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Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)

Titel: Monument 14: Roman (Heyne fliegt) (German Edition)
Autoren: Emmy Laybourne
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blicken. Durch den weißen Sprühnebel sah ich den Mittelschulbus. Alex’ Bus. Der Bus war tatsächlich noch unterwegs. Er war nicht ins Schleudern geraten. Anders als Mr. Reed hatte Mrs. Wooly die Kontrolle behalten.
    Ihr Bus preschte über den Parkplatz und hielt direkt auf den Haupteingang des Greenway-Superstores zu.
    Und ich dachte: Mrs. Wooly fährt das Ding einfach in den Greenway. Ich wusste, dass sie die Kids aus dem Hagel bringen würde, und das tat sie auch. Sie rammte den Bus mitten durch die Glastür des Supermarkts.
    Alex war in Sicherheit. Gut.
    Im selben Augenblick hörte ich ein erbärmliches Wimmern. Ich schob mich ein Stück vorwärts und spähte um den Fahrersitz herum. Vorne, wo der Bus gegen die Straßenlaterne gedonnert war, hatte es die Karosserie eingedrückt.
    Und das Wimmern kam von Mr. Reed. Er war hinter dem Lenkrad eingezwängt. Blut floss aus seinem Kopf wie Milch aus der Tüte. Bald verstummte das Wimmern. Aber darüber konnte ich jetzt nicht weiter nachdenken.
    Stattdessen blickte ich zur Tür, hinter der nun eine Wand aus Asphalt lag, und fragte mich, wie wir hier jemals rauskommen sollten. Wir kamen hier nicht raus. Die Windschutzscheibe hatte es gegen die Motorhaube gequetscht.
    Der Bus war ein einziges zerknautschtes Knäuel, das auch noch auf die Seite gekippt war. Und wir saßen drin fest.
    Josie Miller schrie . Alle anderen hatten sich instinktiv aus dem Hagel verzogen, aber Josie saß immer noch brüllend auf ihrem Sitz und ließ sich von den Eisklumpen verprügeln.
    Außerdem war sie voller Blut. Aber es war nicht ihr Blut – sie versuchte, den Arm ihrer Sitznachbarin zwischen zwei übel zugerichteten Sitzen hervorzuziehen. Ich erinnerte mich, wer neben ihr gesessen hatte: Trish. Der Arm war schlaff wie eine Nudel und rutschte Josie immer wieder aus den Fingern. Trish war offensichtlich tot, aber das wollte Josie nicht einsehen.
    Brayden war unter einem umgedrehten Sitz in Deckung gegangen. Der Typ war ein Vollidiot, der dauernd damit angab, dass sein Dad beim Luftwaffenkommando NORAD arbeitete. Jetzt holte er sein Minitab raus, um die panische Josie zu filmen, wie sie wieder und wieder nach dem glitschigen Arm griff.
    Ein Monsterhagelkorn traf Josie an der Stirn und riss eine lange, pinkfarbene Wunde in ihre dunkle Haut. Blut rann über ihr Gesicht.
    Wenn sie da sitzen blieb, im Hagel, würde sie sterben. Das war mir klar.
    » Scheiße! « , fauchte Brayden sein Minitab an. » Mach schon! «
    Ich musste was tun. Ich musste Josie helfen. Tu was. Hilf ihr.
    Doch mein Körper hörte nicht auf mein Gewissen.
    Da streckte Niko die Hände aus, packte Josie an den Füßen und zog sie unter einen verbogenen Sitz. Einfach so. Er streckte die Hände aus und zerrte sie an den Beinen zu sich, schützte sie mit dem eigenen Körper und hielt sie fest, während sie schluchzte. Wie ein Pärchen im Horrorfilm.
    Irgendwie hatte Nikos Heldentat den Bann gebrochen. Die anderen suchten nach einem Weg ins Freie. Astrid kroch nach vorne – sie wollte die Windschutzscheibe eintreten. » Hilf mir! « , rief sie, als sie mich auf dem Boden kauern sah.
    Ich glotzte nur auf ihren Mund. Auf ihren Nasenring. Auf ihre Lippen, die sich bewegten und Laute formten. » Nein « , wollte ich sagen. » Wir können da nicht raus. Wir müssen hierbleiben, im schützenden Bus. « Doch ich bekam die Worte nicht auf die Reihe.
    Astrid stand auf und brüllte in Richtung Jake und Co.: » Wir müssen in den Laden! «
    » Nein « , krächzte ich endlich. » Das geht nicht. Der Hagel bringt uns um. « Aber da war Astrid schon wieder hinten.
    » Versuch’s mit dem Notausgang! « , schrie irgendwer. Hinten zerrte Jake schon seit einiger Zeit an der Tür des Notausgangs, aber er bekam sie nicht auf. Ein paar Minuten lang herrschte pures Chaos. Ich weiß nicht, wie lang genau, denn mir war inzwischen ziemlich seltsam zumute. Als würde mein Kopf hoch über allem anderen schweben, wie ein Ballon.
    Bis ich ein sehr merkwürdiges Geräusch hörte: das Piep-Piep-Piep eines zurücksetzenden Schulbusses. Durch das Geschrei der anderen und den krachenden Hagel hörte ich dieses Piepen. Es war Wahnsinn.
    Piep-Piep-Piep , als würde der Bus auf einer Exkursion in den Mesa-Verde-Nationalpark am Besucherzentrum einparken.
    Piep-Piep-Piep , als wäre alles wie immer.
    Mit zusammengekniffenen Augen spähte ich ins Freie – und sah, wie Mrs. Woolys Grund- und Mittelschulbus rückwärts auf uns zusteuerte. Der Bus hatte starke
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