Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)

Titel: Mondstahl - Die Schlucht (German Edition)
Autoren: Fabian Kaiser
Vom Netzwerk:
versetzte.
     
    „Eines der Biester hat dich erwischt. Aber sorge dich nicht deswegen. Garola verfügt über erstaunliche Heilkräfte.“
     
    Parus klammerte sich in seiner Bettdecke fest. Das Aufstehen bereitete ihm Schmerzen. Galenis nahm seine unsichere Hand und half ihm auf.
     
    „Komm, wir gehen zu ihr.“
     
    Parus stützte sich auf seinen Freund und gemeinsam gingen sie durch die große Holztür. Der Flur, auf den sie nun traten, war erfüllt von einem dezent modrigen Geruch. Die Wände und der Boden waren aus Holz, breite Teppiche hingen von der Decke herab. Auf einer Kommode stand ein Topf voll Erde, in dem zwanzig oder dreißig farbige Räucherstäbchen brannten. Das Schränkchen war ein Kunstwerk für sich. Es war aus dunklem, edlem Holz gefertigt, und jede der beiden Türen war mit einer aufwendigen Schnitzarbeit versehen. Auf der linken prangte ein Drache mit ausgebreiteten Schwingen und aufgerissenem Maul. Die Augen wirkten so real, dass Parus fast glaubte, das Biest würde ihn anstarren. Auf der rechten Seite war eine Spinne zu sehen. Die Gravierung war ebenfalls sehr kunstvoll und steckte voller Liebe zum Detail. Acht winzige Augen, acht spitz zulaufende Fangarme mit langen Stacheln. Der Künstler musste sehr viel Zeit in seine Arbeit gesteckt haben, denn man konnte sogar die dünnen Nackenhaare deutlich erkennen. Ein kalter Schauer lief Parus über den Rücken, als er ein weiteres Utensil auf der Kommode entdeckte: Einen menschlichen Schädel. Er war zumindest menschenähnlich, denn im Gegensatz zu Parus hatte der tote Kopf drei Augenhöhlen und spitzzulaufende Reißzähne. Im mittleren Auge steckte eine rote Rose, die vermutlich Garola dort hineingesteckt hatte. Der Zauberer trat neben ihn und klopfte ihm auf die Schulter.
     
    Auf ihrem weiteren Weg fragte Parus seinen Begleiter, was er in den vergangenen drei Tagen getan hatte.
     
    „Eine ganze Menge, mein Junge. Ich habe mit der Niederschrift über die Lossaren begonnen, die ich eines Tages als Band veröffentlichen will. Eine neue Lebensform zu entdecken und zu dokumentieren ist eine gewichtige Sache und eine große Ehre für einen Mann meines Standes.“
     
    Sie kamen an eine breite Tür, die mit goldenen Verzierungen geschmückt war. Galenis öffnete sie und half Parus einzutreten. Der Raum war verhältnismäßig groß und weitestgehend leer. Das einzige, was zu sehen war, waren zwei vollgepackte Tische, ein runder, blauer Teppich und einige Stühle, die in dessen Mitte standen. Auf einem der beiden Tische brodelten und schepperten diverse Kupfer- und Blechgeräte und sonderten bunte Farbschleier ab. Auf dem anderen befanden sich verkorkte Flaschen, in denen eingelegte Insekten und Tränke aufbewahrt wurden.
     
    In der Mitte des Raumes saßen Samoht und Garola sich gegenüber, augenscheinlich in ein Gespräch vertieft. Ewin flog derweil wild durchs Haus und spielte mit Garolas kleinen Helfern. Samoht sah Parus freudestrahlend an, winkte ihn zu sich.
     
    „Komm her, unsere Gastgeberin hat mit dir zu sprechen!“
     
    Parus und Galenis nahmen sich Stühle und gesellten sich zu den beiden. Der Blick des jungen Mannes galt einzig und allein Garolas seltsamen Äußeren. Die Weise erhob sogleich die Stimme:
     
    „Ich grüße dich, Bursche. Mein Name ist Garola und ich bin die, die ihr gesucht habt. Ich habe viele Stunden mit deinem zauberkundigen Begleiter gesprochen und einiges über dich und die Umstände deines Lebens erfahren. Und ich habe mich in seherische Träume begeben und Dinge gesehen, über die wir sprechen müssen. In einem Punkt sind wir uns absolut einig. Du hast eine große Zukunft vor dir.“
     
    Parus wusste nicht, was er erwidern sollte. Es war ihm unheimlich, dass die skurrile Erscheinung vor ihm Dinge von ihm wusste, über die er sich selbst nicht im Klaren war.
     
    „Noch bist du nicht der, der du sein wirst – der du sein musst, wenn du eine Rolle in der Geschichte Jahowals spielen willst.“
     
    Ihre gelben Augen lockerten sich und schenkten ihm einen warmherzigen Blick. Galenis meldete sich zu Wort:
     
    „Garola, du solltest ihm erzählen, was du gesehen hast.“
     
    „Ja, ihr habt Recht, Magier. Nun, Junge, ich sah viel Gutes und viel Schlechtes. Ich sah einen Krieger, in einer Rüstung aus edlem Metall und einem Schwert, geschmiedet aus dem Stahl der Gestirne – dem Stahl des Mondes“, raunte sie verheißungsvoll. Bei diesen Worten wurden Samoht und Galenis hellhörig. Garola fuhr
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher