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Morag und der magische Kristall

Titel: Morag und der magische Kristall
Autoren: Dawn A. Nelson
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ihr mich? Und wenn es das Letzte ist, was ich tue, ich werde den Tod meines Vaters rächen!«
    Sie schrie ihnen hinterher, bis sie und die gezackte Küstenlinie von Murst nicht länger zu sehen waren. Niemand sprach, bevor sie sich weit genug von der Insel entfernt hatten und das grauenhafte Kreischen Mephistas sich im Heulen des Windes verloren hatte. Während die anderen nach vorn blickten, verließ Morag ihre Freunde und schaute zurück zu der dunklen Insel hinüber, die sich immer weiter entfernte. Die Dunkelheit schien die Insel zu verschlucken. Als sie einmal blinzelte, wirkte die Insel noch unwirklicher, und beim zweiten Blinzeln waren die gezackte Küstenlinie und die hohen Türme der Burg verschwunden, und nur noch offenes Meer umgab die Seekelpie .
    Sie waren alle erschöpft, aber zu aufgeregt und kribbelig, um zu schlafen. Trotz Kyles Bemühungen, sie dazu zu überreden, unter Deck zu gehen und sich ein wenig auszuruhen, blieben sie alle bei ihm auf der Brücke, bis die Nacht langsam dem frühen Morgen entgegendämmerte.
    Als Kyle bemerkte, dass Morag sich Wärme suchend an Shona drückte, bat er Bertie, ihr einen Becher warmer Suppe aus seinem Tornister zu geben, und ging nach unten, um ihr eine Decke zu holen. Noch bevor er die Luke erreichte, sah er, dass sie nur noch in einer Angel hing und das Schloss fehlte. Der ganze Niedergang war mit gesplitterten Holzstücken übersät. Er bückte sich, um eine verbogene Angel, einige Federn und Hebel aufzuheben, die einst ein Schloss gewesen sein konnten.
    »Tanktop!«, stieß er hervor. Kyle setzte behutsam einen Fuß vor den anderen, um nicht über die Trümmer zu stolpern, und hielt Ausschau nach Spuren des Wüterichs. Doch die Kajüte war leer. Aber der Dämon war nicht sang- und klanglos verschwunden. Die Überreste dessen, was einst der innere Griff der Luke gewesen war, lagen am Fuß der Treppe, bedeckt mit Zahnabdrücken. Kyles kleiner Tisch, an dem er so viele Mahlzeiten genossen hatte, war zerschmettert und in die Ecke geworfen worden. Teller, die er säuberlich in dem kleinen Schrank aufgestapelt hatte, lagen in Scherben auf dem Boden, und die Vorhänge des Bullauges waren zu trostlosen Lumpen zerfetzt worden. Aber es erwartete ihn ein noch schlimmerer Schreck. An die Decke hatte der Klappdämon eine Abschiedsbotschaft gekratzt:
    »TANKTOP WIRD EUCH FINDEN …«
    Als er mit einer Wolldecke zu den anderen nach oben zurückkehrte, hielt er es für das Beste, nichts zu sagen. Es hatte keinen Sinn, sie unnötig aufzuregen. Der Klappdämon war fort; das war alles, was er zu wissen brauchte.
    Während das besänftigende Brummen des Bootsmotors und das sanfte Plätschern der Wellen sie nach Hause trugen, begann der Morgen zu dämmern. Die Sonne schob sich gerade über den grauen Horizont, als wieder Land in Sicht kam.

Kapitel 20
     
     
    Als sie sich dem Hafen von Oban näherten, stand eine Gestalt in einer langen, flatternden Robe am Kai. Zuerst befürchtete Morag, Mephista könne ihnen irgendwie zum Festland vorausgeeilt sein, aber als sie noch näher kamen, konnte sie sehen, dass es sich bei der Gestalt nicht um eine Frau handelte, sondern um einen Mann. Seine Robe hatten eine dunkle Farbe – Blau, vermutete Morag – und in der rechten Hand hielt er einen langen Holzstab.
    Als sie in den Hafen einliefen, sah Morag ihn deutlicher, und trotz des fahlen Herbstmorgens konnte sie seine Gesichtszüge erkennen. Er war ein auffallender Mann mit kurzem braunem Haar – und er hatte eine wütende Miene aufgesetzt. Während Kyle das kleine Fischerboot zu einem Ankerplatz manövrierte, runzelte der Mann am Kai finster die Stirn.
    »Kennst du ihn?«, fragte Morag Shona. Die Drachenfrau antwortete nicht, sondern stand nur mit offenem Mund an Deck. »Aldiss«, rief Morag. »Wer ist das?«
    Der Rattenmann, der mit einem Keks so beschäftigt gewesen war, dass er den Mann am Ufer nicht gesehen hatte, blickte auf. Seine Schnurrhaare zitterten und richteten sich vor Angst auf.
    »Oh nein!«, rief er. »Ich sollte besser Bertie warnen.«
    »Warum? Wer ist das?«, fragte Morag schnell. »Ist er einer von Mephistas Handlangern? Aldiss?«
    Aber entweder ignorierte der Rattenmann sie oder er hatte sie nicht gehört, denn er jagte auf die Brücke zu, wo Bertie sich mit Kyle über die Fische in den Lochs von Marnoch Mor unterhielt. Zuerst war der Dodo nicht allzu glücklich über die Störung, bis Aldiss ihm etwas zuflüsterte. Mit besorgter Miene entschuldigte Bertie sich,
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