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MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen
Autoren: Colleen McCullough
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Posten des Kurators der Via Appia zu bewerben. Von den Claudiern will keiner die Stelle.«
    »Auch so ein ruinöses Unternehmen! Das Schatzamt wird dir eine Sesterze für hundert Meilen gewähren, und du brauchst für jede Meile hundert Dinare.«
    Er hatte genug von dem Gespräch; wie immer, wenn sie mehr als ein paar Sätze wechselten, brachte sie das Thema auf das leidige Geld und warf ihm seine Gleichgültigkeit vor. »Ach, weißt du«, sagte er, während er die Schreibfeder vom Tisch nahm und in den Becher zurückstellte, »ich hatte einfach vergessen, daß immer alles so bleibt, wie es ist. In der Fremde habe ich angefangen, mir eine Mutter zurechtzuträumen, wie ein Mann sie sich wünscht. Aber das hier ist die Wirklichkeit: die ewige Leier von meinem Hang zur Verschwendungssucht. Gib es endlich auf, Mutter! Was dir wichtig ist, zählt für mich noch lange nicht.«
    Ihre Lippen wurden schmal, aber sie schwieg zunächst. Erst als sie sich erhob, sagte sie: »Servilia wünscht sobald wie möglich ein privates Gespräch mit dir.«
    »Wozu in aller Welt?«
    »Sie wird es dir zweifellos sagen, wenn es soweit ist.«
    »Kennst du den Grund?«
    »Ich stelle niemandem außer dir Fragen, mein Sohn. Auf diese Weise wird man nicht so oft angelogen.«
    »Du glaubst also, daß ich lüge?«
    »Aber natürlich.«
    Er stand langsam auf, ließ sich jedoch in den Stuhl zurückfallen, runzelte die Stirn und zog noch eine Schreibfeder aus dem Becher. »Eine interessante Frau, diese Servilia.« Er legte den Kopf auf die Seite. »Ihre Einschätzung von Bibulus’ übler Nachrede war erstaunlich präzise.«
    »Falls du dich erinnerst, ich habe dir vor Jahren schon einmal erzählt, daß sie die scharfsinnigste politische Beobachterin in meinem Bekanntenkreis ist. Aber du warst nicht so beeindruckt, daß du sie kennenlernen wolltest.«
    »Gut, und jetzt habe ich sie kennengelernt. Und ich bin beeindruckt — wenn auch nicht von ihrer Arroganz. Sie hat doch allen Ernstes versucht, sich mir gegenüber gönnerhaft zu benehmen.«
    Etwas in seinem Tonfall veranlaßte Aurelia, auf dem Weg zur Tür stehenzubleiben; sie drehte sich um und blickte Caesar eindringlich an. »Silanus ist nicht dein Feind«, sagte sie steif.
    Das reizte ihn zu einem Lachen, das sogleich wieder verschwand. »Gelegentlich finde ich auch Gefallen an Frauen, die nicht mit einem meiner Feinde verheiratet sind, Mater! Und ich glaube, ein bißchen Gefallen habe ich an ihr gefunden. Aufjeden Fall muß ich wissen, was sie von mir will. Wer weiß, am Ende will sie mich?«
    »Das kann man bei Servilia nie wissen. Sie ist undurchschaubar.«
    »Ein bißchen hat sie mich an Cinnilla erinnert.«
    »Laß dich nicht von romantischen Gefühlen täuschen, Caesar. Es gibt nicht die geringste Ähnlichkeit zwischen Servilia und deiner verstorbenen Frau.« Ihr Blick wurde sanft. »Cinnilla war ein liebes kleines Mädchen. Mit sechsunddreißig ist Servilia kein Mädchen mehr, und lieb ist sie schon gar nicht. Im Gegenteil, ich würde sagen, sie ist hart wie ein Marmorblock.«
    »Du magst sie nicht?«
    »Ich habe sie in ihrer Art ganz gern.« Diesmal drehte Aurelia sich erst an der Tür um. »Das Essen ist bald fertig. Ißt du hier?«
    Seine Züge entspannten sich. »Ich kann Julia doch nicht enttäuschen und heute abend ausgehen.« Dann fiel ihm etwas ein, und er sagte: »Ein seltsamer Junge, dieser Brutus. Nach außen hin wie Öl, aber tief drinnen vermute ich einen Kern aus Eisen. Julia schien ihn als ihr Eigentum zu betrachten. Ich hätte nicht gedacht, daß er ihr gefällt.«
    »Ich bezweifle es auch. Aber sie sind alte Freunde. Deine Tochter ist außergewöhnlich liebenswürdig. In dieser Hinsicht kommt sie ganz nach ihrer Mutter. Sonst gibt es ja auch niemanden, von dem sie dieses Merkmal geerbt haben könnte.«

    Servilia konnte einfach nicht langsam gehen, sie hatte ihren üblichen zügigen Schritt angeschlagen, und Brutus mühte sich noch immer, ihr zu folgen, diesmal jedoch ohne zu klagen. Die schlimmste Hitze war vorbei, und außerdem war er in Gedanken längst wieder bei dem unglückseligen Thukydides. Julia war für den Augenblick vergessen. Und auch Onkel Cato.
    Normalerweise hätte Servilia mit ihm geredet, aber heute nahm sie überhaupt keine Notiz von ihm. Sie war in Gedanken bei Gaius Julius Caesar. Sie hätten sich längst über den Weg laufen müssen, klein wie ihr Kreis war. Aber sie hatte ihn vorhin zum erstenmal gesehen, und bei seinem Anblick hatte sie fassungslos,
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