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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
Autoren: Robin Cook
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entlang auf die Wohnung zurannte, wirbelte er Unmengen davon vom mit Bauschutt übersäten Boden auf.
    Jack schloss die Wohnungstür auf und wollte gerade hinein, als ihn der Bauleiter aus einem der oberen Stockwerke erblickte und herunterrief, dass er unbedingt mit ihm über ein Problem mit den Wasserleitungen reden müsse. Jack schrie zurück, dass er im Moment keine Zeit dafür habe. In der Wohnung warf er seine Reisetasche aufs Sofa und riss sich die Sachen vom Leib. Auf dem Weg ins Bad hinterließ er eine Spur aus fallen gelassenen Kleidungsstücken.
    Als er sich im Spiegel betrachtete, zuckte er zusammen. Wie verschmierter Ruß zogen sich dunkle Stoppeln über seine Wangen und sein Kinn, und seine Augen waren rot gerändert und lagen tief in den Höhlen. Da er sich zwischen Dusche und Rasur entscheiden musste, nahm er nach kurzem Überlegen die Dusche. Er beugte sich über die Wanne und drehte beide Wasserhähne ganz auf. Doch leider kam nicht mehr als ein paar Tropfen: Das Problem mit den Wasserleitungen betraf offensichtlich das ganze Haus.
    Jack drehte die Wasserhähne wieder zu, sprühte sich großzügig mit Eau de Cologne ein und rannte ins Schlafzimmer. Er zog frische Unterwäsche und sein Smokinghemd an. Smokinghose und Jackett folgten. Er schnappte sich die Leisten- und Manschettenknöpfe und stopfte sie in eine Hosentasche. Die fertig gebundene schwarze Fliege landete in der anderen. Nachdem er in seine eleganten Schuhe gesprungen war, sein Portemonnaie in die hintere Hosentasche und das Handy in die Jacketttasche gestopft hatte, rannte er wieder hinaus in den Flur.
    Wieder brüllte der Bauleiter, dass er unbedingt mit ihm reden müsse. Jack machte sich nicht einmal die Mühe, ihm zu antworten. Jack rannte zu dem wartenden Taxi und sprang hinein.
    »Riverside Church!«, rief er.
    »Wissen Sie, welche Querstraße das ist?«, fragte der Fahrer und sah im Rückspiegel nach hinten.
    »Hundertzweiundzwanzigste«, stieß Jack kurz angebunden hervor. Er begann sich mit seinen Leistenknöpfen abzuplagen und ließ einen davon auf den Sitz fallen, wo er rasch in einem schwarzen Loch zwischen dem Sitz und der Rückenlehne verschwand. Jack versuchte, eine Hand in den Spalt zu schieben, doch es gelang ihm nicht, und so gab er es bald wieder auf. Stattdessen verwendete er einfach die restlichen Knöpfe und ließ das untere Knopfloch leer.
    »Heiraten Sie gleich?«, fragte der Fahrer, der immer wieder flüchtig im Rückspiegel nach hinten schaute.
    »Hoffentlich«, entgegnete Jack. Dann wandte er sich der nächsten Herausforderung zu, den Manschettenknöpfen. Er versuchte sich daran zu erinnern, wann er zum letzten Mal einen Smoking getragen hatte. Er wusste es nicht mehr, aber es musste damals in seinem früheren Leben als Augenarzt gewesen sein. Als Nächstes band Jack seine Schnürsenkel und klopfte sich den Staub von der Hose. Als Letztes schloss er den obersten Hemdknopf und hakte die Fliege in seinem Nacken zu.
    »Sie sehen großartig aus«, sagte der Fahrer mit einem breiten Lächeln.
    »Klar doch«, antwortete Jack mit seinem üblichen Sarkasmus. Er beugte sich vor und zog sein Portemonnaie heraus. Nach einem Blick auf das Taxameter holte er genug Zwanzigdollarscheine für den Fahrpreis heraus und noch zwei weitere obendrauf. Als der Fahrer auf den Riverside Drive einbog, ließ er das Geld durch die Plexiglasabtrennung auf den Vordersitz fallen.
    Vor ihm kam der sandfarbene Kirchturm der Riverside Church in Sicht. Er überragte die benachbarten Gebäude und stach durch seine gotische Architektur hervor. Vor der Kirche standen mehrere schwarze Limousinen. Abgesehen von den Chauffeuren, die an ihren Fahrzeugen lehnten, war niemand zu sehen. Jack sah auf die Uhr. Es war ein Uhr dreiunddreißig. Er war drei Minuten zu spät.
    Wieder riss er die Taxitür auf, bevor der Wagen stand. Über die Schulter brüllte er dem Fahrer ein Danke zu, während er hinaus auf die Straße sprang. Er knöpfte sein Jackett zu, während er, immer zwei Stufen auf einmal nehmend, die Stufen zur Kirche hinaufraste. Wie eine Fata Morgana stand plötzlich Laurie vor ihm in der offenen Tür. Sie trug ein wunderschönes weißes Brautkleid. Aus der Kirche hinter ihr drang kraftvolle Orgelmusik.
    Jack blieb stehen, um den Anblick in sich aufzunehmen. Er musste zugeben, dass sie hübscher aussah als je zuvor, geradezu strahlend. Das Einzige, was den Gesamteindruck ein wenig trübte, waren ihre Hände, die sie zu Fäusten geballt herausfordernd
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