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Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi

Titel: Mord auf Frauenchiemsee - Oberbayern Krimi
Autoren: emons Verlag
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stricke. Vier Stück. Darin sind kleine Überraschungen.« Oh je, dachte Althea. Kleine Überraschungen oder große, sie hatte nichts dergleichen anzubieten.
    »Ist das eine Ausrede, und du hast dich womöglich übernommen?«
    Zetas Bemerkung fiel Althea ein. Nie im Leben. »Aber nein!«, sagte sie voller Überzeugung.
    Die Priorin nickte. »Also gut, vier Socken mit Überraschungen. Um die alten Dokumente wird sich Dr.   Augustin Seidel kümmern, er ist Archivar im Bistumsarchiv. Er wird spätestens morgen ankommen und im Gästehaus wohnen.«
    Althea löste die unnützen Daumen. Ach, du lieber Augustin, alles ist hin.
    »Das Forschungsteam wird bereits heute am frühen Nachmittag eintreffen. Mir wurde gesagt, diese Wissenschaft nennt sich Archäometrie, sie umfasst den Einsatz modernster naturwissenschaftlicher Methoden zur Lösung kulturhistorischer Fragestellungen.« Jadwiga hatte sich das auf einem Zettel notiert. »Wie bei einer Ausgrabung wird der Körper untersucht und sein Alter bestimmt. Auch die Kleidung der Toten und alles, was sich sonst noch an der Mumie und im Baum findet.«
    Auch eine Pergamentrolle in ihrem Mund?, war Althea versucht zu fragen, aber sie schwieg.
    Der Tagesablauf geriet durcheinander, was für einige Mitschwestern offenbar verwirrender war als die Tote in der Klostereiche. Althea zog Dalmetia zur Seite. »Wir sollten uns die Bilder von gestern Nacht anschauen.«
    »Das noch einmal zu sehen, das überlebe ich nicht!«, jammerte die kleine Schwester, deren weit auseinanderstehende Augen den Blick des Betrachters hin und her wandern ließen.
    Althea nickte. »Es muss sein. Wir müssen uns vergewissern, dass auf den Fotos etwas zu sehen ist. Es handelt sich genau genommen um Beweismaterial.«
    »Ja, natürlich, aber …« Dalmetia verzog das Gesicht und kniff die Augen zusammen.
    »Gut, dann werde ich mich opfern«, verkündete Althea, als wäre es eine heroische Tat, sich ein paar Bilder anzuschauen. Tatkraft brauchten diejenigen, die die Frau entkleideten, ihre Fesseln lösten und den Körper untersuchten, und nicht sie, die nur eine Hand an der Rolltrage gehabt und geholfen hatte, Agathe in die Büßerzelle zu bringen.
    Diesmal nahm die Priorin Altheas Angebot an und verlieh ihrer Hoffnung Ausdruck, Schwester Dalmetia hätte zur rechten Zeit abgedrückt. »Abdrücken. Ich höre mich an, als würde ich einer Mörderin auf die Schulter klopfen. In jedem Fall wäre es gut, ein paar brauchbare Aufnahmen zu haben.«
    »Das Geheimnis der Büßerzelle wird doch für das Forscherteam und den Archivar nicht gelüftet, oder?«, erkundigte sich Althea.
    »Ich glaube nicht, dass es nötig ist. Wir können die Trage mit Agathe unter eine der Arkaden in der Taufkapelle schieben. So müssen wir nichts preisgeben«, fand Jadwiga.
    »Ist es auch ein Geheimnis, was in der Pergamentrolle steht?«, fragte Althea.
    »Schwester Althea, was meinst du damit?« Jadwiga sah sie aufmerksam an. Ihre lange Nase zuckte.
    »Das kleine Pergament, das im Mund der Mumie steckte.«
    »Und immer noch steckt. Ich fürchte mich ein wenig davor, was dort zu lesen ist. Aber ich sollte zumindest einen Blick darauf werfen, bevor das Forscherteam kommt.«
    »Es steckt nicht mehr dort«, verriet Althea der Priorin. Dann hatte es jemand anders genommen, denn Nonnen logen nicht. Normalerweise.
    Jadwiga erschrak. »Du warst noch einmal in der Zelle.«
    »Leider zu spät«, sagte Althea. »Ihr Mund war leer.«
    »Schwester Althea, ich vermute Neugier. Du wolltest dir sicher nichts aneignen.«
    Sehr richtig. Als ob Althea Gefallen an halb zerkauten, in trockenen Speichel gehüllten Schriftstücken finden würde.
    »Ich bin nicht beleidigt«, erklärte sie. »Aber das verrät uns nicht, wer es genommen hat.«
    »Lieber Himmel, ich hoffe, derjenige hat nicht vor, es öffentlich zu machen.«
    Jadwiga glaubte offenbar, Valentin wäre derjenige, welcher.
    »Die Einzigen, die wissen, wie man in die Büßerzelle gelangt, sind Nonnen.«
    »Keine der Schwestern hätte das fertiggebracht«, war Jadwiga überzeugt, doch Althea hätte dafür nicht die Hand ins Feuer gelegt.
    »Schwester Althea … kann ich mich darauf verlassen, dass du nichts darüber verlauten lässt?«
    »Ich schweige«, versprach Althea leichten Herzens. Und das Schweigen passte gerade, um die Tagebuchfrage zu stellen.
    »Schwester Zeta hat mich auf den Gedanken gebracht, wo vielleicht etwas über unsere Mumie zu finden sein könnte – in einem der Tagebücher der
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