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Mops und Möhren

Mops und Möhren

Titel: Mops und Möhren
Autoren: Silke Porath
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klammern kann. Aber nicht mit uns: Eine knappe Stunde später liegt der Busch neben dem Kompost, und ich fülle gemeinsam mit Chris das enorme Loch mit frischer Erde auf. Der Schweiß, der mir von der Stirn tropft, würde gut und gern ausreichen, um eine komplette holländische Tulpenplantage zu wässern. Neidvoll blicke ich zu den Hunden, die unsere Schufterei komplett verpennt haben. Pünktlich zum Einrollen des leeren Plastiksackes rollt Earl sich auseinander. Mudel gähnt lautstark, reckt sich und marschiert hinter dem Mops her Richtung Buschwerk. Synchron heben sie die linken Hinterbeine und strullern gegen ein Astgerippe.
    »Ich hab mal gelesen, dass Katzen Zimmerpflanzen totpinkeln können«, gebe ich zu bedenken. Chris fährt herum und fuchtelt mit den Armen Richtung Hunde. Was die wenig beeindruckt – beide schnuppern verzückt an ihren eigenen Duftmarken und schlendern dann zum nächsten Busch.
    Ehe Chris die beiden mit dem Spaten davon überzeugt, dass der Urin von Rüden den langsamen und qualvollen Tod einer Pflanze bedeuten kann, quietscht das Gartentor. Das Scharnier würde auf der Stelle eine Stelle in einer Geisterbahn bekommen, wenn es sich denn für ein Gruselkabinett bewerben wollte. Der schrille Ton geht einem durch Mark und Bein. Earl jault zurück und Mudel bellt leise. Dann erkennen sie, wer da kommt und stürmen mit Karacho auf Rolf zu. Beide Hunde springen an seinen Beinen in die Höhe und er hat Mühe, nicht das Gleichgewicht zu verlieren, während er die beiden prallen Einkaufstüten hoch hält und somit einigermaßen vor den Hunden in Sicherheit bringt. Earls Sabbern zufolge befinden sich in der linken Tüte mindestens zwei Kilo Würstchen.
    »Würstchen?«, rufe ich Rolf zu.
    »Bockwurst«, brüllt der über das Gekläffe der Hunde hinweg zurück.
    »Mayo?«, schreit Chris. Er isst neuerdings immer Mayo zu seiner Wurst, seit er gelesen hat, dass das mit dem Cholesterinspiegel scheinbar doch nicht so tragisch sei, wie die Pharmaindustrie uns jahrelang weismachen wollte.
    »Klar doch!« Rolf schlängelt sich an den Hunden, die ihn wie die Indianer das Lagerfeuer umtanzen, zur Laube. Dort packt er die Tüten auf den wettergegerbten Tisch, an dem nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen blauen Lackierung klebt. Das blanke Holz ist erstaunlich gut in Schuss, verglichen mit dem Mobiliar im Inneren der Hütte. Vier Augenpaare – zwei davon auf Kniehöhe – sehen Rolf dabei zu, wie er die Schätze ausbreitet: Kartoffelsalat im Eimer, eingeschweißte Bockwürste, Chris’ geliebte Mayo, Ketchup für Earl – der Mops frisst seine Wurst ungern trocken, frische Bäckerbrötchen und zwölf Dosen Bier. Plus zwei Flaschen Mineralwasser, ein bisschen gesund soll’s schon sein. Selbst an den Einweggrill hat der Gute gedacht.
    Während die Portion Kohle in der Aluschale anglimmt, ritzen meine Jungs lustige Muster in die Würstchen. Ich verteile die Pappteller Marke ›Prinzessin Lillifee‹ – andere gab es laut Rolf nicht – auf dem Tisch, kappe mit der Rosenschere ein paar knospende Triebe und dekoriere sie auf dem Tisch. Bis die Würstchen gar sind, haben wir jeder eine Dose Bier intus. Die Hunde schleichen um den Minigrill, der auf einer zerbrochenen Waschbetonplatte auf dem Rasen steht.
    »Ganz schön idyllisch«, sagt Rolf und wendet die Würstchen. Rauchschwaden steigen in die Luft, als das Fett zischend in die Einwegkohlen tropft. »Könnt mich glatt dran gewöhnen.«
    »Klar, du hast ja auch nicht einen ganzen Urwald ausgerissen«, gebe ich zurück. Vorwurfsvoll halte ich ihm meine Hände unter die Nase. In den Handflächen sind deutlich rote Stellen zu erkennen. »Noch ein Busch mehr und ich hätte Blasen bekommen.«
    »Ooooooh«, machen die Jungs synchron.
    »Iiiiieeeetsch«, macht das Gartentor. Fünf Köpfe schnellen herum, zwei davon mit viel Fell dran. Und die kläffen auch sofort und stürmen auf ihren Stummelfüßchen auf den Besucher zu. Dass Earl mit dem Schwanz wedelt, kann angesichts des geringelten Etwas hinten am Hund dran nur ein Eingeweihter verstehen. Aber bei Mudel sieht man, dass sich zumindest der hintere Teil des Hundes freut. Unser unerwarteter Gast erkennt das offensichtlich nicht und ist schneller wieder draußen aus dem Garten, als ein Pups von Earl zur Detonation braucht.
    »Der tut nix«, ruft Chris. »Der will nur spülen!« Ich kichere – der Mann da am Gartentor kennt unseren WG-internen Gag ganz sicher nicht. Überhaupt sieht er nicht so aus, als ob ihm
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