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Morag und der magische Kristall

Titel: Morag und der magische Kristall
Autoren: Dawn A. Nelson
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habe. Sie hielt den Kristall fest mit einer Hand umklammert.
    »Ich denke, dass bin ich durchaus«, gab sie zurück, die Augen voller Feuer. »Ich denke, Sie werden herausfinden, dass ich das Auge habe und dass es an mir ist zu entscheiden, was damit geschieht. Und ich habe beschlossen, dass ich das Richtige tun werde. Ich bringe es nach Marnoch Mor zurück.«
    Devlish war verblüfft. Niemand hatte je zuvor so mit ihm gesprochen, erst recht kein kleines Mädchen. Er kniff verärgert die Augen zusammen.
    »Sei nicht dumm, Kind. Gib mir den Kristall, bevor du mich noch weiter erzürnst. Es wird besser für dich sein.« Er öffnete seine weiße, skelettartige Hand und streckte sie nach dem Stein aus. Lange schwarze Nägel bogen sich an den Enden seiner spitz zulaufenden Finger. Morag schüttelte den Kopf.
    »Nein!«, sagte sie schlicht.
    »Gib ihn mir, Mädchen!«, verlangte Devlish und kam näher. Er ließ sie keinen Moment lang aus den Augen. Morag trat zurück.
    »Nein!«
    »Dann werde ich ihn mir holen!« Er wollte ihren Arm packen und ihr den Stein entwinden, aber sie war zu flink für ihn. Sie huschte rechtzeitig zur Seite, sodass Devlishs grässliche, krallenartige Finger in die leere Luft griffen. Sie rannte über die Pier, dicht gefolgt von dem Zauberer, dessen Gesicht jetzt zu einer Grimasse des Zorns verzogen war.
    Das Holz war nass und glitschig, und es fiel ihr schwer, auf den Füßen zu bleiben. An einer Stelle rutschte sie so übel aus, dass ihr Oberkörper nach vorn kippte und sie um ein Haar der Länge nach hingeschlagen wäre, aber es gelang ihr, das Gleichgewicht wiederzufinden und weiterzulaufen, während Devlish näher kam.
    Kyle jagte hinter ihnen her. Er durfte nicht zulassen, dass der Zauberer Morag zu fassen bekam. Es war nicht auszudenken, was Devlish mit ihr machen würde, wenn er sie erst einmal geschnappt hatte.
    Morag rannte, bis sie das Ende der Pier erreichte. Unter ihr wirbelte und schäumte das kalte schwarze Wasser, und Morag fragte sich flüchtig, ob dies die Stelle war, an der man die ertrunkene Dienstmagd gefunden hatte. Sie verbannte den schrecklichen Gedanken aus ihrem Kopf und drehte sich zu dem näher kommenden Devlish um. Ihr Herz hämmerte wild, als sie nach etwas Ausschau hielt, mit dem sie sich schützen konnte, aber sie fand nichts.
    Als Devlish sah, dass er sie in der Falle hatte, verlangsamte er seinen Schritt und schlenderte lässig über die Planken auf sie zu. Mit einem selbstgefälligen Lächeln kam er immer näher und im Mondlicht wirkten seine Züge noch böser. Morag bewegte sich langsam rückwärts, bis ihre Absätze gefährlich über den Rand hinaushingen. Noch einen Schritt, und sie würde in das eisige Wasser stürzen.
    »Nun, nun, nun, junge Dame, jetzt steckst du ein wenig in der Klemme, nicht wahr?«, stellte Devlish fest. »Wie willst du dich jetzt befreien? Mmh?«
    Morag antwortete nicht.
    »Was ist los? Hat eine Ratte deine Zunge gefressen?«, höhnte der Zauberer. Er kam noch ein wenig näher und beugte sich zu ihr herunter, bis sein Gesicht direkt vor Morags war. Dann zischte er: »Gib mir den Kristall! Gib mir den Kristall, oder dein Freund dort hinten stirbt!« Er zeigte auf Kyle, der sich langsam auf sie zubewegte. Morag sah ihren Freund voller Furcht an, tat und sagte jedoch nichts. Devlish hob seinen Zauberstab und sandte mit einer kleinen Drehung eine Tirade greller Blitze in Kyles Richtung. Morag schrie auf, als Kyle in das eiskalte Meer unter ihm stürzte. Sie hörte ein lautes Spritzen und dann nichts mehr. Devlish wandte seine Aufmerksamkeit wieder Morag zu. Ein Lächeln umspielte seine Lippen.
    »Ah, nun«, sagte er, »ich sehe, deine Loyalität war nicht stark genug, um ihn zu retten. Du hast mir die Entscheidung abgenommen. Dadrin wird er keine fünf Minuten überleben. Und dasselbe gilt für deine Freunde auf dem Boot.« Er streckte abermals die Hand aus und richtete den Zauberstab auf die anderen. »Oder du könntest dem ein Ende machen. Jetzt gib mir den Kristall!«
    »NEIN!«, rief sie und riss den Kristall von ihm fort, wodurch sie den Halt verlor. Sie versuchte, das Gleichgewicht wiederzufinden, hatte aber ihre liebe Not damit. Wäre da nicht die skelettartige Hand gewesen, die die Vorderseite ihrer Uniform packte, wäre auch sie in die hungrigen Wellen hinabgestürzt. Devlish zog sie näher zu sich heran, weg vom Rand der Mole, so dicht, dass sie seinen ranzigen, nach verfaultem Fisch stinkenden Atem riechen konnte.
    »Weshalb bist
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