Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

MoR 04 - Caesars Frauen

Titel: MoR 04 - Caesars Frauen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
Junius Brutus.«
    Das Begrüßungslächeln fiel freundlich aus, und Brutus war sichtlich beeindruckt (was ich ihm auch geraten haben will, dachte Servilia, die noch immer beleidigt war). »Dein Sohn?« fragte Caesar sie über Brutus’ Schulter hinweg.
    »Ja.«
    »Hast du auch welche von Silanus?«
    »Nein, nur zwei Töchter.«
    Er hob eine Augenbraue und grinste. Und schon war er draußen.
    Der Rest des Treffens war, wenn nicht gerade eine Qual, so doch eine schleppende Angelegenheit. Lange vor der Stunde des Abendessens löste es sich auf. Servilia ging als letzte.
    »Ich möchte etwas mit Caesar besprechen«, sagte sie an der Tür zu Aurelia. Brutus stand hinter ihr und warf Julia verliebte Blicke zu. »Es wäre nicht ziemlich, mich unter seine Klienten einzureihen. Könntest du nicht eine private Unterredung arrangieren? So bald wie möglich?«
    »Natürlich«, sagte Aurelia. »Ich gebe dir Nachricht.«
    Keine Fragen, nicht der geringste Hinweis auf Neugier. Eine Frau, die sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmert, dachte die Mutter des Brutus voller Dankbarkeit, als sie zusammen mit ihrem Sohn das Haus verließ.

    War es gut, nach fünfzehn Monaten wieder zu Hause zu sein? Weder die erste noch die längste Abwesenheit, aber diesmal war es ein offizieller Anlaß gewesen, und das war ein Unterschied. Weil der Statthalter Antistius Vetus seinen Legaten nicht nach Hispania Ulterior mitgenommen hatte, war Caesar der zweitwichtigste Mann in der Provinz gewesen — Gerichtstage, Finanzen, Verwaltungsaufgaben. Ein einsames Leben, ständig unterwegs vom einen Ende der Provinz zum anderen, gewöhnlich im Eiltempo — da war nicht viel Zeit für Freundschaften mit anderen Römern geblieben. Kein Wunder, daß der einzige Mann, mit dem er sich ein bißchen angefreundet hatte, kein Römer war; kein Wunder auch, daß zwischen dem Statthalter Antistius Vetus und seinem Stellvertreter keine Vertrautheit entstand, auch wenn sie ganz gut miteinander zurechtgekommen waren und sich hin und wieder, wenn sie sich zufällig in derselben Stadt aufhielten, zu dem einen oder anderen Arbeitsessen getroffen hatten. Einen Nachteil hatte es, dem Patriziergeschlecht der Julier anzugehören: Bis jetzt waren sich alle seine Vorgesetzten der Tatsache bewußt gewesen, daß er von wesentlich erlauchteren Vorfahren abstammte als sie selbst. Nichts war für einen Römer so wichtig wie illustre Vorfahren. Und dieser Caesar erinnerte seine Vorgesetzten ständig an Sulla: die Abstammung, die brillanten Fähigkeiten, die körperliche Erscheinung, die kalten Augen.
    Nun, war es gut, wieder zu Hause zu sein? Caesar ließ den Blick durch sein wunderbar aufgeräumtes Arbeitszimmer schweifen — alle Flächen abgestaubt, jede Schriftrolle in ihrem Behälter oder ihrem Fach, nur ein Tintengefäß aus Horn und ein Tonbecher mit Schreibfedern verdeckten das Intarsienmuster aus Blüten und Blättern auf seinem Schreibtisch.
    Zumindest war die Ankunft in seinem Haus leichter gewesen, als er befürchtet hatte. Nachdem Eutychus ihm die Tür zu dem Raum voller schnatternder Weiber geöffnet hatte, wäre er am liebsten gleich wieder davongelaufen, aber dann war ihm klargeworden, daß er sich keinen besseren Anfang wünschen konnte; er mußte nicht darüber sprechen, wie leer ihm das Haus ohne seine geliebte Cinnilla erschien. Früher oder später würde die kleine Julia davon anfangen, aber nicht in diesen ersten Augenblicken, nicht, bevor seine Augen sich so weit an Cinnillas Abwesenheit gewöhnt hatten, daß sie sich nicht mehr mit Tränen füllten. Er konnte sich kaum noch erinnern, wie die Wohnung ohne sie ausgesehen hatte, mit der er hier wie mit einer Schwester zusammengelebt hatte, bis sie alt genug war, um seine Frau zu werden — sie war Teil seiner Jugend und seines Mannesalters gewesen. Seine geliebte Frau — und jetzt ein Häuflein Asche in einem dunklen Grab.
    Seine Mutter kam herein, kühl und reserviert wie immer.
    »Wer hat die Gerüchte über meinen Abstecher ins italische Gallien verbreitet?« fragte er sie und zog einen Stuhl für sie dicht neben seinen.
    »Bibulus.«
    Er setzte sich mit einem Seufzer. »Nun, das war zu erwarten.
    Wenn man einen Gnom wie Bibulus so beleidigt, wie ich es getan habe, dann schafft man sich damit einen Feind fürs Leben. Aber ich konnte ihn nun einmal nicht leiden.«
    »Und er kann dich noch immer nicht leiden.«
    »Es gibt zwanzig Quästoren, und ich hatte Glück. Das Los hat mir einen Posten weit weg von Bibulus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher