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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen
Autoren: Colleen McCullough
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Färberei Fabricius und den öffentlichen Bädern stand. Zur vierten Stunde des morgigen Tages würde ein Lucius Decumius sie im Erdgeschoß am Tor erwarten, um sie nach oben zu führen.

    Antistius Vetus’ Amtszeit als Statthalter in Hispania Ulterior war zwar verlängert worden, aber Caesar hatte sich nicht verpflichtet gefühlt, noch länger dort unten bei ihm zu verweilen. Schließlich fühlte er sich nicht durch eine persönliche Berufung gebunden; die Provinz war ihm durch das Los zugeteilt worden. Vielleicht wäre es ganz angenehm gewesen, noch ein bißchen länger in Hispania Ulterior zu bleiben, aber auf dem Forum ließ sich mit dem Posten einen Quästors kein Staat machen. Caesar war sich darüber im klaren, daß er in den nächsten beiden Jahren möglichst viel Zeit in Rom verbringen mußte: Die Römer sollten sich an sein Gesicht und an seine Stimme gewöhnen. Weil er bereits mit zwanzig die Bürgerkrone für außerordentliche Tapferkeit erhalten hatte, war ihm zehn Jahre vor dem üblichen Mindestalter von dreißig Jahren der Zugang zum Senat gewährt worden, und von Anfang an hatte er sich in dieser Kammer zu Wort melden dürfen und war nicht — bis er in ein höheres Amt als das des Quästors gewählt worden war — unter das Gesetz des Schweigens gefallen. Caesar hatte vorsichtigen Gebrauch von diesem Vorrecht gemacht; er war viel zu klug, um die Leute damit zu verärgern, daß er sich auf eine ohnehin schon viel zu lange Rednerliste setzen ließ. Er brauchte keine Reden, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, weil er den Beweis für seine Ausnahmestellung für jedermann sichtbar auf dem Kopf trug. Sullas Gesetz verlangte von ihm, bei allen öffentlichen Auftritten die Bürgerkrone aus Eichenlaub zu tragen, und alle, die ihn damit sahen, mußten sich erheben und ihm applaudieren, selbst die ehrwürdigsten Konsulare und Zensoren. Die Krone hob ihn aus der Masse heraus, machte ihn zu etwas Besonderem, ein Zustand, der ihm durchaus behagte. Vielleicht hätten andere sich möglichst viele mächtige Freunde zugelegt; Caesar zog es vor, seinen Weg allein zu gehen. Sicher, ein Mann brauchte eine Menge Klienten, mußte als ein Patron von besonderem Rang von sich reden machen. Caesar war fest entschlossen, nach oben zu kommen, aber nicht, indem er sich einer einflußreichen Clique anschloß. Cliquen pflegten ihre Mitglieder zu kontrollieren.
    Zum Beispiel die boni — die »guten Männer«. Von den vielen Faktionen im Senat waren sie die mächtigste. Häufig gelang es ihnen, die Wahlen zu bestimmen, die wichtigsten Gerichte zu besetzen, in den Versammlungen am lautesten zu brüllen. Und doch standen die boni für gar nichts! Allenfalls in der tiefverwurzelten Abneigung gegen jegliche Veränderung ließ sich so etwas wie eine gemeinsame Überzeugung erkennen. Caesar dagegen war für Veränderungen. Es gab so viele Dinge, die förmlich darauf warteten, verbessert oder abgeschafft zu werden. Wenn der Dienst in Hispania Ulterior ihn etwas gelehrt hatte, dann war es die Notwendigkeit von Umgestaltungen. Korruption in der Verwaltung und Habgier würden eines Tages das Imperium zerstören, wenn man ihnen nicht ein Ende bereitete, und das war nur eine der vielen Neuerungen, die er sich wünschte — und die er in die Tat umsetzen würde! Jeder Aspekt des römischen Staates bedurfte der Wachsamkeit, der Reglementierung. Aber die boni widersetzten sich aus Tradition auch den geringfügigsten Wandlungen. Das waren nicht Caesars Männer. Und Caesar war nicht sehr beliebt bei ihnen; ihre sensiblen Spürnasen hatten in Caesar bereits vor langer Zeit den radikalen Neuerer ausgemacht.
    Tatsächlich gab es nur einen sicheren Weg, auf dem Caesar gehen konnte — den eines militärischen Kommandanten. Doch bevor er eine von Roms Armeen befehligen durfte, mußte er es mindestens bis zum Prätor gebracht haben, und um seine Wahl in dieses Gremium von acht Männern, das die Gerichtshöfe und das Rechtssystem überwachte, zu sichern, mußte er die nächsten sechs Jahre innerhalb des pomerium verbringen, der geheiligten Stadtgrenze: auf Stimmenfang gehen, versuchen, sich in der chaotischen politischen Szene zu behaupten; seine Person in den Vordergrund stellen, Einfluß, Macht, Klienten, eine Gefolgschaft unter den Kaufleuten und Anhänger aller Art gewinnen. Und zwar für sich und nur für sich, nicht als einer der boni oder irgendeiner anderen Gruppe, die von ihren Mitgliedern verlangte, daß alle das gleiche dachten oder —
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