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Mord am Millionenhügel

Mord am Millionenhügel

Titel: Mord am Millionenhügel
Autoren: Gisbert Haefs
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fettes Scheusal.«
    Baltasar machte: »Hm, hm. Du mißverstehst. Ich bin an diesem donnersten Tage mit einem Mysterium befaßt.«
    Pause. Edgar schien die Sprechmuschel mit einer Hand zu verdecken und jemandem etwas zu sagen. Dann meldete er sich wieder.
    »Aha.«
    »Ja, und zwar habe ich eine Zahnbürste entdeckt.«
    Römertopf schien zu nicken. »Irrsinnig interessant«, sagte er.
    »Nicht wahr? Sie steckt in meinem Zahnbecher neben meiner Bürste, und die war gestern noch allein.«
    Edgar kicherte. »Hast du schon in deinem Bett nachgesehen?«
    »Da ist niemand.«
    »Ich dachte nur. Das Mädel, das du dir gestern geangelt hast, könnte ja vielleicht eine Bürste als Marschgepäck gehabt haben.«
    Baltasar runzelte die Stirn. »Welches Mädel?«
    »Na, diese Topfrau. Tophäßlich.«
    »Teurer Freund, du sprichst in Rätseln. Welche Frau?«
    Edgar kicherte erneut. »Ach ja, stimmt, du warst ja schon ziemlich hinüber.«
    Baltasar räusperte sich. »Ich verbitte mir solche beleidigenden Unterstellungen. Ich war höchstens besoffen.«
    »Ziemlich.«
    »Nun hilf mir doch mal auf die Sprünge. Ich hab nen Filmriß, und zwar sauber perforiert. Wo und wann hatten wir das Vergnügen miteinander?«
    Edgar schnaufte. »Kein Vergnügen. Also, du bist gegen eins in die
Krätze
gekommen, da hattest du schon rosa Äuglein. Dann hast du ungefähr einen Liter Elbling in einer halben Stunde inhaliert, dann noch mal eine Flasche. Zwischendurch hast du versucht, mir und meiner – hm, Entourage mit klaren Argumenten darzulegen, daß Elbling gut ist gegen Curare. War sehr amüsant. Anschließend hast du diese Tussi angemacht. Du hast ihr etwas über die Hege des Karakulschafs erzählt und ihr die Locken gepinselt, und dann seid ihr abgezogen.«
    »Wie gepinselt?«
    »Pfotenmäßig. Also, am Schluß warst du so breit, daß dich jede Scholle mit ›Hallo, Bruder‹ angeredet hätte. Das ist aber auch die einzige Entschuldigung, die du hast.«
    »Entschuldigung wofür?«
    »Na, für die öffentliche Demolierung der Ästhetik.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »Also, dir so nen Ofen auf die Matratze zu nageln ...«
    Baltasar grübelte eine Weile. »Ich weiß von nichts, und zwar
nichts
. Hast du diese bemerkenswerte Dame, die deine Zunge beflügelt, schon mal gesehen?«
    »Die ist, glaub ich, immer in der
Krätze
, wahrscheinlich oft mit Zahnbürste.«
    »Okay, wenigstens eine Spur. Bist du nachher zu Hause? Ich melde mich.
Hasta luego

    »Bis die Tage.«
    Nach dem Telefonat verließ Matzbach die Wohnung und schlenderte durch die Straßen der sogenannten Altstadt zu seinem Wagen, den er in der Paulstraße geparkt hatte. (Für Nichtbonner sei angemerkt, daß die Altstadt zu einem Teil aus Kneipen besteht und deshalb so heißt, weil dort alles, was etwas älter aussah – oder fast –, in den letzten Jahren unter dem Titel
Sanierung
abgerissen wurde.)
    Kurz vor acht betrat er die
Krätze
.
    Tatsächlich hockte vor dem Tresen ein Wesen, das aus Römertopfs Mund zu kommen schien. Die Dame sah ihm entgegen und widmete ihm ein schadhaftes Lächeln.
    »Na, suchst du mich?«
    Baltasar hielt Abstand. »Entschuldige«, sagte er vorsichtig, »aber ich glaube, ich weiß nicht mehr viel.«
    Sie kicherte. Ein unangenehmes Geräusch. »Glaub ich. Du warst ganz schön knülle.«
    Baltasar zupfte an seinem Kinn. »Ich weiß nur noch«, log er tapfer, »daß ich in deiner charmanten Begleitung diesen finsteren Ort verlassen habe.«
    »Just«, sagte sie. »Und dann wolltest du unbedingt noch in den
Pinsel
. Da hatt ich aber keine Lust mehr zu.«
    »Und?«
    »Na, ich hab dich noch über die Bahn gebracht, weil ich sowieso in der Gegend wohne. Dann bist du im
Pinsel
verschwunden, und ich bin allein ins Bettchen gekrochen.« Sie sah ihn auffordernd an.
    »Das tut mir leid«, sagte er hemmungslos, »aber vielleicht begegnen wir uns da drin ja noch mal. Ich danke dir jedenfalls einstweilen.«
    Damit ließ er sie hocken und wanderte wieder zu seiner alten, schwarzen Pallas. Wider Erwarten fand er in der Weberstraße einen Parkplatz und stiefelte in den
Pinsel
.
    Der Kellner vom Dienst, Gotthold, begrüßte ihn freundlich. »Na, Mann, alles klar? Was macht die Birne?«
    Baltasar betrachtete ihn mißtrauisch. »Danke, alles bestens. Sag mal, ich hab nen Filmriß. War ich gestern hier?«
    Gotthold grinste. »Körperlich.«
    »Wieso?«
    »Wenn geistig, dann aber hochprozentig! Du hast bis kurz vor fünf da hinten in der Ecke gestanden und Leichengeschichten
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