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Monströs (German Edition)

Monströs (German Edition)

Titel: Monströs (German Edition)
Autoren: Chris Karlden
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Höhenkopfschmerzen. Das Hochgebirge bringt die Hormone durcheinander. Einige Menschen reagieren darauf eben mit heftigen Kopfschmerzen und Schlafstörungen.«
    Er lächelte bemüht zurück. Das waren ja hervorragende Aussichten. Er hatte Selma nichts von seinem Problem mit dem Schnee erzählt. Das hatte er niemandem außer Anna anvertraut. Es war ihm peinlich gewesen. Selbst sein Vater hatte nie davon erfahren, von dem Schneegrab, in dem sie ihn verbuddelt hatten, schon, aber nicht von den Konsequenzen. Bislang hatte er auch keine Mühe gehabt, sein Geheimnis zu wahren. Ihre Urlaube hatten sie am Meer verbracht und allzu oft hatte es in Frankfurt und Umgebung nicht geschneit und wenn doch, dann hatte er als Kind immer eine Ausrede gefunden, nicht vor die Tür gehen zu müssen. Als im letzten Jahr der Schnee ausnahmsweise einmal hoch gelegen hatte, hatte Martin seinen Vater gebeten, mit Paul Schlitten fahren zu gehen.
    »Es kann schon ein paar Tage dauern, bis sich dein Körper an die Höhenluft gewöhnt hat«, sagte Selma.
    »Das bedeutet, dass die Kopfschmerzen bleiben, bis ich wieder nach unten fahre. Du weißt ja, länger als drei Tage kann und will ich Paul nicht allein lassen.«
    »Warte es doch zuerst mal ab. Dein Vater kommt mit Paul schon zurecht.«
    Die Frage war eher, ob Paul mit Martins Vater zurechtkommen würde, dachte er.
    Er nickte und warf noch einen Blick aus dem Fenster. Überall nur Schnee. Ein Alptraum.
    »Hier arbeitest du also, sehr schön«, sagte er trotzdem. Alles andere wäre Selma gegenüber unhöflich gewesen. Und das hatte sie nicht verdient. Sie legte den Kopf schief und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Sie spürte, dass er es nicht so meinte, wie er es gesagt hatte. Vielleicht hatte auch ein gewisser Sarkasmus in seiner Stimme gelegen.
    »Ja, es ist toll. Aber es kann auch unangenehm hier oben werden.«
    Er wusste nicht, was sie meinte. Selma war begeisterte Skifahrerin und liebte die Berge. Deshalb hatte sie vor zwei Jahren Deutschland verlassen und diesen Job in der Schweiz angenommen. Nun sah er sie stirnrunzelnd an.
    »In der Hauptsaison komme ich manchmal wochenlang nicht von diesem Berg herunter und hier oben gibt es ja nichts außer diesem Hotel. Da kannst du leicht einen Lagerkoller kriegen«, sagte sie.
    Er nickte verständnisvoll. Für ihn wäre das nichts. Er hatte jetzt schon Beklemmungen, wenn er daran dachte, dass die letzte Bahn gegen 19.00 Uhr nach unten fuhr und es danach keine Möglichkeit mehr gab, das Tal bis zum nächsten Morgen zu erreichen.
    »Morgen kommen übrigens auch die Installateure und Fliesenleger, die die Sanitäranlagen neu gestalten sollen«, sagte Selma. »Die Leute sind allerdings von hier und fahren am Nachmittag wieder nach unten. Aber jetzt noch was Offizielles. Der Direktor hat mich auf dem Weg zu dir abgepasst. Er würde dich gern so schnell wie möglich sehen, um mit dir zu besprechen, was es für dich zu tun gibt.«
    Martin seufzte. Er hatte gehofft, dass ihm noch etwas Zeit zum Ausruhen bleiben würde. Am liebsten hätte er heute mit niemandem mehr reden wollen. Doch andererseits lenkte es ihn von seinen eigenen Problemen ab.
    »Also gut«, sagte er und zog seine Schuhe wieder an. Sie gingen über das Treppenhaus nach unten. Das Büro des Direktors lag gleich im ersten Gang, in unmittelbarer Nähe zum Treppenaufgang.
    »Hier ist es«, sagte Selma und blieb stehen. Ein Schild an der Wand verriet, dass dies das Vorzimmer des Direktors war. Selma klopfte an und führte ihn in das Zimmer. Dort gab es eine Theke und dahinter stand ein Schreibtisch mit einem Computer. Vor der Theke standen vier Stühle. Das erinnerte Martin unweigerlich an das Sekretariat einer Schule. Geradeaus befand sich eine massive Holztür. Ein Messingschild neben der Tür verkündete Büro des Direktors. Darunter stand der Name Walter Zurbriggen. Das Vorzimmer war leer und der Schreibtisch aufgeräumt.
    »Die Sekretärin ist, wie die meisten anderen Angestellten, heute Morgen in Urlaub gefahren. Jetzt ist nur noch die Notbesetzung im Hotel. Die wenigen Gäste, die noch da sind, werden gerade von Eugen abgefertigt und fahren spätestens mit der letzten Bahn ins Tal«, sagte Selma.
    Offenbar hatte der Direktor Selma und Martin hereinkommen gehört, denn nun öffnete sich die Tür seines Büros. Heraus trat ein pockennarbiger Mann mit einem grauen dicken Schnauzer, der ihm ein seehundhaftes Aussehen verlieh. Martin war mit einem Meter achtzig groß, aber Walter
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