderte Althea, aber eines konnte sie – das Foto ausdrucken. Und eine Lupe hatte sie sicher auch irgendwo.
    * * *
    Das hatte sie nicht entdecken wollen, doch die Vergangenheit hatte meist auch Auswirkungen auf die Gegenwart. Dabei war es nicht einmal die eigene, es war die einer Vorfahrin. Heidelinde Bacher legte einen Finger an die Lippen, als wollte sie sich zum Schweigen verpflichten.
    Sie hatte diese Aufgabe freiwillig übernommen. Für den Heimatverein, und weil sie das Thema der Hexenverfolgungen wirklich interessierte.
    Heidelinde war noch dabei, die Geschichten von Frauen im Chiemgau zu recherchieren, die im 17.   Jahrhundert der Hexerei verdächtigt worden waren. Einige von ihnen hatte man denunziert und daraufhin verurteilt. Aber es war so düster, so menschenverachtend. Und jetzt hatte sie einen vertrauten Namen gelesen – Haberl. Ihr Sohn Andreas war eine ganze Zeit lang mit Leonie Haberl zusammen gewesen, bis er vor einigen Monaten wutentbrannt nach Hause kam und schimpfte: »Die spinnt doch komplett! Sie will Nonne werden. So ein vertrocknetes altes Weib in einer hässlichen Kutte. Super für den Herrgott, dass er gleich einen ganzen Harem hat!«
    Andreas konnte Leonies Entscheidung nicht verstehen und tat alles, um sie zurückzubekommen. Er war gekränkt, dass sie einem anderen Mann den Vorzug gab und diesem ihr Herz schenkte. Eine göttlich-geisterhafte Konkurrenz, mit der er nicht gerechnet hatte.
    Sie konnte sich vorstellen, was in ihm vorging, aber er musste das Mädchen endlich loslassen, es wurde allmählich zu einer Obsession. Es war ohnehin besser, wenn die beiden nicht zusammenkamen. Die Geschichte ging mit ihren Protagonisten unerbittlich um.
    Heidelinde hatte sich natürlich auch über die Vorfahren der Familie Bacher informiert. Sie hatte Hunderte von Dokumenten gelesen, mit Hunderten von Beschuldigten und ebenso vielen Anklägern. Und da gab es einen Bacher aus Chieming, der eine entlassene Dienstmagd namens Maria Haberl des Milchdiebstahls bezichtigte, außerdem habe sie ihn verflucht und sein Vieh verhext.
    Im Stammbaum der Familie ihres Mannes war ein Georg Bacher aufgeführt. Er war kein Leibeigener, sondern ein Bauer, der eigenes Land bewirtschaftete. Aber die Zeiten waren schlecht. Maria Haberl gab zu, einen Becher Milch für ihre Kinder gestohlen zu haben. Sie wollte ihre Tat mit
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