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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen
Autoren: Colleen McCullough
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Grund für ihr Zähneknirschen war. Das hofften auch die Sklaven, die ihr vorausgingen. Sie blickten sich erschrocken an, während ihre Herzen heftig zu klopfen begannen und der Schweiß ihnen aus den Poren trat.
    Servilia bemerkte davon nichts; ihre kurzen, stämmigen Beine öffneten und schlossen sich wie die Schere der Atropos, während sie vorwärts stürmte. Dieser verfluchte Caepio! Ja, jetzt konnte Brutus nicht mehr erben. Caepio hatte die Tochter von Hortensius dem Advokaten geehelicht, die aus einer der ältesten und erlauchtesten Plebejerfamilien Roms stammte, und Hortensia trug bereits ihr erstes Kind unterm Herzen. Und es würden viele Kinder folgen; Caepio war so wohlhabend, daß selbst ein Dutzend Söhne ihn nicht ruinieren konnten. Und Caepio selbst war gesund und kräftig wie alle Abkömmlinge, die aus der schändlichen zweiten Ehe hervorgegangen waren, die Cato der Zensor mit der Tochter seines Sklaven Salonius einging, als er bereits hoch in den Siebzigern war. Das war nun schon hundert Jahre her. Ganz Rom hatte damals darüber gelacht, bis man sich schließlich dazu durchgerungen hatte, dem alten Wüstling zu vergeben und die Abkömmlinge der Sklavin in die Reihen der berühmten Familien aufzunehmen. Sicher, Caepio könnte eines Tages einem Unfall zum Opfer fallen, wie es seinem leiblichen Vater Cato Salonianus ergangen war. Schon wieder dieses Knirschen von Servilias Zähnen: ein Hoffnungsschimmer? Doch Caepio hatte mehrere Kriege unbeschadet überstanden, obwohl er alles andere als ein Feigling war. Nein, nein, es hieß Abschied nehmen vom Gold von Tolosa. Brutus würde die schönen Dinge, die damit erworben worden waren, niemals erben. Und das war nicht gerecht! Immerhin war Brutus mütterlicherseits ein echter Servilius Caepio. Ach, könnte Brutus dieses dritte Vermögen doch nur erben; er wäre dann reicher als Pompeius Magnus und Marcus Crassus zusammen!
    Ein paar Schritte vor dem Haus des Silanus hasteten die beiden Sklaven auf die Eingangstür zu, hämmerten dagegen und waren nicht mehr gesehen, nachdem sie sich geöffnet hatte. Das Atrium war bereits verlassen, als Servilia und ihr Sohn es betraten. Es hatte sich bereits im Hause herumgesprochen, daß Servilia mit den Zähnen geknirscht hatte. Und deshalb warnte sie auch niemand vor dem Besuch, der in ihrem Wohnzimmer auf sie wartete; sie stürmte durch die Tür, in Gedanken immer noch beim Gold von Tolosa und Brutus’ Pech. Und dann fiel ihr wütender Blick ausgerechnet auf ihren Halbbruder Marcus Porcius Cato, Brutus’ heißgeliebten Onkel.
    Es war eine neue Marotte von ihm, keine Tunika mehr unter der Toga zu tragen, weil das in den frühen Tagen der Republik so Sitte gewesen war. Und wäre Servilias Blick nicht so von Haß getrübt gewesen, dann hätte ihr eigentlich auffallen müssen, daß diese verblüffende und extravagante neue Mode (zu der er bisher noch keine Nachahmer überreden konnte) ihm durchaus stand. Mit seinen fünfundzwanzig Jahren befand er sich auf dem Höhepunkt seiner Gesundheit und Manneskraft. Während des Krieges gegen Spartacus hatte er ein hartes, entbehrungsreiches Leben geführt; er hatte wenig gegessen und nur Wasser getrunken. Auch wenn sein kurzgeschnittenes, leicht gewelltes, kastanienbraunes Haar einen rötlichen Schimmer hatte und die großen Augen von grauer Farbe waren, besaß er eine glatte, gebräunte Haut, und so machte es sich sehr gut, daß die rechte Hälfte des Oberkörpers von der Schulter bis zur Hüfte hinunter entblößt war. Er war schlank und unbehaart mit gut entwickelter Brustmuskulatur, flachem Bauch und einem rechten Arm, der die muskulösen Wölbungen genau an den richtigen Stellen hatte. Auf seinem sehr langen Hals saß ein gut geformter Kopf mit einem außerordentlich schönen Mund. Wäre diese erstaunliche Nase nicht gewesen, er hätte mit seinem Aussehen Männern wie Caesar, Memmius oder Catilina durchaus Konkurrenz machen können. Aber diese Nase war so hervorspringend und höckrig, daß sie alles andere zu glatter Bedeutungslosigkeit reduzierte. Eine Nase mit Eigenleben, sagten die Leute beinahe ehrfürchtig.
    »Ich wollte gerade gehen«, verkündete Cato mit seiner lauten, schrillen, unmelodischen Stimme.
    »Ein Jammer, daß du nicht schon weg bist«, murmelte Servilia zwischen den Zähnen.
    »Wo ist Marcus Junius? Man hat mir gesagt, du hättest ihn mitgenommen.«
    »Brutus! Nenn ihn bitte Brutus, wie alle anderen auch!«
    »Es gefällt mir nicht, wie man seit dem
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