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Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Montgomery u Stapleton 06 - Crisis

Titel: Montgomery u Stapleton 06 - Crisis
Autoren: Robin Cook
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ziemlich kühlen, komischen Kauz gehalten, der nur zum Schein mit seiner Frau verheiratet war.«
    Leona warf die Zeitschrift zur Seite und folgte Craig hinaus in die Nacht. Er dachte daran, irgendetwas Philosophisches über das Leben zu sagen, verwarf diesen Gedanken aber sofort wieder. Er glaubte nicht, dass Leona ihn verstehen würde, und befürchtete, er wäre nicht in der Lage, es ihr zu erklären. Keiner von ihnen sprach, bis sie das Auto erreichten.
    »Soll ich fahren?«, fragte Leona.
    Craig schüttelte den Kopf, öffnete Leona die Beifahrertür, ging um den Wagen herum und setzte sich ans Steuer. Er ließ nicht sofort den Motor an. »Das Konzert haben wir offensichtlich verpasst«, sagte er, während er durch die Windschutzscheibe hinausstarrte.
    »Das ist noch milde ausgedrückt«, sagte Leona. »Es ist schon nach zehn. Was möchtest du denn jetzt gerne machen?«
    Craig hatte nicht die geringste Ahnung. Aber er wusste, dass er Jordan Stanhope anrufen musste, und diese Aussicht behagte ihm ganz und gar nicht.
    »Einen Patienten zu verlieren muss für einen Arzt das Schlimmste sein«, sagte Leona.
    »Manchmal ist es schlimmer, mit den Überlebenden umzugehen«, antwortete Craig, ohne zu ahnen, wie recht er damit haben sollte.

New York City
    19.10 Uhr
     
    Dr. Jack Stapleton saß schon länger in seinem winzigen Büro im vierten Stock des rechtsmedizinischen Instituts, als er sich eingestehen mochte. Sein Bürokollege Dr. Chet McGovern hatte ihn kurz nach vier alleine zurückgelassen und war zum Training in sein schickes Fitness-Studio in Midtown gefahren. Wie schon oft hatte er versucht, Jack zum Mitkommen zu überreden. Seine Beschreibungen der neuesten attraktiven Teilnehmerinnen aus seinem Body-Sculpting-Kurs, deren hautenge Outfits nichts der Phantasie überließen, waren mehr als enthusiastisch. Jack hatte mit seiner üblichen Erwiderung abgelehnt, dass er in sportlicher Hinsicht doch lieber selbst aktiv wurde, statt nur zuzuschauen. Er konnte kaum glauben, dass Chet eine mittlerweile so abgedroschene Erwiderung immer noch amüsierte.
    Um fünf Uhr hatte Dr. Laurie Montgomery, Jacks Kollegin und Lebensgefährtin, den Kopf durch die Tür gesteckt, um ihm zu sagen, dass sie sich auf den Heimweg machte. Sie wollte duschen und sich für das romantische Dinner umziehen, das Jack für sie beide an diesem Abend bei Elio’s organisiert hatte, ihrem New Yorker Lieblingsrestaurant. Im Laufe der Jahre hatten sie dort bereits eine Reihe von denkwürdigen Verabredungen gehabt. Sie hatte ihm vorgeschlagen, sie zu begleiten und sich ebenfalls ein wenig frisch zu machen, aber auch das hatte er abgelehnt und entgegnet, er stecke bis zum Hals in Arbeit und werde sie um acht im Restaurant treffen. Im Gegensatz zu Chet versuchte sie nicht, ihn umzustimmen. Normalerweise war Jack unter der Woche selten so einfallsreich, so dass sie zu fast allen Zugeständnissen bereit war, um solches Verhalten bei ihm zu fördern. Üblicherweise raste er abends todesmutig auf seinem Mountainbike nach Hause, spielte eine schweißtreibende Runde Basketball mit seinen Freunden aus der Nachbarschaft und aß gegen neun noch schnell einen Salat in einem der Restaurants an der Columbus Avenue, ehe er kurz darauf wortlos ins Bett fiel.
    Trotz seiner Behauptung hatte Jack gar nicht so viel zu tun, und vor allem während der letzten Stunde hatte er Mühe gehabt, etwas zu finden, womit er sich beschäftigen könnte. Schon bevor er sich an seinen Schreibtisch gesetzt hatte, waren alle ausstehenden Autopsiefälle soweit abgeschlossen gewesen. Doch an diesem Nachmittag zwang er sich zum Arbeiten, weil er sich ablenken wollte. Es war ein vergeblicher Versuch, die Angst in Schach zu halten, die seine geheimen Pläne für den Abend ihm einjagten. Entweder Arbeit oder Sport waren seit über vierzehn Jahren für ihn Balsam und Rettung, und daran wollte er festhalten. Unglücklicherweise fesselten die Aufgaben sein Interesse nicht wirklich, vor allem, da ihm allmählich endgültig die Arbeit ausging. Seine Gedanken schweiften nach und nach in verbotene Regionen, was ihm so sehr zu schaffen machte, dass er an seinem Vorhaben zu zweifeln begann. Da meldete sich plötzlich sein Handy. Er warf einen Blick auf die Uhr. Nicht einmal mehr eine Stunde. Er fühlte, wie sich sein Puls beschleunigte. Ein Anruf um diese Zeit war ein schlechtes Zeichen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es Laurie sein würde, war praktisch gleich null, also standen die Chancen ausgesprochen
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